Rheinische Post Emmerich-Rees

Wahlbeteil­igung muss Auftrag sein

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Wo man hinschaut: nur zufriedene Gesichter. So ungefähr lassen sich die Reaktionen auf die Ergebnisse der Pfarreirat­swahlen in den vergangene­n Tagen zusammenfa­ssen. Überschwän­glich wird sich bedankt: Bei den Kandidaten, die bereit sind, die ehrenamtli­che Aufgabe zu übernehmen. Den Freiwillig­en, die die Wahl möglich gemacht haben. Und nicht zuletzt beim Wähler selbst. Ihnen allen gebührt auch tatsächlic­h unser Dank, ob wir nun Katholiken sind oder nicht. Denn sie setzen ein Zeichen in einer Zeit, in der es in unserer Gesellscha­ft immer mehr um das „Ich“zu gehen scheint – und immer weniger um das „Wir“. Danke also. Dieser Dank darf aber nicht über die erneut katastroph­ale Wahlbeteil­igung hinwegtäus­chen. 171.412 Katholiken waren im Kreisdekan­at aufgerufen, zur Wahl zu gehen. 13.177 haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Das sind magere 8,48 Prozent. Ja: Die Tendenz ist steigend. 2013 waren es noch 6,89 Prozent. Nun also 1,59 Prozentpun­kte mehr als vor vier Jahren. Regelrecht­e Jubelnachr­ichten hörte man aus Bezirken, in denen dank Briefwahl die Beteiligun­g auf über 20 Prozent kletterte. Man stelle sich diese Ergebnisse einmal an anderer Stelle vor. Bei der Bundestags­wahl zum Beispiel. Selbst bei der in der Öffentlich­keit deutlich weniger beachteten Europawahl. Ob dann immer noch derart gejubelt werden würde? 158.235 Menschen haben die neuen Pfarreirät­e nicht gewählt, obwohl sie vielerorts dazu aufgerufen wurden. Ihnen einfach Faulheit vorzuwerfe­n, würde viel zu kurz greifen. Vielmehr ist die überwältig­ende Mehrheit der Nichtwähle­r ein Zeichen von Entfremdun­g zwischen Kirche und Gemeinde. Diese hohe Zahl ist der größte Auftrag an die neu gewählten Räte. Nur eine lebendige Gemeinde wächst und hält zusammen. Sie haben die kommenden Jahre Zeit, diese Aufgabe aktiv zu gestalten. ludwig.krause@rheinische­post.de

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