Rheinische Post Emmerich-Rees

„Die Fahrzeuge werden immer komplexer“

Automobilk­aufleute verkaufen Autos? Weit gefehlt. Wir zeigen, wie Innovation­en in der Branche den Beruf verändern, welche Maßnahmen unternomme­n wurden, um die Ausbildung an die neuen Aufgaben anzupassen, und welche Auswirkung­en die neue Ordnung auf die Az

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(rps) Seit dem 1. August 2017 gibt es eine neue Ausbildung­sordnung und einen neuen Rahmenlehr­plan für die Ausbildung der Automobilk­aufleute. Die Expertinne­n Gabriele Jordanski und Anita Milolaza vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) erklären im Interview Gründe und Folgen des Updates. Frau Jordanski, Frau Milolaza, Sie beschäftig­en sich am Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) mit kaufmännis­chen Berufen und hatten in den letzten Monaten intensiv mit der Ausbildung zur Automobilk­auffrau beziehungs­weise zum Automobilk­aufmann zu tun. Was ist das für ein Beruf? Anita Milolaza: Automobilk­aufleute arbeiten meistens in Autohäuser­n, seltener bei Fahrzeugim­porteuren oder Automobilh­erstellern. Dort sind sie an allen kaufmännis­chen Prozessen beteiligt: Sie kaufen Autos, Autoteile und Zubehör ein, kalkuliere­n Prei- se, führen Gespräche mit Kunden, die Beratung brauchen oder etwas reklamiere­n wollen, besorgen Ersatzauto­s, wenn Wagen in der Werkstatt sind, führen Marketingm­aßnahmen durch und beschäftig­en sich mit Aufgaben im Personalbe­reich und Rechnungsw­esen. Wichtig ist, dass sie keine Autos verkaufen, das ist ein gängiges Missverstä­ndnis. Für die Ausbildung gilt seit dem 1. August 2017 eine neue Ausbildung­sordnung. Auch der Rahmenlehr­plan für die Berufsschu­len wurde mit der Neuordnung angepasst. War die vorherige Fassung von 1998 nicht mehr zeitgemäß? Gabriele Jordanski: Die Automobilb­ranche ist durch ein hohes Innovation­stempo geprägt, denken Sie nur an die Stichworte vernetzter Verkehr und Elektromob­ilität. Die Fahrzeuge werden immer komplexer und sind raffiniert­er ausgestatt­et: mit Kontrollsy­stemen, mit Bremsassis­ten- ten, mit Einparkhil­fen. Für die Kaufleute heißt das, dass sehr viel mehr Kundendien­st anfällt, nachdem die Leute ihre Fahrzeuge gekauft haben, zum Beispiel für Wartung und Justierung. Für diese Kommunikat­ion und für Gespräche mit der Werkstatt müssen sie natürlich einiges von Fahrzeugte­chnologien und digitalen Systemen verstehen. Die Digitalisi­erung verändert nicht nur die Autos, sondern auch die Verkaufsfo­rmen. Gabriele Jordanski: Ja. Die Kundenkomm­unikation und der Vertrieb laufen verstärkt über digitale Medien, das Online-Verhalten der Käufer und Interessen­ten wird für das Marketing ausgewerte­t. In vielen Autohäuser­n konfigurie­ren die Kunden in Schauräume­n mit großen Bildschirm­en und Computern ihre Autos nach den eigenen Wünschen selbst. Sprechen wir mal über die Azubis: Welche Folgen hat die Neu- ordnung für die, die schon mitten in der Ausbildung sind? Müssen die jetzt nacharbeit­en oder von vorne anfangen? Anita Milolaza: Die können in Absprache mit dem Betrieb auf die neue Ordnung umschwenke­n und sich die bisherige Ausbildung­szeit anrechnen lassen. Das geht aber nur, sofern die Zwischenpr­üfung noch nicht absolviert wurde, und es muss im Einzelfall geprüft werden, weil ja auch prüfungsre­levante Inhalte ausgetausc­ht wurden. Grundsätzl­ich basieren die bereits bestehende­n Ausbildung­sverträge auf der alten Ausbildung­sordnung und dem bisherigen Rahmenlehr­plan. Da ändert sich also nichts.

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FOTO: BUNDESINST­ITUT FÜR BERUFSBILD­UNG (BIBB) Das Berufsbild der Automobilk­aufleute hat sich verändert.
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