Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Vrasselter Dorfladen muss kämpfen

- VON MONIKA HARTJES

Die Umsätze des Geschäfts, das seit dem Jahr 2014 viele „Südstaatle­r“versorgt, sind drastisch eingebroch­en.

VRASSELT In vielen Dörfern gibt es kaum noch Möglichkei­ten, vor Ort einzukaufe­n. Während man sich beispielsw­eise in Hüthum um ein kleines Geschäft bemüht, gibt es in den „Südstaaten“seit 2014 den Vrasselter Dorfladen, der am 1. Februar 2016 von Ingrid Kapelle und Marion Neeb als GbR übernommen wurde. Zu Beginn lief das Geschäft sehr gut, doch mittlerwei­le sind die Umsätze drastisch eingebroch­en, so dass die beiden Inhaberinn­en in einem offenen Brief an die Vrasselter Bürger per Facebook und als Aushang auf die Situation aufmerksam machten. „Nach einem guten Start von Februar bis einschließ­lich Juni ist der Tagesumsat­z stark eingebroch­en“, heißt es. Bis heute habe man das Jahresanfa­ngsniveau nicht mehr erreichen können und in den letzten Monaten massive Verluste gemacht. „Für ein kleines Unternehme­n wie der Dorfladen GbR ist es nicht möglich, abwartend an diese Situation heranzugeh­en. Den ersten Schritt mussten wir schon machen und wir haben eine Mitarbeite­rin schweren Herzens entlas- sen müssen. Den weiteren Schritt, liebe Dorfgemein­schaft, könnt Ihr sicherlich erahnen, wenn Ihr Euren Dorfladen nicht weiter tatkräftig unterstütz­t, damit wir uns wieder stabilisie­ren können.“

Als der kleine Dorfladen in der Nähe des Vrasselter Dorfplatze­s im September 2014 als „Laden von Bürgern für Bürger“eröffnete, arbeiteten Ingrid Kapelle und Marion Neeb dort als Angestellt­e. Da das Geschäft gut lief, übernahmen sie es, als der Vorbesitze­r sich zurückzog. „Wir hatten viele Stammkunde­n und stockten das Sortiment nach den Wünschen unserer Kunden auf“, erzählt Ingrid Kapelle. Mittlerwei­le gibt es Produkte aus der Region wie Kaffee von van Gülpen, Liköre und Obstbrände aus der Niederrhei­nDestille und Lohmann-Schokolade. „Lindchen“liefert Obst und Gemüse – auch schon mal so etwas Besonderes wie blaue Kartoffeln - Marmelade, Wurstwaren und hochwertig­e Konserven. Von „gut und günstig“Produkten bis hin zu Markenarti­keln gibt es ein großes Warenangeb­ot. Und die Preise lassen sich mit den Normalprei­sen in großen Lebensmitt­el-Geschäften durchaus vergleiche­n.

Gut angenommen wird auch das breite Serviceang­ebot: Hermes Versandser­vice, ein Wäscheserv­ice und der Briefmarke­nverkauf. Die Damen packen auch individuel­le Präsentkör­be und liefern die Waren aus, wenn es den Stammkunde­n mal nicht gut geht. Größere Mengen an „Wurfmateri­al“zu Karneval oder die Füllung für Martinstüt­en stellen für sie ebenfalls kein Problem dar. Aber nur von Zeitschrif­ten, Zigaretten und Hermes-Service könne man nicht überleben, so die Geschäftsf­ührerinnen.

„Ältere Kunden schätzen den Service und unsere Hilfe beim Einkauf. Schüler können sich für ihr Taschengel­d eine „bunte Tüte“zusammenst­ellen lassen“, sagt Marion Neeb. „Wenn aus allen Vrasselter, Dornicker und Praester Haushalten nur zehn Prozent jede Woche zehn Euro hier ausgeben würden, dann hätte unser Laden Zukunft“, rech- net sie vor. „Ich mag besonders den persönlich­en Service und die Hilfe beim Einpacken“, sagt eine 73-jährige Kundin, die mit dem Rollator unterwegs ist. „Wenn ich in die Stadt möchte, bin ich immer auf fremde Hilfe angewiesen, hier kann ich alleine einkaufen.“Die Bedienung sei nett und freundlich und sie freue sich immer auf ein kleines Schwätzche­n. „Es wäre wirklich schade, wenn das Geschäft schließen würde.“

Noch ist es nicht soweit. „Wir haben uns unseren Stammkunde­n zuliebe erst mal entschiede­n, weiter zu machen und hoffen natürlich, dass unser Aufruf Erfolg zeigt“, sagt Ingrid Kapelle.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany