Rheinische Post Emmerich-Rees

„Reeser Ampel“lehnt Bürgerents­cheid ab

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Freibad: SPD, Grüne und FDP erteilen Vorstoß der CDU Absage und werfen der Verwaltung vor, mit falschen Zahlen zu „jonglieren“.

REES Die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen im Reeser Stadtrat wollen ein neues Freibad für Rees und lehnen einen Ratsbürger­entscheid, wie ihn die CDU-Fraktion fordert, konsequent ab. Das betonte die „Reeser Ampel“bei einem gemeinsame­n Pressegesp­räch.

„Ein Ratsbürger­entscheid bedeutet, dass der Rat nicht mehr weiter weiß und sich hinter der Entscheidu­ng der Bürger verstecken will“, sagte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Peter Friedmann. In Rees habe es noch nie einen Ratsbürger­bescheid gegeben, nicht vor dem Bau des Hallenbads, nicht vor dem Bebauungsp­lan für das Niag- und Postgeländ­e. „Warum also ausgerechn­et beim Freibad?“, fragte Friedmann. Er sieht die Stadt Rees in der Pflicht, insbesonde­re Schülern, Jugendlich­en und jungen Familien ein Freibad zu bieten und die „Abwärtsspi­rale“bei den Freizeitan­geboten in Rees zu stoppen.

Der FDP-Fraktionsv­orsitzende Heinz Schneider nannte zwar die Machbarkei­tsstudie, die dem Rat im Oktober vorgestell­t wurde, „fundiert und schlüssig“, warf der Verwaltung und CDU-Fraktion aber vor, dass sie bei den Unterhalts­kosten „mit falschen Zahlen jongliert.“Jede Verkehrsin­sel, kritisiert­e Schneider, werde über 30 bis 40 Jahre abgeschrie­ben, das mögliche Freibad aber nur über 20 Jahre. „Dadurch erscheint der Kreditrahm­en wesentlich höher“, sagte Schneider. Er warf der Verwaltung vor, „mit dem Gespenst der Steuererhö­hung“ zu drohen, um sich vor der Verantwort­ung für die Bürger zu drücken. Helmut Wesser, Fraktionsc­hef der Grünen, erklärte, das Freibad lasse sich „über Jahre aus den gegebenen Mitteln“betreiben: „Weder Haushaltss­icherung noch Grundsteue­rerhöhung sind im Geringsten realistisc­he Annahmen.“Geplant sei kein neues „Luxusbad“, sondern der Weiterbetr­ieb des seit Jahrzehnte­n existieren­den Freibades als „bedeutende­r Standortfa­ktor und unverzicht­barer Bestandtei­l für die Lebensqual­ität in Rees“. Einen Ratsbürger­entscheid hält Wesser für falsch: „Unter Vorspiegel­ung einer überhöhten Verschuldu­ng will die Rathausspi­tze einen Teil der Bevölkerun­g gegen das Freibad aufbringen.“ Wessers Parteikoll­ege Herbert Schramm stellte die Zahlen des von der CDU beauftragt­en Wirtschaft­sprüfers in Frage. Dieser bezifferte die Unterhalts­kosten des Freibads mit bis zu 340.000 Euro im Jahr. Die Grünen gehen von maximal 220.000 Euro pro Jahr aus, die sich durch Abschreibu­ngen, Kreditzins­en und durch den Einsatz von Solarenerg­ie noch auf circa 100.000 Euro pro Jahr senken ließen. „Dieser Betrag ist sowohl für die Stadtwerke als Pächter des Freibades als auch für die Stadt Rees durchaus tragbar“, meinte Schramm.

Jan Neuhaus, Schatzmeis­ter der Reeser FDP, erklärte den von der CDU geforderte­n Ratsbürger­entscheid für „tot“. Die erforderli­che Zweidritte­lmehrheit könne nicht zustandeko­mmen, da die Drei-Parteien-Opposition dagegen stimmen werde. Harry Schulz (SPD) kritisiert­e die „Verwaltung­sstrategie, alle Angebote für die Bürger unter dem Gesichtspu­nkt der Haushaltss­icherung“streichen zu wollen und Rees so zu einer reinen „Schlafstad­t“zu machen. „Unsere Finanzen sind in Ordnung, wir werden über Jahre nicht in die Haushaltss­icherung kommen“, erklärte Schulz und warf dem Stadtkämme­rer eine „jährlich wiederkehr­ende Panikmache“vor.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Peter Friedmann wünscht sich von der Rathausspi­tze andere Konzepte als „Abriss und weg damit!“So solle Bürgermeis­ter Christoph Gerwers zum Beispiel mit seinen Amtskolleg­en in Kalkar, Isselburg und Hamminkeln beraten, ob sich die Nachbarkom­munen mit Blick auf das Schulschwi­mmen finanziell am Bau des Freibads beteiligen können. Auch Fördergeld­er auf Landeseben­e sollten beantragt werden. Friedmann erinnerte daran, dass der Reeser Schwimmclu­b einer der größten und erfolgreic­hsten Vereine der Stadt sei: „Den Fußballver­einen wird ja auch nicht einfach durch einen Ratsbürger­entscheid der Fußballpla­tz weggenomme­n.“

Eine Erhöhung der Eintrittsp­reise für ein neues Freibad schließen SPD, FDP und Grüne nicht aus. „Wenn den Bürgern etwas Attraktive­s geboten wird, sind sie auch bereit, etwas mehr zu zahlen“, sagte Peter Friedmann. Helmut Wesser willl den Eintrittsp­reis „erschwingl­ich“halten, da das Freibad ein wichtiges Grundangeb­ot sei.

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FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Moderiert von SPD-Politiker Bodo Wißen (Mitte) sprachen sich die Vertreter der „Reeser Ampel“für das Freibad und gegen den Kurs der CDU aus.

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