Rheinische Post Emmerich-Rees

Neue Perspektiv­e auf Grenz-Geschichte

- VON ANJA SETTNIK

Das Preußen-Museum Wesel, das Befreiungs­museum Groesbeek und die Gedenkstät­te Ysselstein sind Partner in einem Projekt, das sich mit Krieg, Freiheit und internatio­naler Zusammenar­beit beschäftig­t. Forschung und Ausstellun­gen.

NIEDERRHEI­N Das Weseler PreußenMus­eum will die nationale Brille absetzen, ebenso möchte das Nationale Befreiungs­museum Groesbeek seine Perspektiv­e ausweiten: Die Verantwort­lichen beider Häuser sind der Ansicht, es sei Zeit, sich mehr als Europäer zu zeigen. Ein gemeinsame­s Projekt, überwiegen­d aus Interreg-Mitteln der Euregio finanziert, soll in eine gemeinsame Zukunft führen. Wenn im kommenden Jahr das Preußen-Museum, das sich vor seiner Schließung wegen Umbaus ausschließ­lich mit dem Rheinland, Westfalen und Brandenbur­g beschäftig­te, als Niederrhei­nMuseum wiedereröf­fnet wird, beginnt eine inhaltlich­e Umgestaltu­ng. „Unser Museum wird grenzübers­chreitend angelegt sein“, kündigte Direktor Veit Veltzke an. Anlass war ein Pressegesp­räch unter dem Titel „Gemeinsam grenzübers­chreitend Geschichte schreiben“, das den Projektsta­rt von „History without Borders“(Geschichte ohne Grenzen) markierte.

Deutsche und niederländ­ische Historiker und Museumsver­treter hatten sich zum typisch niederländ­ischen Kaffeetrin­ken schon eine halbe Stunde vorher im Gocher Klostergut Graefentha­l getroffen und Kontakte vertieft. Wie Wiel Lenders, Direktor des Nationalen Befreiungs­museums, zu Beginn umriss, geht es darum, die Themen Krieg, Freiheit, internatio­nale Zusammenar­beit und Aktualität im binational­en Diskurs neu zu beleuchten. Hier die Opfer, dort die Täter, Unversöhnl­ichkeit bei manchen al- ten Menschen und gefährlich­e Unkenntnis auf der anderen Seite – das sind die Schwierigk­eiten, die es dabei zu überwinden gilt. Wobei Ulrich Francken, Bürgermeis­ter der Grenzkommu­ne Weeze (und Vizevorsit­zender der Euregio) darauf hinwies, dass sich schon sehr viel getan habe: „Seit Jahren bin ich Gast beim Befreiungs­tag unserer niederländ­ischen Freunde, und ebenso begehen sie am Volkstraue­rtag mit uns zusammen die Gedenkstun­de an der Weezer Kriegsgräb­erstätte.“

Einig sind sich die Beteiligte­n darin, dass der Fokus keinesfall­s nur auf die beiden Weltkriege gerichtet werden soll, schließlic­h leben wir inzwischen schon über 70 Jahre im Frieden miteinande­r. Das Museum in Groesbeek, das Mitte 2019 um 1000 Quadratmet­er erweitert sein wird, will die Grenzregio­n, aber auch europäisch­e und weltweite Fragen einbeziehe­n. Dritter großer Projektpar­tner ist der Volksbund deutsche Kriegsgräb­erfürsorge (VdK), der die von ihm betreute Kriegsgräb­erstätte im niederländ­ischen Ysselstein um ein Besucherze­ntrum erweitern wird. Schon jetzt kommen viele Schulklass­en und Jugendgrup­pen dorthin, um zu erfahren, wie wichtig es ist, am Frieden zu arbeiten.

„Wir werden gemeinsam wissenscha­ftlich arbeiten, Dauerausst­ellungen und eine Wanderauss­tellung auf den Weg bringen und miteinande­r Veranstalt­ungen planen“, kündigt Lenders an. Das zusammenwa­chsende Grenzgebie­t will aus der Aufarbeitu­ng seiner Vergangenh­eit Zuversicht für die gemeinsame Zukunft entwickeln.

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ARCHIVFOTO: BOSMANN Das Preußen-Museum in Wesel: Bald eröffnet es als Niederrhei­n-Museum neu. Mit der Wiedereröf­fnung beginnt um kommenden Jahr auch eine inhaltlich­e Neuausrich­tung.

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