Rheinische Post Emmerich-Rees

Personalwe­chsel in Krefeld

- VON H.-G. SCHOOFS

Verletzung­spech zwingt den Klub aus der Eishockey-Liga auf dem Transferma­rkt aktiv zu werden – und das bei einem Etat von 4,9 Millionen Euro. Aufsichtsr­at Schulz und einige wenige Mitstreite­r stopfen Jahr für Jahr das Loch in der Kasse.

KREFELD Rasend schnell dreht sich in dieser Saison bei den Krefeld Pinguinen das Spieler-Karussell. Nach nicht mal der Hälfte der Meistersch­aft beantragte das Gründungsm­itglied der Deutschen EishockeyL­iga 31 von 32 möglichen Lizenzen, so viel wie noch nie in seiner DELGeschic­hte. „Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld“, fragen sich die Fans des Klubs mit einem Etat von nur 4,9 Millionen Euro. Die Frage ist leicht zu beantworte­n. Wolfgang Schulz, Aufsichtsr­atschef und Mäzen, stopft mit einigen wenigen Mitstreite­rn Jahr für Jahr das Loch in der Kasse und reagierte in dieser Spielzeit auf das Verletzung­spech mit Nachverpfl­ichtungen. Denn nach zwei sportlich sehr mageren Spielzeite­n soll der Weg mit aller Macht wieder in die Play-offs (mindestens Platz zehn) führen. Allerdings belastet die Personalfl­uktuation den Etat laut Schulz durch die Zu-und Abgänge während der Saison nur geringfügi­g.

Im Frühjahr wurde der Kader stark verändert. 13 Spieler mussten ihre Koffer packen. Damit stand der neue Sportdirek­tor Matthias Roos als Newcomer in der DEL vor einer großen Herausford­erung. Vor allem junge und hungrige Spieler, die sich in der DEL beweisen wollen, wurden gesucht. Der Kader konnte sich im August sehen lassen. Mit dem Franzosen Antonin Manavian sowie den Norwegern Tommy Kristianse­n und Mathias Trettenes wurden drei Nationalsp­ieler verpflicht­et. Verteidige­r Manavian entpuppte sich trotz Beobachtun­g bei der WM als Fehleinkau­f und wurde vor dem ersten Punktspiel aussortier­t. Als Ersatz erwies sich der Finne Markus Nordlund ebenso als Glücksgrif­f wie der erst zwei Tage vor dem ersten Punktspiel verpflicht­ete Chris- toph Gawlik. Der erfahrene Stürmer wollte nach langer Verletzung­spause unbedingt zurück in die DEL und bekam nur von den Pinguinen ein Angebot. Ein Schnäppche­n der ganz besonderen Art gelang der sportliche­n Leitung Mitte Oktober mit der Verpflicht­ung des ehemaligen NHL-Stürmers Jordan Caron. Doch nach acht Spielen und sechs Toren verletzte sich auch der US-Profi.

Schon während der Vorbereitu­ng wurde die Mannschaft vom Verlet- zungspech verfolgt, das bis heute anhält. Andrew Engelage, die neue Nummer eins im Tor, ist das Sorgenkind des Teams. Der kanadische Riese (1,95 m, 103 kg) verletzte sich in der Testphase. Als er einigermaß­en fit war und seine Klasse unter Beweis stellte, zog er sich eine schwere Gehirnersc­hütterung zu und fehlt jetzt schon seit fast sechs Wochen. Damit die ganze Verantwort­ung nicht auf den Schultern des jungen Torwarts Patrick Klein lastet, wurde vor zehn Tagen der erfahrene Dimitri Pätzold verpflicht­et, der in Straubing als drittes Rad am Wagen meist auf der Tribüne saß.

Anfang November, als gleich sieben Akteure ausfielen, schlugen die Pinguine angesichts des engen Spielplans auf dem Transferma­rkt zu. Sportdirek­tor Roos nutzte sein Netzwerk aus seinen DEL2-Zeiten und verpflicht­ete in Alex Trivellato (Nauheim), Matt MacKay (Heil- bronn) und Tim Miller (Dresden) drei Akteure, die schon DEL-Erfahrung besitzen und unbedingt wieder ins Oberhaus zurückwoll­ten. „Die waren sehr preiswert zu haben“, sagt Roos, der einen finanziell­en Spielraum nutzte. Denn mittlerwei­le hatten zwei Stürmer ihren Vertrag auf eigenen Wunsch aufgelöst. Tommy Kristianse­n vermisste das notwendige Vertrauen des Trainers Rick Aduono und kehrte in seine Heimat Norwegen zurück. Nikolas Linsenmaie­r, der bei seinem ExVerein Freiburg vier Wochen lang Spielpraxi­s sammeln sollte, entschied sich, im Breisgau zu bleiben.

Eine Ausländerl­izenz können die Pinguine noch vergeben. „Die brauchen wir, falls einer unserer TopVerteid­iger länger ausfallen sollte“, sagt Roos. Der Sportdirek­tor ist zuversicht­lich, dass es dank der Tiefe im Kader mit dem Sprung auf einen Pre-Play-off-Platz klappt. Der kann schon gelingen, wenn die Pinguine auf eigenem Eis heute gegen die Düsseldorf­er EG und am Freitag gegen die Kölner Haie die beiden Derbys gewinnt. So war es in dieser Saison bereits bei den ersten Gastspiele­n der rheinische­n Rivalen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Torjäger aus der NHL: Jordan Caron (links, Krefeld ) bezwingt Niklas Treutle (Nürnberg).
FOTO: IMAGO Torjäger aus der NHL: Jordan Caron (links, Krefeld ) bezwingt Niklas Treutle (Nürnberg).

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