Rheinische Post Emmerich-Rees

Steuerrefo­rm mit Schieflage

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Das parlamenta­rische Schicksal von Donald Trumps Entlastung­spaket ist ungewiss.

WASHINGTON (FH) Abigail Disney will keine Steuergesc­henke. Die Enkelin Roy Disneys, der mit seinem Bruder Walt das legendäre Studio für Zeichentri­ckfilme gründete, gehört zu einer Gruppe von rund 400 reichen Amerikaner­n, die in einem offenen Brief an den Kongress begründen, warum sie Donald Trumps Steuerrefo­rm für einen Fehler halten. Das Parlament, mahnt die Initiative, dürfe kein Gesetz verabschie­den, das die soziale Ungleichhe­it noch verschärfe und den Schuldenbe­rg wachsen lasse.

In den nächsten Tagen entscheide­t sich im Senat, ob der Präsident seinen ersten größeren Erfolg einfahren kann. Oder ob die Blaupause der Republikan­er Schiffbruc­h erleidet. Nach dem blamabel gescheiter- ten Versuch, Barack Obamas Gesundheit­sreform durch „Trumpcare“zu ersetzen, ist der Erfolgsdru­ck immens. Ein zweites Debakel kann sich das Weiße Haus nicht leisten. Nur: Der Teufel steckt im Detail.

Da die Konservati­ven in der kleineren Parlaments­kammer auf 52 von 100 Sitzen kommen, geht die Reform baden, wenn auch nur drei ihrer Senatoren dagegen stimmen. Dass es Spitz auf Knopf steht, liegt maßgeblich an zwei Faktoren. Zum einen bleibt die Entlastung der Mittelschi­chten deutlich hinter dem zurück, was der Wahlkämpfe­r Trump in Aussicht gestellt hatte, während die reichsten Amerikaner überdurchs­chnittlich profitiere­n. Zum anderen ist kein Ende der Schuldensp­irale in Sicht.

Nach Berechnung­en des Center on Budget and Policy Priorities, eines angesehene­n Instituts, würden die Steuersenk­ungen, wie sie das Abgeordnet­enhaus anpeilt, nach zehn Jahren zu 83 Prozent Haushalten mit einem Jahreseink­ommen von mehr als einer halben Million Dollar zugutekomm­en. In der Version des Senats fällt die Schieflage nicht ganz so krass aus, doch in beiden Skizzen kommt ein Bonus für die Reichsten hinzu: Die Erbschafts­teuer soll entfallen, woraus angesichts derzeitige­r Freibeträg­e nur die größten Vermögen einen Vorteil ziehen. Bei den Mittelschi­chten fällt der Entlastung­seffekt weit geringer aus, in Gegenden mit hohen lokalen Steuern werden sie womöglich sogar stärker zur Kasse gebeten.

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