Rheinische Post Emmerich-Rees

Viele Fernzüge kommen zu spät

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Eigentlich sollen 81 Prozent pünktlich sein. Dieses Ziel ist nicht mehr zu schaffen, räumt Bahnchef Lutz ein.

BERLIN (dpa) Bahnkunden ahnen es schon länger: Nun räumt die Deutsche Bahn offiziell ein, dass sie ihr Pünktlichk­eitsziel 2017 nicht schaffen wird. „Wir sind bei der Pünktlichk­eit noch nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Bahnchef Richard Lutz der „Süddeutsch­en Zeitung“. Im Fernverkeh­r werde man 80 Prozent nicht mehr erreichen können. „Dafür ist zu viel passiert, gerade im zweiten Halbjahr. Das ärgert uns. Wir hatten den Kunden mehr versproche­n.“Als Grund nannte er Bauarbeite­n am Schienenne­tz.

Die Bahn hatte sogar eine Quote von 81 Prozent pünktliche­r Fernzüge für das Gesamtjahr angestrebt. Dabei wertet sie ihre Züge bis zu einer Verspätung von 5:59 Minuten als pünktlich. Im ersten Halbjahr erreichte sie die Zielmarke noch. Seit Mai lagen die Monatswert­e aber stets unter 79 Prozent, im Oktober sank die Quote sogar auf 74,3 Prozent. Schuld daran waren die Schäden am Gleisnetz nach den Herbststür­men „Xavier“und „Herwart“. Hunderte umgefallen­e Bäume und Äste in Oberleitun­gen und auf Gleisen führten dazu, dass auf mehr als 1000 Kilometern des Schienenne­tzes Abschnitte blockiert waren. Die Reparature­n dauerten Tage. Ihr langfristi­ges Ziel von 85 Prozent pünktliche­n Zügen will die Bahn aber nicht aufgeben, betonte Lutz. Der Vorwurf, die Bahn habe Strecken zu wenig gepflegt, sei falsch. Dennoch müsse sich die Bahn auf Stürme besser vorbereite­n. „Dazu gehört eine bessere Kontrolle der Vegetation an den Gleisen“.

Trotz des Ärgers rechnet der Bahn-Chef in diesem und im nächsten Jahr mit einer Rekordzahl bei den Fahrgästen. 2016 reisten die Kunden 139 Millionen Mal mit ICE und IC. Einen Beitrag zur weiteren Steigerung soll die neue Schnellbah­ntrasse Berlin-München leisten, die am 10. Dezember eröffnet wird. Der ICE-Sprinter wird von Berlin nach München nur noch knapp vier Stunden benötigen – „und zwar zwischen den Innenstädt­en. Wir sind damit in Schlagdist­anz mit dem Flieger.“Zugleich dürfte die Bahn weiterhin von der Air-Berlin-Pleite profitiere­n.

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