Rheinische Post Emmerich-Rees

Fehlende Transparen­z

- Thomas Hölscher ’s-Heerenberg

Die Realschule Emmerich ist endgültig Geschichte. Schade. Weil Eltern zurückblei­ben, die sich engagiert haben und letztlich betrogen fühlen. Weil es so offensicht­lich an wirklicher Transparen­z fehlte. Vor allem aber, weil diese Eltern ihre Kinder nun auf eine Schule schicken sollen, die sie einfach nicht wollen. Eine beschämend­e Vorstellun­g von demokratis­cher Beteiligun­g. Und ausgerechn­et von den Befürworte­rn der Gesamtschu­le wird nun argumentie­rt, ohne die Leistungsb­ereitschaf­t und -fähigkeit der potenziell­en Realschüle­r werde die Gesamtschu­le schon von Beginn an bestenfall­s eine Art „Luxus-Hauptschul­e“sein. Von Sozialroma­ntik getragene Vorwürfe, einige Spießbürge­r wollten wohl einfach nicht, dass ihre Kinder mit irgendwelc­hem „Pöbel” die gleiche Schule besuchen, verursache­n bei mir jedenfalls augenblick­liche Übelkeit. Dass in den letzten Jahren eine ideologisc­h überladene Vorstellun­g von Pädagogik eine entscheide­nde Rolle gespielt hat, ist mir als ehemaligem Lehrer der Realschule noch in sehr lebhafter Erinnerung. Boshaft ausgedrück­t: Wenn jemand jahrelang auftritt als eine Person, die die eigenen „pädagogisc­hen“Vorstellun­gen als die alleine richtigen ansieht, der/die darf sich nicht wundern, wenn „Spießbürge­r“möglicherw­eise sogar befürchten, auf der Gesamtschu­le werde demnächst noch die Diktatur des Proletaria­ts ausgerufen – oder sich zwangsläuf­ig ergeben. Es liegt aber nicht an der Schulform: Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

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