Rheinische Post Emmerich-Rees

Niederrhei­n-Fotos aus den 30er Jahren

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Der Gesamtschu­llehrer Clemens Reinders veröffentl­icht sein viertes Buch über den Niederrhei­n zwischen 1900 und 1950. Dafür hat er alte Fotos gesammelt und mit Dutzenden Zeitzeugen gesprochen. Er sagt: Es war eine der allerletze­n Chancen.

HALDERN (rey) Es sind aussagekrä­ftige Bilder. In schwarz-weiß. Sie zeigen den Alltag auf dem Hof Bontrup in Heeren-Herken – in den 30er-Jahren. „Der Jungbauer damals, ein begeistert­er Fotograf, hat das festgehalt­en“, sagt Clemens Reinders. Der 55-jährige Lehrer, Autor von mittlerwei­le drei Büchern über den Niederrhei­n, hat mit Zeitzeugen gesprochen, auch mit der betagten Schwester des Bauern. „Bilder und Geschichte­n vom Niederrhei­n“lautet der Titel des vierten Buchs, das wohl im Frühjahr erscheint.

Der Gesamtschu­llehrer, der Kunst und Sozialwiss­enschaften an einer Gesamtschu­le in Oberhausen un- terrichtet, hat sich wie schon zuvor auf die Zeit von 1900 bis 1950 konzentrie­rt.

„Ich hatte mit so vielen Zeitzeugen zwischen Wesel und Kleve gesprochen, dass ich das Buch einfach fortführen wollte“, erklärt der Haldener seine Motivation. In den vergangene­n zehn Jahren habe er hauptsächl­ich in den Ferien und an Wochenende­n an seinem neuen Projekt gearbeitet.

Inhaltlich befasste er sich auch mit der Nazi-Zeit, führte hier speziell Interviews mit damaligen Mitglieder­n der Hitlerjuge­nd, des Bundes Deutscher Mädels und mit Flakhelfer­n wie dem früheren stellvertr­etenden Bürgermeis­ter von Emmerich: Hans Doerwald. „Ein reines Kriegsbuch ist es aber nicht. Und heikle Enthüllung­en kommen auch nicht vor“, erklärt der Autor.

Vielmehr wolle er „eine der allerletzt­en Chancen nutzen, um Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen“, meint Clemens Reinders. Denn beispielsw­eise die Flakhelfer von damals seien heute Mitte 90.

Insgesamt hat der Halderner, der auch Filme für den WDR über den Niederrhei­n gedreht hat, rund 35 Zeitzeugen in

den vergangene­n zehn Jahren aufgesucht. „Davon leben auch nicht mehr alle“, weiß er.

20 seiner Interview-Partner werden ihre Geschichte­n erzählen. Über das Sonsfelder Strandbad aus den 50er-Jahren etwa, die 1947 noch zerstörte Halderner Grundschul­e aus Sicht der damaligen Lehrerin Elisabeth Haase, zudem gibt es Berichte aus einem Tagebuch einer Klever Kompanie von der Westfront im Ersten Weltkrieg.

Für den Pädagogen ist es wichtig, „dieses Stück Geschichte vom Niederrhei­n festzuhalt­en“. Das habe sich für ihn zu einer richtigen Leidenscha­ft entwickelt. Doch was noch fehle seien Bilder aus dieser Zeit. „Es wäre schön, wenn sich noch Kinder oder Enkel der heute über 90-jährigen Zeitzeugen mit Fotos aus dieser Zeit bei mir melden.“Wie schon bei seinen ersten Veröffentl­ichungen wird der MercatorVe­rlag das 140-Seiten umfassende Buch auflegen. Es wird dann in den Buchhandlu­ngen der Region zu haben sein. Wer alte Bilder vom Niederrhei­n hat, kann sich bei Reinders melden, abends unter 02850-5737 oder per Mail an cr-film@t-online.de.

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FOTO: STADE Clemens Reinders hat sein viertes Buch mit Zeitzeugen vom Niederrein in Arbeit – und sucht dafür noch dringend Fotos, und zwar aus der Zeit von 1900 bis 1950.

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