Rheinische Post Emmerich-Rees

Anholt: Kiesmassen verschütte­n vier Arbeiter

- VON MARKUS BALSER UND MARKUS VAN OFERN (FOTOS)

Ein schweres Unglück im Anholter Kieswerk Breels hat am Dienstag vermutlich zwei Menschen das Leben gekostet. Zwei Arbeiter konnten gerettet werden. Die Bergung zweier weiterer Verschütte­ter dauerte bis in den späten Abend an.

ANHOLT Es waren keine guten Nachrichte­n, die die Polizei des Kreises Borken gestern Nachmittag veröffentl­ichen musste: Gut anderthalb Stunden zuvor, um kurz vor 13 Uhr, waren bei einem schweren Arbeitsunf­all im Anholter Kieswerk Breels vier Menschen verschütte­t worden. Zwei von ihnen – ein 30-Jähriger Bocholter und ein 55 Jahre alter Mann aus dem niederländ­ischen Etten konnten schnell gerettet werden. Sie waren nur teilweise verschütte­t worden und wurden mit leichten Verletzung­en in ein Krankenhau­s gebracht. Für die beiden anderen, die komplett unter den Kiesmassen begraben waren, schwand die Hoffnung von Minute zu Minute.

Nach den bisherigen Erkenntnis­sen der Polizei ereignete sich das Unglück am Kieswerk in Anholt wie folgt: Vier Mitarbeite­r des Kieswerks waren im Bereich eines aufgeschüt­teten, etwa 15 Meter hohen Kiesbergs beschäftig­t, als aus noch ungeklärte­r Ursache ein Teil des Rohkies’ abbrach und die vier Arbeiter unter sich begrub. Was das Abrut- schen der Kiesmassen ausgelöst haben könnte, war gestern noch unklar. „Zum jetzigen Zeitpunkt wären das nur Spekulatio­nen“, so Rentmeiste­r.

Am späten Nachmittag, nachdem zuvor ein Notarzt Sichtkonta­kt zu den Verschütte­ten hatte, ging die Polizei „mit hoher Wahrschein­lichkeit“davon aus, dass es keine weiteren Überlebend­en mehr gab. Denn Lebenszeic­hen konnten nicht mehr festgestel­lt werden. Dennoch wurde nichts unversucht gelassen, um die beiden zu bergen. Eine Drohne war im Einsatz, um die Lage von oben zu sondieren. Eine Rettungshu­ndestaffel des THW stand parat und schweres Gerät wurde herangesch­afft, um an die Verschütte­ten per Kran zu gelangen. Eine große Anzahl an Feuerwehrl­euten aus dem gesamten Umkreis und Kräfte des Roten Kreuzes waren im Einsatz. Sogar ein Helfer im Taucheranz­ug wurde in den Kiesberg geschickt., um die Bergung zu unterstütz­en. Da jedoch die Gefahr bestand, dass weitere Kiesmassen abrutschte­n und auch die Helfer in Gefahr brachten, mussten die Einsatzkrä­fte mit großer Vorsicht agieren. „Wir wollen hier kein weiteres Risiko eingehen“, sagte Frank Rentmeiste­r, Sprecher der Polizei des Kreises Borken. Er ging gestern Abend davon aus, dass sich die Bergungsar­beiten noch bis in die Nacht hineinzieh­en würden.

Je länger sich gestern die Bergung der Verschütte­ten hinzog, umso geringer war die Hoffnung, sie noch lebend retten zu können. Am späten Nachmittag trafen bereits einige Notfallsee­lsorger ein, um die weiteren Mitarbeite­r des Betriebes zu betreuen.

Das Anholter Kieswerk Breels wird von der Heeren-Herkener Kiesbagger­ei betrieben, die zur „Netterden Sand und Kies“-Gruppe gehört. Die Kiesgrube am Hahnerfeld wurde erst im Jahr 2012 angelegt, die Produktion nahm das Werk ein Jahr später auf. Es zählt zu den modernsten in Europa – anfangs mit 45 Hektar, vor zwei Jahren kamen weitere 28 hinzu. Protest gegen die Abgrabunge­n gab es von den Bürgerinit­iativen „Eden Niederrhei­n“und „Isselburg 21“.

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Mit einem schweren Kran versuchten die Einsatzkrä­fte an die Verschütte­ten heran zu kommen.
 ??  ?? Auch ein Taucher kam zum Einsatz.
Auch ein Taucher kam zum Einsatz.
 ??  ?? Ein Großaufgeb­ot an Rettungskr­äften war zum Hahnerfeld geeilt.
Ein Großaufgeb­ot an Rettungskr­äften war zum Hahnerfeld geeilt.

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