Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Evergreen aus Emmerich

- VON ALEXANDER TRIESCH

Türchen Nummer 2 und 3*: Der Chor „happy sound 68“feiert im nächsten Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Doch dem Chor gehen langsam die Mitglieder aus. Entmutigen lassen will man sich

nicht: Für das Jubiläum haben die Sänger große Pläne.

EMMERICH Eine Frage und der Saal braust. „Könnt ihr heute auch im Stehen singen?“Johannes Wellen, Chorleiter von happy sound 68, kennt die Antwort bereits. „Natürlich können wir das, ich kann auch im Liegen singen“, ruft einer der Männer aus der hinteren Reihe. Wellen lacht. Er und sein knapp 40köpfiger Chor – überwiegen­d Frauen, aber auch ein paar Männer – sind seit den frühen 80er-Jahren ein eingespiel­tes Team. „Man kennt die Leute hier besser als manche Cousins oder Cousinen aus der Familie“, sagt Sefie Hirschberg, die schon dabei war, als Wellen den Chor 1983 übernommen hatte.

Es ist eine besondere Probe an diesem Montag im Aldegundis­heim in Emmerich. Das große Jubiläum steht vor der Tür. Im März feiert happy sound 68 sein 50-jähriges Bestehen. „Es wird eine Festmatine­e in der Stadthalle geben und im Oktober ein Festkonzer­t“, sagt Wellen. Im Dezember lädt der Chor zum Weihnachts­singen ein. Bis dahin heißt es: Proben, proben und noch mal proben. „2018 wird ein wichtiges Jahr für uns, das steht völlig außer Frage.“

Das andere wichtige Jahr trägt der Chor im Namen: 1968. Die Zeit, als die klassische­n Chöre Hochkonjun­ktur hatten, als das gemeinsame Singen für viele noch das große so- ziale Ereignis der Woche war, wie Wellen beschreibt. „Es war auch die Zeit, Musik einfach zu machen.“Also beschlosse­n die Emmericher, man brauche einen weiteren Chor. Vorbild war das Orchester von James Last. Aus seinen Evergreens, dem „Happy Sound“und 1968, dem Jahr der Studentenp­roteste, entstand der Chor. Auftritte führten die Gruppe nach Hamburg und München, nach Paris und ins italienisc­he Lago Maggiore. Bei Konzerten spielten sie unter anderem beim WDR in Köln. Musikalisc­h ist der Chor querbeet unterwegs: zwischen Schlager, Tanz- und Unterhaltu­ngsmusik. Gesungen wird auf Deutsch.

Als der Chor 1968 die ersten Töne gesungen hatte, war der 56-jährige Musik- und Deutschleh­rer Wellen aus Bochum noch Schüler und weit davon entfernt, eines Tages bei den Emmericher­n den Takt anzugeben. „Es macht mir viel Spaß, das zu machen. Ich habe noch immer viele Ideen, die ich umsetzen will.“Das wird jedoch immer schwierige­r – der Altersdurc­hschnitt unter den Mitglieder­n liegt bei mehr als 60 Jahren. Männliche Stimmen sind rar. „Früher hatten wir fast 55 Mitglieder. Da kam der Sopran noch schön hoch“, erklärt Wellen.

Für Sefie Hirschberg steht die Gemeinscha­ft im Mittelpunk­t. Ihr persönlich­es Highlight: ein Auftritt mit dem WDR-Rundfunkor­chester im Stadttheat­er Emmerich. „Das sind Sachen, die vergisst man nicht“, sagt sie. Dass der Chor vielleicht irgendwann nicht mehr singen kann, glaubt sie nicht. „Wir passen nämlich auch ganz gut auf unser Küken auf“, sagt Sefie. Gemeint ist Maike Löwner, 21 Jahre, neustes und jüngstes Mitglied im Chor. „Mich stört es nicht, dass ich hier die Jüngste bin. Ich singe einfach gerne und bin Musikerin durch und durch“, sagt sie. Video-Türchen: Für unseren Adventskal­ender hat der Chor ein Weihnachts­lied gesungen. Sie finden es auf den Facebookse­iten unserer Redaktione­n vom Niederrhei­n, zum Beispiel auf der Seite „RP Emmerich“oder via www.facebook.com/rp.emmerich

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