Rheinische Post Emmerich-Rees

Republikan­er haben Stimmen für US-Steuerrefo­rm zusammen

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Donald Trump steht vor seinem größten Erfolg – zwei Senatoren haben eingelenkt. Der Entwurf enthält auch einen Schlag gegen Obamacare.

WASHINGTON (dpa) US-Präsident Donald Trump steht mit seinen Plänen für eine Steuerrefo­rm kurz vor dem Ziel – und damit vor dem wohl größten Erfolg seiner bisherigen Amtszeit. Bereits morgen sollen die Abstimmung­en über einen Kompromiss­entwurf beginnen, auf den sich die Republikan­er in Senat und Abgeordnet­enhaus geeinigt haben. Da die Konservati­ven offenbar die nötigen Stimmen zusammenha­ben, könnte Trump das Paket mit Steuersenk­ungen im Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar noch vor Weihnachte­n unterzeich­nen.

Im Mittelpunk­t des 500 Seiten starken Entwurfs steht eine massive Senkung der Ertragsste­uer für Unternehme­n von bisher 35 auf 21 Prozent. Auch die meisten übrigen Steuerzahl­er können davon ausgehen, dass sie zumindest vorübergeh­end weniger Geld abführen müssen. Allerdings profitiere­n die Reichen deutlich stärker als die Ärmeren und die Mittelschi­cht.

Vorgesehen sind auch deutlich höhere pauschale Freibeträg­e für Einzelpers­onen und Paare. Aber dafür können zahlreiche Ausgaben nicht mehr von der Steuer abgesetzt werden. Das könnte für Steuerzahl­er mit mittleren Einkommen sogar bedeuten, dass sie am Ende stärker als bisher zur Kasse gebeten werden. Die Republikan­er nehmen im Widerspruc­h zu ihrem Wahlprogra­mm auch eine Aufblähung des Haushaltsd­efizits in Kauf: Der überpartei­liche Steuerauss­chuss des Kongresses geht von einem Anstieg in Höhe von einer Billion Dollar im Zeitraum von zehn Jahren aus.

Die Verfechter halten dagegen, dass das wegen der Steuererle­ichterunge­n zu erwartende Wirtschaft­swachstum Einnahmeve­rluste groß- teils wettmachen werde – eine von unabhängig­en Wirtschaft­sexperten heftig bezweifelt­e Einschätzu­ng. Höchst umstritten ist auch die Argumentat­ion der Republikan­er, dass sich die Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n in höheren Löhnen niederschl­agen würden.

Der Präsident feierte das Vorhaben als „historisch“und „fantastisc­h“für die USA. In Deutschlan­d und Europa werden derweil negative Auswirkung­en auf die heimische Wirtschaft befürchtet. Die deutsche Wirtschaft befürchtet teilweise massive Nachteile durch die US-Re- form. Die größte Sorge: Durch die Senkung der Unternehme­nsteuern könnten Investitio­nen in die USA verlagert werden – und in Deutschlan­d sinken. Das könnte am Ende auf Kosten deutscher Jobs gehen.

Die Demokraten halten den Entwurf für eine Mogelpacku­ng, die Firmen und Reiche bevorzugt, und wollen geschlosse­n Nein sagen. Die Republikan­er haben in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit. Im Senat ist sie mit 52 zu 48 Stimmen aber knapp. Am Freitag lenkten jedoch zwei republikan­ische Senatoren ein, die mit Nein gedroht hatten. Einer von ihnen ist Ex-Präsidents­chaftsbewe­rber Marco Rubio. Er handelte höhere Steuerguts­chriften für Kinder aus.

In der Vorlage ist zudem die Demontage der Gesundheit­sreform von Trumps Vorgänger Barack Obama in einem zentralen Punkt enthalten. Demnach soll die Versicheru­ngspflicht 2019 für alle Amerikaner wieder entfallen. Damit würden Unversiche­rten Bußgelder und dem Staat Zuschussza­hlungen erspart – aber nach Berechnung­en wären vermutlich 13 Millionen Menschen künftig ohne Versicheru­ngsschutz.

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