4:4 – Leverkusen mit Tor-Spektakel in Hannover
HANNOVER Heiko Herrlich machte keinen Hehl aus seiner Gemütslage. „Wir sind mit den Nerven fertig“, sagte er mit Blick auf das 4:4 bei Hannover 96. Immerhin: Bayer Leverkusens Serie dauert an. Das Remis ist inklusive DFB-Pokal die 13. Partie in Folge ohne Niederlage. Herrlichs Team überwintert in der Fußball-Bundesliga auf Platz vier (28 Punkte) und spielt am Mittwoch (18.30 Uhr) in Mönchengladbach um den Einzug ins Pokal-Viertelfinale.
„Zur Halbzeit hätten wir uns vielleicht noch über ein Unentschieden gefreut, aber nach dem Spielverlauf in der zweiten Halbzeit natürlich nicht mehr“, resümierte Rudi Völler, der trotz des nervenaufreibenden Geschehens einen zufriedenen Eindruck machte. „Wir sind dran“, betonte der Sportchef mit Blick auf die Tabelle. Das habe Leverkusen nicht nur am letzten Spieltag der Hinrunde gezeigt, sondern auch in den Vorwochen. „Das Spiel müssen wir jetzt schnell abhaken. Ab jetzt geht es nur noch um den Pokal.“
Vor dem ersten Tor setzte sich Lars Bender auf der rechten Außenbahn durch, flankte dann präzise zu Julian Brandt, der den Ball per Direktabnahme aus rund zehn Metern im Tor unterbrachte. Im direkten Gegenzug erzielte Ihlas Bebou aus etwa sechs Metern per Kopf den Ausgleich nach Vorarbeit von Julian Korb (12.). Nachdem Jonathan Tah in einem Strafraumduell Felix Klaus am Fuß getroffen hatte, entschied Schiedsrichter Sören Storks, nach- dem er die TV-Bilder angesehen hatte, auf Elfmeter. Niclas Füllkrug ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und brachte sein Team in Führung (21.).
Admir Mehmedi glich nur wenige Minuten später mit einem Schuss aus sehr spitzem Winkel aus. Vorausgegangen war ein Fehlpass von Salif Sané zu Karim Bellarabi, der ein Auge für den startenden Teamkollegen hatte. Quasi mit dem Pausenpfiff dann die erneute Führung der Gastgeber. Diesmal war es Felix Klaus, der Leno aus rund 17 Metern keine Chance ließ.
Beide Teams kämpften auch nach der Pause mit offenem Visier. Es war ein Fest für die Fans, die Trainer hingegen haderten mit ihren Defensivreihen. Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Leon Bailey lief nach kongenialem Pass von Kai Havertz frei auf das Tor zu – und vollstreckte zum 3:3. Auch beim 4:3 bewies der Jamaikaner seine Kaltschnäuzigkeit. Das Schlusswort hatte der Ex-Gladbacher Julian Korb, der nach Vorlage von Bebou und mehreren gescheiterten Klärungsversuchen den Ausgleich erzielte.
Insgesamt gehe das 4:4 „in Ordnung“, sagte Herrlich, der sich nach der Partie zumindest kurz in die Lage des neutralen Zuschauers begab. „Die Zuschauer hatten alle ihren Spaß, aber für uns Trainer ist so ein Spiel ein Leidensweg. Wir haben verpasst, nach dem 4:3 den Sack zuzumachen. Das ist etwas, was der Mannschaft noch fehlt.“
Die Frage, ob er mit Blick auf den seit Wochen überragenden Bailey die Geldkoffer ausländischer Klubs fürchte, konterte Völler damit, dass Bayer 04 in den vergangenen Jahren oft genug bewiesen habe, auch „Nein!“sagen zu können. Aber: „Wenn es ganz verrückte Summen gibt, müssen wir auch überlegen.“