Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Augen von Bette Davis

- VON ULRIKE CORDES

Eine Arte-Doku widmet sich dem turbulente­n Privatlebe­n des berühmten Hollywoods­tars.

BERLIN (dpa) Sie rauchte Dutzende Zigaretten am Tag, schätzte Gin mit Orangensaf­t, war viermal verheirate­t und hatte zahlreiche Liebhaber. Auf ihren Grabstein ließ sie den Spruch „Sie machte es auf die harte Tour“meißeln. Zeitlebens galt Bette Davis (1908 bis 1989) bei denen, die sie näher kannten, als dominant, intelligen­t und souverän – und doch wollte sie wohl vor allem geliebt werden. Zugleich war sie einer der größten Stars, die Hollywood hervorgebr­acht hat. Mit Filmen wie „Des Menschen Hörigkeit“(1934), „Alles über Eva“(1951) und „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“(1962) schrieb sie sich in das kollektive Gedächtnis von Fans mehrerer Generation­en ein.

Zweimal wurde die Darsteller­in komplexer, oft unsympathi­scher Charaktere mit einem Oscar ausgezeich­net, zehnmal dafür nominiert. Ihrem berühmten Blick aus ihren großen Augen, der dem Kinobesuch­er das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte, setzte die Sängerin Kim Carnes schon in den 80er Jahren mit ihrem Welthit „Bette Davis Eyes“ein musikalisc­hes Denkmal.

Doch wer war die Künstlerin wirklich? Der Frage geht Sabine Carbon in ihrer knapp einstündig­en Doku „Bette Davis – Der dunkle Blick“nach. Mit Hilfe von Interviews mit Weggefährt­en wie der Darsteller­in Gena Rowlands zeichnet Carbons Film das Bild einer puritanisc­h er- zogenen Neu-Engländeri­n, die ihren Kampfgeist wohl auch aus einer nie vergessene­n Kindheitse­rfahrung bezog: Als Bette sieben Jahre alt war, verließ der Vater die Familie und ließ sie in Armut zurück.

Später, als die junge Frau erste Erfolge am Theater feierte, empfahl er ihr, Sekretärin zu werden und Geld zu verdienen. Doch die Schauspiel­erin wollte es ihm und allen anderen zeigen. Auf dem Höhepunkt ihrer Hollywood-Karriere tat sie 1936 etwas Unerhörtes: Sie wehrte sich gegen das Studio-System und verklagte ihren Produzente­n Jack Warner, um mehr Mitsprache­recht und bessere Arbeitsbed­ingungen zu er- reichen. Bette Davis verlor den Prozess, aber nicht ihren Mut.

Mit ihrer Persönlich­keit und Präsenz prägte sie ihre Filmrollen. Doch im Privaten ging die Rechnung nicht auf: Männer hatten Probleme mit der Dominanz der Weltberühm­ten – längst gilt sie allerdings als Homosexuel­len-Ikone. Ihre neben zwei Adoptivkin­dern einzige leibliche Tochter B. D. Hyman wandte sich von ihr ab.

Nach Erscheinen von deren vermeintli­chem Enthüllung­sbuch „My Mother’s Keeper“(1985) enterbte Davis die Tochter. Nie wieder kamen die beiden zusammen. Im Alter von schweren Krankheite­n geplagt, ließ sich die Diva auch dann nicht unterkrieg­en. Sie nahm Angebote kleinerer Rollen in Horrorstre­ifen wie „Landhaus der toten Seelen“(1976) an, gastierte in Talkshows im Fernsehen.

Und auch ihren deftigen Humor hat Bette Davis nie verloren. Als sie auf einer Party wieder einmal über ihre einstige Konkurrent­in Joan Crawford, Partnerin in „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“, herzog, machte man sie darauf aufmerksam, dass die Crawford 1977 gestorben sei. Davis’ Antwort: „Nur weil ein Mensch tot ist, heißt das nicht, dass er sich ändert.“Sie selbst erlag im Oktober 1989 einem Krebsleide­n im Amerikanis­chen Krankenhau­s in Paris. „Bette Davis – Der dunkle Blick“, Arte, 22.30 Uhr

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FOTO: DPA Die 1989 in Paris gestorbene amerikanis­che Schauspiel­erin Bette Davis in einer Szene des Films „Dark Victory“von 1939.

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