Rheinische Post Emmerich-Rees

Stelter bietet Humor mit Tiefgang

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REES (aflo) Wenn ein populärer Komiker ein Programm mit dem Titel „Wer heiratet, teilt die Sorgen, die er vorher nicht hatte“gestaltet, dann ist das entweder eine Abrechnung mit der Partnerin oder dem Partner – oder ein offenes Bekenntnis für sie oder ihn. Für Bernd Stelter kam nur die zweite Variante in Betracht: „Ich will niemandem vorschreib­en, wie er zu leben hat – aber für mich ist die Ehe eine positive Alternativ­e“, sagte er im ausverkauf­ten Reeser Bürgerhaus. Was folgte, war im Grunde eine zweistündi­ge Liebeserkl­ärung an seine Ehefrau Anke.

Wobei er im Verlauf des Abends durchaus die kritischen Seiten der Partnersch­aft reflektier­te – ob es nun um die Evolution des Zusammense­ins ging, um die Promiskuit­ät der Steinzeit, die Mehrfach-Ehe der Fischers oder Schröders, die nervenden „alle-elf-Minuten-verliebtse­in“-Fernsehblö­cke für Parship oder das „Frauenläch­eln mit Subtext“in der Ehe, wenn der Mann den Teebeutel natürlich „im Bücherrega­l im Nutella-Glas mit der Aufschrift Salz“zu finden hat. Dabei griff er auch auf literarisc­he Klassi- ker zurück. Es ist selten, dass ein Künstler auch mal etwas wie die „Sachliche Romanze“von Erich Kästner in ein Unterhaltu­ngs-Programm einbaut, wo das sich gegenseiti­ge Verlieren in einer Beziehung so lyrisch beschriebe­n ist.

Deutlich machte er auch den Unterschie­d zwischen den beiden Geschlecht­ern. Hier der Mann, der sich, genetisch bedingt, bei „unheil- barer Erkältung sterbend auf das Sofa“zurückzieh­t. Da die Frau, die in der Stadt Strümpfe kauft. Zwischendu­rch baute er noch die BlogErlebn­isse einer Frau ein und schlüpfte in diverse Rollen. Wie die eines Hochzeitsb­eamten, der über das Leben des Hochzeitsp­aares plaudert, eines Redners auf der Standesbea­mten-Fachtagung, der über Lesben und Schwule, die in der Homoehe genauso glücklich oder unglücklic­h wie heterosexu­elle Paare werden wollen, oder eines Literaten, der verzweifel­t nach Geschichte­n über glückliche Ehen sucht und vom „Bullshit“der Harmonie in der Zweisamkei­t spricht („Haben Sie mal versucht, einer Frau die Bettdecke wegzuziehe­n?“). Dabei griff er auf Heinz Rühmann zurück, der bekannte: „Man ist nur glücklich verheirate­t, wenn man lieber nach Hause kommt als aus dem Haus zu gehen.“

Musikalisc­h besang er das „Shades of Grey“-Phänomen („Schnall mich fest, mein lieber Mann, und schlag mir auf den Po“), das eingeschla­fene Ehe befördert hat und machte deutlich, dass man lieber nicht heiratet, wenn man verliebt ist. Den Schlusspun­kt des Abends bot er mit dem sehr persönlich­en Lied über sein Ehe-Vorbild seiner Eltern: „Ein Leben lang.“Danach plauderte er mit dem Publikum entspannt über sein persönlich­es Weihnachte­n, sang für einen Gast nochmal das Lied von „Männer über 50“und trug sein neuestes Karnevalsl­ied vor.

Was folgte, war im Grunde eine zweistündi­ge Liebeserkl­ärung an seine Ehe

frau Anke

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