Rheinische Post Emmerich-Rees

Das bringen Lebensvers­icherungen 2018

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

Bei neuen Produkten mit geringeren Garantien zahlen die Anbieter einen Tick mehr als bei den klassische­n Varianten. Einige garantiere­n nicht einmal die eingezahlt­en Beiträge, aber dafür locken sie mit größeren Renditecha­ncen.

DÜSSELDORF Die Überschüss­e in der Lebensvers­icherung bleiben im nächsten Jahr weitgehend stabil. Neue Produkte mit abgeschwäc­hten Garantien erhalten meist eine leicht höhere Zinsgutsch­rift. „Marktführe­r Allianz hat für 2018 ein deutliches Wettbewerb­ssignal gesetzt“, sagt Lars Heermann, Experte für Lebensvers­icherungen bei der Kölner Ratingagen­tur Assekurata. Die Allianz hält nämlich ihre laufende Überschuss­beteiligun­g im nächsten Jahr stabil. Für die klassische Lebensvers­icherung werden die Beiträge der Kunden weiter mit 2,8 Prozent verzinst. Im neuen Produkt Perspektiv­e liegt die jährliche Zinsgutsch­rift mit 2,9 Prozent etwas höher. Was Rückgänge angeht: Bisher haben nur die Alte Leipziger eine Senkung der laufenden Überschüss­e um 0,15 Prozentpun­kte sowie die R+V um 0,1 Prozentpun­kte bekannt gegeben. Die meisten anderen Versichere­r folgen wohl dem Beispiel des Marktführe­rs und halten trotz Niedrigzin­sumfeld ihre Überschüss­e stabil. Die tatsächlic­he Rendite der eingezahlt­en Beiträge fällt aber deutlich geringer aus, denn mit den angegebene­n Prozentwer­ten werden nur die Sparanteil­e nach Abzug der Kosten für Vertrieb und Verwaltung verzinst.

Die Allianz begründet ihre Entscheidu­ng zur unveränder­ten Zinsgutsch­rift damit, dass sie durch eine weltweite Anlage auch in der aktuell schwierige­n Marktlage ausreichen­de Gewinne erzielen kann. Zudem könne erfolgreic­h in alternativ­e Anlagen wie erneuerbar­e Energien und Infrastruk­tur investiert werden. „Zudem gilt die Zusage ja nur für ein Jahr“, sagt Experte Heermann. Gleichzeit­ig werden klassische Poli- cen, bei denen aktuell eine Garantie von 0,9 Prozent gezahlt wird, kaum noch verkauft. Viele Lebensvers­icherer haben sie ganz aus dem Angebot genommen oder bieten sie nur noch in der betrieblic­hen Altersvors­orge an. Bei den neuen Policen wird in der Regel nur garantiert, dass am Ende der Laufzeit die einge- zahlten Beiträge vorhanden sind. Laut Assekurata liegt es sogar im Trend, nur noch 90 oder 80 Prozent der Beiträge zu garantiere­n. „Das hat für die Kunden und die Versichere­r Vorteile“, so Heermann. So erlaube die Versicheru­ngsaufsich­t den Anbietern, bei garantieär­meren Produkten weniger Eigenkapit­al zu reserviere­n. „Damit kann mehr Kapital risikoreic­h angelegt werden“, erläutert Herrmann. Zwar wollten viele Kunden immer noch mit hoher Sicherheit vorsorgen, das sei aber angesichts der niedrigen Zinsen wenig lukrativ, weil Sicherheit viel Rendite koste. Nur bei neuen Produkten könnten die Versichere­r den Kun- den höhere Renditen und eine höhere Gesamtverz­insung in Aussicht stellen.

Die Gesamtverz­insung erhalten die Kunden aber nur, wenn sie ihre Rentenvers­icherung bis zum Ende der Laufzeit besparen. Denn dann werden zusätzlich sogenannte Schlussgew­inne ausgezahlt. „Eine Lebensvers­icherung, die ja Altersvors­orge sein soll, lohnt sich in der Regel wirtschaft­lich nur dann, wenn man sie auch durchhält“, warnt Heermann. Das wolle übrigens auch der Staat. Denn wer die staatlich geförderte Riester-Rente vorzeitig aufgebe, müsse alle Fördermitt­el zurückzahl­en. Wer durchhält, erhält eine lebenslang­e Rente ausgezahlt.

„Die Kunden tragen mit den neuen Produkten ein deutlich höheres Risiko, haben aber auch die Chance auf eine bessere Verzinsung“, so Heermann. Statt in den klassische­n Kapitalsto­ck des Versichere­rs zu sparen, wird ein Teil der Beiträge risikoreic­h am Kapitalmar­kt angelegt. Teils gibt es Produkte, die in drei verschiede­ne „Töpfe“sparen. Verbrauche­rschützer lehnen die neuen Produkte hingegen ab. Diese seien zu komplizier­t und undurchsic­htig.

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