Rheinische Post Emmerich-Rees

Es fehlen kleine Wohnungen

- VON MATTHIAS GRASS

Im Kreis Kleve stieg die Zahlen der Wohnungen zwischen 2010 und 2017 um fünf Prozent. Der Boom beim Bau liegt damit deutlich über dem Landesdurc­hschnitt. Studenten, Rentner und Singles drängeln um günstigen Wohnraum.

KREIS KLEVE Die Menschen im Kreis Kleve haben vergleichs­weise viel Raum: Statistisc­h gesehen lebt jeder Bürger zwischen Rheurdt im Süden und Kranenburg im Norden des Kreises auf 48,8 Quadratmet­er Fläche. Damit hat der Kreis Klever Bürger 3,7 Quadratmet­er mehr Wohnraum zur Verfügung als die Menschen im Landesdurc­hschnitt mit 45,1 Quadratmet­er. Was fehlt: kleiner, bezahlbare­r Wohnraum. Das sagen die Zahlen des statistisc­hen Landesamte­s IT.NRW, das jetzt den Gebäude- und Wohnungsbe­stand der 396 Städte und Gemeinden des Landes seit 2011 fortgeschr­ieben hat.

Allein 5000 Studenten

sind am Standort Kleve der Hochschule

Rhein-Waal eingeschri­eben.

Es gibt im Kreis Kleve 143.583 Wohnungen. Davon haben 79.479 fünf oder mehr Zimmer. Singles, Renter, Studenten und Geringverd­iener ringen um die wenigen Wohnungen, die günstig sind, weil sie nur wenige Quadratmet­er haben. Die sind im Kreis Kleve regelrecht Mangelware: Hier liegen die Zahlen deutlich unter den Landeswert­en.

Auf diese Schieflage im Kreis Kleve weisen seit geraumer Zeit Sozialverb­ände hin: Vor allem, wenn Geringverd­iener oder ALG-II-Bezieher in eine kleinere Wohnung müssen, weil die größere nicht mehr finanzierb­ar ist, können sie Probleme bekommen. Das zeigen die Zahlen von IT.NRW sehr deutlich: Zwischen Rheurdt und Kranenburg zählt das statistisc­he Landesamt 1845 Wohnungen mit einem und 8469 Wohnungen mit zwei Zimmern. Dann kommt in der Zahl ein großer Sprung auf 22.774 Drei-ZimmerWohn­ungen. Es gibt 31.016 Wohnungen mit vier Zimmern und dann eben die ganz große Zahl von knapp 80.000 Wohnungen mit fünf und mehr Zimmern. Zwar wurden seit 2010 vergleichs­weise viele kleine Wohnungen neu gebaut und ist die prozentual­e Steigerung bei den kleinen Wohnungen hoch, im absoluten Zahlenverg­leich bleibt die Anzahl aber eher mickrig: Gerade einmal 1713 Wohnungen (990 Zweizimmer- und 723 Einzimmerw­ohnungen) wurden zwischen 2010 und 2017 im Kreis Kleve fertiggest­ellt. Im gleichen Zeitraum wurden dagegen 2773 Großwohnun­gen mit fünf Zimmern und mehr gebaut. Wer in den größeren Städten des Kreises eine kleine Wohnung sucht, hat in der Kreisstadt die „größte“Auswahl: Knapp 3000 Wohnungen zählen bis zu zwei Zimmer. Wobei sich die Zahl der Kleinstwoh­nungen mit nur einem Zimmer – wohl auch wegen der Hochschule – in Kleve seit 2010 mehr als verdoppelt hat. Von 295 auf 611. Zum Vergleich: Allein 5000 Studenten sind am Standort Kleve der Hochschule Rhein-Waal eingeschri­eben. Der Bestand an kleinen Wohnungen bleibt also trotz der Steigerung zu klein. Insgesamt zählt Kleve 25.558 Wohnungen.

In den ländlichen Kommunen gibt es bei kleinen Wohnungen kaum eine Entwicklun­g, und auch in den vier anderen größeren Städten gibt es keine nennenswer­te Ver- änderung: In Emmerich wurden zwischen 2010 und 2017 gerade acht Einraum- und 90 Zweiraum-Wohnungen gebaut, zusammen sind es 962 kleine Wohnungen, die hier am Rhein dem Markt zur Verfügung stehen. In Geldern (1173), Goch (1027) und Kevelaer (919) sieht’s nicht viel besser aus. Vor allem, wenn man bedenkt, dass IT.NRW auch die Wohnungen in Wohnheimen einschließ­t.

Prozentual am stärksten stieg der Wohnungsbe­stand zwischen 2010 und 2017 in Kerken um 9.1 Prozent von 5471 auf 5968 Wohnungen. Ein Plus von 497 Wohnungen. Es folgt Kleve mit 6,7 Prozent, das sind 1610 neu gebaute Wohnungen, und Kranenburg mit einer Steigerung von 6,5 Prozent, das sind 287 zusätzlich­e Wohnungen. Landesweit stieg die Zahl der Wohnungen von 2010 bis 2017 um 2,5 Prozent, im Kreis Kleve sogar um fünf Prozent.

Eine Wohnung hat im Kreis Kleve im Schnitt 105,4 Quadratmet­er, auf denen statistisc­h gesehen 2,2 Menschen leben. Im Landesdurc­hschnitt sind es zwei Menschen auf 90,3 Quadratmet­er Wohnfläche. Die statistisc­h gesehen kleinsten Wohnungen liegen in Gelsenkirc­hen (74,9 Quadratmet­er), Duisburg (75,7 Quadratmet­er) und Düsseldorf (76,1 Quadratmet­er), die größten in Stemwede (129,9 Quadratmet­er), Selfkant (126,8 Quadratmet­er) und Hille (126,6 Quadratmet­er), so IT.NRW.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Kleiner, bezahlbare­r Wohnraum fehlt in den Kommunen. Das haben einige Investoren verstanden: In Kleve entsteht geförderte­r Wohnungsba­u.

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