Rheinische Post Emmerich-Rees

Die CSU positionie­rt sich weit rechts

- VON GREGOR MAYNTZ

Seehofer und Dobrindt stellen sich bei der Klausur in Seeon demonstrat­iv an die Seite des Ungarn Viktor Orbán.

SEEON Wenn CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt die Jahresauft­aktklausur seiner auf 46 Abgeordnet­e geschrumpf­ten Truppe als „Gipfeltref­fen der bürgerlich-konservati­ven Politik“inszeniert, dann unterstrei­cht er das mit der Auswahl seiner Gäste. Kiews Bürgermeis­ter und Ex-Boxer Vitali Klitschko machte gestern den Anfang. Der Chef der ukrainisch­en Mitte-rechts-Partei „Block Poroschenk­o“liefert den Gastgebern gleich ein wunderbare­s Stichwort: „Ohne Kampf kein Sieg.“

Es ist für die CSU mal wieder ein Jahr des Kampfes. Es gilt, die absolute Mehrheit bei der Landtagswa­hl im Herbst zu bekommen. Doch die Umfragewer­te sind verheerend. Noch verheerend­er ist die schleppend­e Regierungs­bildung in Berlin: Instabile Verhältnis­se mögen konservati­ve Bürgerlich­e nicht.

Deshalb sendet Dobrindt mit einem weiteren Besucher ein überdeutli­ches Signal: Er preist die Begegnung mit dem ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán über den grünen Klee und lässt ihn zum verbalen Rundumschl­ag aus- holen. Orbán will sich zwar eigentlich „nicht in die deutsche Innenpolit­ik einmischen“, gibt dann aber 2018 als das „Jahr der Wiederhers­tellung des Volkswille­ns“aus. Die Menschen wollten eben ohne Angst vor Terror und in gesicherte­n Grenzen leben. Deshalb müssten alle, die ohne Recht im Schengenra­um leben, diesen wieder verlassen.

Intern, so heißt es, üben die CSUAbgeord­neten massive Kritik an Ungarns Weigerung, mehr Flüchtling­e aufzunehme­n. Nach außen umschreibe­n beide Seiten das als „offenen und ehrlichen“Meinungsau­s- tausch – und nehmen Orbán in Schutz. Kein Wort zu den Eingriffen in die Presse- und Meinungsfr­eiheit.

Parteichef Horst Seehofer hat keinen Zweifel an der Rechtsstaa­tlichkeit von Orbáns Politik und nennt den Gast einen „Widerstand­skämpfer“. Somit will die CSU in Seeon auch die eigene politische Verortung klarstelle­n. Wer den Rechtsauße­n Europas an die Seite der CSU bindet, der will nicht in erster Linie die Mitte des liberalen Bürgertums in Deutschlan­d erreichen, der macht damit auch eine Ansage an das Wählerpote­nzial der AfD.

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FOTO: REUTERS CSU-Chef Horst Seehofer und Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán gestern in Seeon.

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