Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Antiheld braucht Hilfe: „Lux – Krieger des Lichts“

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(dpa) Mehr Sex, mehr Spannung, mehr Drama: Das ist oft das Programm gewissenlo­ser Medienmach­er, die für Einschaltq­uoten alle Ideale opfern. Da sie sich keinen Deut um das Wohlergehe­n der von ihnen dargestell­ten Menschen scheren, kann ihr Treiben schlimme Auswirkung­en haben. Der Film „Lux – Krieger des Lichts“zeigt, wie ein Alltagshel­d dieser Maschineri­e zum Opfer fällt.

Dabei meinen es der Berliner Filmemache­r Jan (Tilman Strauß) und seine Tonfrau Lina (Anne Haug) zunächst gut mit ihrem Protagonis­ten. Sie wollen eine halbfiktiv­e Dokumentat­ion über den bescheiden­en Alltagshel­den Lux drehen. Der heißt eigentlich Torsten (Franz Rogowski), lebt in einer Plattenbau­siedlung und hat ein klares Ziel vor Augen: In einem selbstgeba­stelten Heldenkost­üm will er die Welt besser machen. Der schüchtern­e junge Mann schwärmt für Batman und glaubt daran, dass jeder, der ein Held sein will, etwas bewirken kann – egal ob er eine Fledermaus oder ein Müllmann ist. So streift sich Lux, der tagsüber sein Geld auf dem Großmarkt verdient, nachts Maske und Umhang über und hilft Bedürftige­n.

Jan und Lina gelingt es, den Medienunte­rnehmer Brandt als Produzente­n für ihren Film zu gewinnen. Doch dann drängt Brandt die beiden dazu, die Geschichte so reißerisch wie möglich zu erzählen und in den sozialen Medien hochzukoch­en. Die neuen Zwänge bringen Jan, Lina und ihren Helden schon bald in Schwierigk­eiten. Plötzlich braucht Lux selbst Hilfe. Ob seine Traumfrau, die Stripperin Kitty, ihm wohl seine Zweifel nehmen kann?

Regisseur und Drehbuchau­tor Daniel Wild wählt für seinen ambitionie­rten Debütfilm eine rohe Ästhetik. Die Szenen wirken oft laienhaft mitgedreht und zusammenge­schnitten. Denn die Zuschauer begleiten die Arbeit von Jan, Lina und Torsten, während sie entsteht. Leider wird der spröde Charme dieses Prinzips ein wenig überstrapa­ziert, weil sich der Stoff auf 104 Minuten erstreckt und die Geduld des Publikums doch arg belastet wird – auch wenn der hilfsbedür­ftige Antiheld natürlich jedes Wohlwollen der Welt verdient.

Die Stärke der Geschichte liegt in ihrer Medienkrit­ik. Als der herrische Unsympath Brandt Jan und Lina dazu zwingt, ihre edelmütige Darstellun­g des Helfers Lux zu pervertier­en, wird der Held selbst zum Opfer. Während Brandt die skrupellos­e Seite der Medienbran­che verkörpert, findet diese Maschineri­e ihre Parallele im Rotlichtmi­lieu mit seinen Tänzerinne­n, die ihren Traum von der Karriere als Künstlerin aufgeben und sich prostituie­ren, um leichter Geld zu verdienen.

Regisseur Daniel Wild

wählt für seinen Debütfilm eine rohe und spröde Ästhetik

„Lux – Krieger des Lichts“, Deutschlan­d 2017, 104 Minuten, Regie: Daniel Wild, mit Franz Rogowski, Heiko Pinkowski, Tilman Strauß

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