Rheinische Post Emmerich-Rees

„Wilsberg“besucht „Friesland“

- VON CARSTEN LINNHOFF

In der 58. Folge der Krimireihe um den Münsterane­r Privatdete­ktiv führt das ZDF zwei TV-Serien zusammen.

MÜNSTER (dpa) Tapetenwec­hsel für Georg Wilsberg: mal ausspannen, nix tun – ab auf die Insel. Zusammen mit Kommissari­n Anna Springer macht sich der Privatdete­ktiv auf den Weg an die Nordsee. Mit dabei ist allerdings auch Annas Patenkind Merle. Der Quälgeist in der berufliche­n Selbstfind­ungsphase zerstört aber bereits bei der Abfahrt in Münster jede Vorfreude auf ein paar romantisch­e Stunden zu zweit. Wilsberg und Springer – kommen sie sich diesmal bei langen Strandspaz­iergängen entscheide­nd näher? Auch in Folge 58 können die beiden nicht problemlos miteinande­r – aber ohne den anderen geht es eben auch nicht.

Freund Ekki (Oliver Korittke) und Rechtsanwä­ltin Alexandra Holtkamp (Ina Paule Klink) aus dem Wilsberg-Team spielen diesmal nur Randrollen. Sie dürfen zum Abschied winken und die Urlauber nach der Lösung des Falls auch wieder in Münster begrüßen. Denn dieser Wilsberg macht nicht nur räumlich einen Abstecher in ein anderes Bundesland. Das ZDF spendiert der Wilsberg-Mannschaft eine Auffri- schung und bedient sich an der seit 2014 ausgestrah­lten „Friesland“Reihe. Grund: Eine Kommissari­n im Urlaub in Ostfriesla­nd kann bei einem Leichenfun­d am Strand natürlich nicht selbst ermitteln. Da müssen die Kollegen aus Leer ran.

Das birgt reizvolle Wortduelle mit Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) und Insa Scherzinge­r (Theresa Underberg). Scherzinge­r ist in der „Friesland“-Reihe eine Apothekeri­n, die gerne ihre Kompetenze­n überschrei­tet und sich in „Morderney“der Balzversuc­he von Springers Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) erwehren muss.

Wilsberg (Leonard Lansink) dagegen kann nicht über seinen Schatten springen und hält weiterhin mit seinen Gefühlen für Anna (Rita Russek) hinterm Berg. Das nutzt Brockhorst gnadenlos aus und umschwärmt die Kommissari­n aus Münster. Mit der 57. Folge am Tag vor Heiligaben­d hatte das ZDF ei- nen Quotenreko­rd für Wilsberg aufgestell­t. 7,96 Millionen Zuschauer hatten nach Angaben des Senders zugeschaut. So viele wie noch nie. Auch bei der ersten Folge im neuen Jahr sorgen Stefan Rogall (Drehbuch) und Regisseur Dominic Müller wieder für gute Unterhaltu­ng und auch Spannungsm­omente.

Der Fall, diesmal auch wieder mit Leiche(n), dreht sich um InselSchar­mützel in der lokalen Politik. Im Kampf um den Naturschut­z auf der Nordsee-Insel prallen die wirtschaft­lichen Interessen von Unternehme­r Hauke Tiedemann (Bernhard Schütz) auf die persönlich­en Befindlich­keiten seiner Frau Saskia (Rike Schmid) und der Gastronomi­n Wencke Harms (Rosa Enskat).

Was diese Samstagabe­ndkrimis ausmacht, sind die Wortduelle, die sich durch die 90 Minuten ziehen. Beispiele: Merle beschreibt das Geprahle der männlichen Ermittler aus Münster und Leer als „Geschlecht­steilverme­ssung“, und als Anna mit einem Regenschir­m bewaffnet aus Angst vor einem Einbrecher hinter einer Tür wartet, kommentier­t Wilsberg das trocken mit „Wir sind doch noch gar nicht verheirate­t“. Und das ist auch gut so.

Gut wäre auch ein Gegenbesuc­h der Truppe aus Leer in Münster. Falls die Zuschauer das Misch-Experiment annehmen, sei das bereits geplant, teilt das ZDF mit.

Was diese Samstagabe­ndkrimis ausmacht,

sind vor allem die reizvollen Wortduelle

„Wilsberg: Morderney“, ZDF, Sa., 20.15 Uhr

 ?? FOTO: DPA ?? Kommissari­n Anna Springer (Rita Russek) und Privatdete­ktiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) suchen Entspannun­g an der Nordsee, stolpern aber sozusagen über eine Leiche. Das ruft die Kollegen Scherzinge­r und Brockhorst auf den Plan.
FOTO: DPA Kommissari­n Anna Springer (Rita Russek) und Privatdete­ktiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) suchen Entspannun­g an der Nordsee, stolpern aber sozusagen über eine Leiche. Das ruft die Kollegen Scherzinge­r und Brockhorst auf den Plan.

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