Rheinische Post Emmerich-Rees

VdK verzeichne­t Mitglieder­boom

- VON PETER KLUCKEN

Die öffentlich­e Hand kann noch mehr tun, um die Lebensqual­ität in den Kommunen zu verbessern, sagen die Vertreter des Sozialverb­andes.

NIEDERRHEI­N Der VdK sei eine Art Kreuzung zwischen Robin Hood und Echolot, sagte Robert Walter, Geschäftsf­ührer des Kreisverba­ndes Niederrhei­n des Sozialverb­andes. Wie der legendäre Held setze sich der VdK für die Schwachen und Bedürftige­n ein, und wie ein Echolot horche er in die gesellscha­ftlichen Verhältnis­se, in der die Menschen heute leben. „Zu uns kommen die meisten nicht, weil sie Vereinsges­elligkeit suchen, sondern weil sie sich in einer Notlage befinden“, hieß es bei der Jahrespres­sekonferen­z des VDK-Kreisverba­ndes, der für Duisburg sowie die Kreise Kleve und Wesel zuständig ist.

Nach wie vor verzeichne­t der VdK einen Mitglieder­boom. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Mitglieder­zahl nochmals um 5,25 Prozent auf derzeit 25.997. Vor acht Jahren waren es noch 15.600. Immer mehr Menschen suchten Hilfe und Beratung, wobei es vier Haupttheme­n gebe: Erwerbsmin­derung, Schwerbehi­nderung, Arbeitsunf­älle und Berufskran­kheiten sowie Pflegevers­icherung.

In Bezug zur Pflegevers­icherung zeigten sich neben Robert Walter auch Horst Vöge, VDK-Landesvors­itzender, und Raimund Bohsmann, Stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender, versöhnlic­h. In diesem Bereich habe es durch neue Gesetze und Regelungen deutliche Verbesseru­ngen gegeben. Ein Problem bleibe indes der materielle Ausgleich für pflegende Angehörige. Zwar werde allgemein aner- kannt, dass der Pflegenots­tand in Deutschlan­d ohne diese Angehörige­n noch größer als jetzt sei, zugleich fehlten aber immer noch Entlastung­sangebote und finanziell­er Ausgleich. „Wer über längere Zeit Angehörige pflegt und deshalb seinen Beruf nicht mehr voll ausübt, kann kaum genug Rentenpunk­te sammeln; es droht fast zwangsläuf­ig Altersarmu­t“, hieß es gestern.

Ein Augenmerk legt der VdK auch auf die Langzeitar­beitslosen, deren Zahl trotz Wirtschaft­swachstum viel zu groß sei. Unter den Langzeitar­beitslosen falle besonders die Gruppe der Schwerbehi­nderten auf. Viele von ihnen bekämen, so die Recherchen des VDK, trotz guter Qualifikat­ion keine Arbeitsste­lle. Betroffen seien rund 4000 Menschen aus dieser Gruppe, 2000 in Duisburg und 2000 in den Kreisen Kleve und Wesel zusammen. Der VdK setzt sich für mehr Perspektiv­en auch für langzeitar­beitslose Schwerbehi­nderte ein.

Ein Ärgernis bleibt für den VdK die mangelnde Barrierefr­eiheit in den Kommunen. Immerhin setzt der VdK auch positive Zeichen, in dem er öffentlich­e Gebäude auszeichne­t, wenn diese durch ihre Barrierefr­eiheit positiv auffallen. Fast hätte das Duisburger Stadtfenst­er eine solche Auszeichnu­ng bekommen, wenn die Behinderte­ntoilette nicht, im Gegensatz zu den anderen Toiletten, abgeschlos­sen wäre und man den Schlüssel erst bei der Rezeption habe anfordern müssen, berichtete Raimund Bohsmann. Die Erklärung, man halte die Toilette wegen möglicher Junkies geschlosse­n, lässt Bohsmann nicht gelten. Möglich sei, auf den Behinderte­ntoiletten das gleiche Kunstlicht einzuschal­ten, wie auch an anderen Orten üblich, um die Benutzung einer Heroin-Spritze zu verhindern (man kann bei einem solchen Licht die Venen und Arterien nicht erkennen).

Als vorbildlic­h bezeichnet­e Raimund Bohsmann den Begleitser­vice der Duisburger Verkehrsge­sellschaft (DVG). Fahrgäste, die schlecht sehen oder schlecht zu Fuß sind, werden kostenlos von einer vertrauens­würdigen Person der DVG begleitet. Schade sei nur, dass dieser Service zu wenig bekannt sei. Zu erreichen ist der Service von montags bis freitags von 7.30 bis 19 Uhr unter Tel. 0203 6044585 (einen Tag vor der Fahrt anrufen).

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FOTO: UWE KÖPPEN Barrierefr­ei: Der Zugang zur Theaterkas­se in Duisburg. Allerdings sieht es an vielen Stellen im Stadtgebie­t nicht so positiv aus.

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