Viele Air-Berlin-Gläubiger wollen Etihad verklagen
BERLIN Die mehr als eine Million Gläubiger von Air Berlin werden von ihrem Geld wohl wenig bis gar nichts zurückerhalten. Dies war wichtigstes, wenn auch nicht überraschendes Ergebnis der gestrigen Gläubigerversammlung der Air Berlin Luftverkehrs KG im Berliner Estrel Hotel. Mehrere Tausend Stühle waren aufgebaut worden, alle Gläubiger wie auch die Inhaber von rund 100.000 verfallenen Tickets waren eingeladen worden, doch nur rund 200 Gäste kamen.
Eine Hoffnung der Gläubiger ist, dass der Mutterkonzern Air Berlin Plc eine Klage gegen seinen Hauptaktionär Etihad aus Abu Dhabi auf Schadenersatz einreichen könnte. Das soll heute auf der Gläubigerversammlung der Aktiengesellschaft diskutiert werden. Wichtige Eigen- tümer der von der Air Berlin Plc ausgegebenen Anleihen in Höhe von vielen hundert Millionen Euro drängen auf eine solche Klage. Etihad hat im August die Insolvenz von Air Berlin provoziert, weil die arabische Airline plötzlich die Auszahlung einer bis September 2018 zugesagten Finanzhilfe stoppte. Nun muss abgewogen werden, ob das Versprechen rechtsverbindlich war, welcher Gerichtsort möglich ist, wie teuer ein Verfahren wäre und ob das Geld eingetrieben werden kann. Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat dazu Gutachten in Auftrag gegeben.
Derweil wird bekannt, dass die Air-Berlin-Pleite den Staat rund 200 Millionen Euro kosten könnte. Das geht aus einem Bericht des Insolvenzverwalters hervor, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Der Bund hat erst 66 Millionen Euro seines KfW-Übergangskredites in Höhe von 150 Millionen Euro zurück. Rund zehn weitere Millionen Euro seien als Rückzahlung zu erwarten – der Bund verliert dann rund 75 Millionen Euro, sofern es nicht doch Geld von Etihad gibt. Die Bundesagentur für Arbeit verliert 46,3 Millionen Euro an Insolvenzgeld für die Mitarbeiter. Und Steuerforderungen in Höhe von 75 Millionen Euro sind auch perdu – macht als Summe rund 200 Millionen Euro.