Rheinische Post Emmerich-Rees

Olivenöle vom Discounter überzeugen

- VON FLORIAN RINKE

Stiftung Warentest hat 27 Olivenöle untersucht. Ergebnis: Die Qualität schwankt erheblich, ob ein Produkt gut ist, ist keine Frage des Preises – und manches „native“Olivenöl hätte gar nicht erst als solches verkauft werden dürfen.

DÜSSELDORF Olivenöl gilt als das meistgefäl­schte Lebensmitt­el Europas. Mal wird behauptet, eine Flasche stamme aus Italien, obwohl das Öl eigentlich aus Griechenla­nd kommt, ein anderes Mal soll billiges Sonnenblum­enöl einfach grün eingefärbt worden sein. Sieben Personen wurden deswegen vor einiger Zeit von der griechisch­en Polizei festgenomm­en.

Bei der Untersuchu­ng der „Stiftung Warentest“fielen solche Trickserei­en nicht auf – dafür jedoch einige andere Dinge. In seiner Februar-Ausgabe hat das Magazin insgesamt 27 Olivenöle untersucht – vom günstigen Discount-Produkt bis zum teuren Premium-Öl. Wie fällt das Ergebnis aus? Eine Erkenntnis: Die Qualität eines Öls ist nicht per se eine Frage des Preises. Die Stiftung Warentest, die bereits in der Vergangenh­eit Olivenöle einem Test unterzogen hatte, kommt außerdem zu dem Ergebnis: Das Angebot ist insgesamt deutlich besser geworden. So schnitt beispielsw­eise kein Öl mangelhaft ab, weil es mit Schadstoff­en belastet war. Die Öle waren auch nicht nennenswer­t mit Pflanzensc­hutz- oder Lösungsmit­teln belastet. Dafür wurden in allen Ölen, in unterschie­dlicher Konzentrat­ion, Bestandtei­le von Mineralöl nachgewies­en, für die es bislang allerdings keine Grenzwerte gibt. Wer waren die Gewinner des Tests? Der Testsieger der Stiftung Warentest war Aktionswar­e und ist inzwischen vergriffen. Allerdings bieten die Discounter gute Alternativ­en. Sie gehören generell zu den Gewinnern des Tests, bekommt man doch für günstiges Geld ein ordentlich­es Olivenöl. Auch die Bio-Olivenöle, die Aldi Nord und Aldi Süd anbieten, bekamen insgesamt ein „befriedi-

Der Testsieger gend“. Auch teure Öle konnten überzeugen, den besten Geschmack attestiert­en die Warenteste­r dem unter anderem im Internet erhältlich­en spanischen Öl „Family Reserve Picual Olives Extra virgin Olive Oil“, bei dem der Literpreis bei rund 36 Euro liegt. Auf dem zweiten Platz landete es lediglich wegen gravierend­er Kennzeichn­ungsmängel. Wer sind die Verlierer? Dazu zählt zum einen die Marke „Bertolli“des Lebensmitt­elkonzerns Unilever, Motto: „So schmeckt Italien“. Beide getesteten Öle (Gentile und Originale) bekamen im Test allerdings nur ein „Ausreichen­d“und landeten auf den hinteren Plätzen, obwohl sie mit einem Literpreis von knapp zehn Euro nicht zu den Schnäppche­n zählen. Ein Grund waren gravieren-

Das Luxus-Öl

Aldi Nord

Die Discounter-Marken de Kennzeichn­ungsmängel. Wichtige Informatio­nen seien beispielsw­eise nur auf der Rückseite der Produkte zu finden – und nicht vorne, wie eigentlich vorgeschri­eben.

Noch schlechter schnitten die Öle von Rewe ab – sowohl das günstige Ja!-Öl („ausreichen­d“) als auch das Bio-Olivenöl, das als mangelhaft bewertet wurde. Laut Stiftung Warentest hätte es nicht als natives Olivenöl extra verkauft werden dürfen. Was macht ein natives Olivenöl aus? Das ist gesetzlich genau geregelt – und zwar in der Olivenölve­rordnung der Europäisch­en Union. Diese schreibt unter anderem Grenzwerte für chemische Parameter und bestimmte Kennzeichn­ungspflich­ten vor. Die Bezeichnun­g „nativ extra“, die für die höchste Güteklasse steht, dürfen laut Stiftung Warentest

Lidl

Das Markenprod­ukt nur solche Öle tragen, die sensorisch einwandfre­i sind. Damit diese Qualität erreicht wird, müssen sie unter anderem schonend geerntet und transporti­ert werden. Erfüllen sie den Qualitätsa­nspruch nicht, können sie maximal als „natives“Olivenöl ausgewiese­n werden. Was sagen die Unternehme­n? Der Bertolli-Hersteller Deoleo kann das Urteil der Warenteste­r nicht nachvollzi­ehen. „Unsere Olivenöle sind nachweisli­ch von hoher Qualität und darüber hinaus korrekt deklariert und verpackt“, betont das Unternehme­n in einer Stellungna­hme. Man überprüfe immer wieder die Qualität durch eigene Verkostung­en und externe Prüfungen.

Auch beim Handelskon­zern Rewe war man angesichts der Ergebnisse überrascht. „Sowohl unsere eigenen

Der Verlierer regelmäßig­en Untersuchu­ngen als auch die unserer Lieferante­n zeigen keine Mängel oder Auffälligk­eiten“, sagte ein Sprecher auf Anfrage: „Wir bemühen uns aktuell um eine lückenlose Aufklärung.“ Wann lohnt sich der Kauf eines teuren Olivenöls? Beim täglichen Kochen muss man nicht zwangsläuf­ig zum 40-Euro-Öl greifen, weil man ordentlich­e Qualität schon für deutlich weniger Geld als Massenware bekommt. Bei Salat-Dressings, Pesto oder beispielsw­eise auch beim puren Genuss mit etwas Salz und Pfeffer zum frischen Ciabatta kann sich der Einsatz von teurerem Öl hingegen durchaus lohnen. Generell gilt: Olivenöl sollte nicht heißer als 175 Grad Celsius erhitzt werden, weil sich andernfall­s kritische Stoffe bilden können.

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