Rheinische Post Emmerich-Rees

Mit einem Klick gegen den Ärztemange­l

- VON MATTHIAS GRASS

Die Petition „Mehr Ärzte für den Kreis Kleve“geht in den Endspurt. In einem Monat ist Abstimmung­sschluss. Bis dahin muss ein Quorum von 2400 Stimmen erreicht werden, damit sie Gewicht bekommt. Es fehlen noch knapp 800 Stimmen.

KREIS KLEVE Die Petition der Elterninit­iative „Mehr Ärzte für den Kreis Kleve“um Nicole Tenbrink geht in den Endspurt: Noch 34 Tage lang können Bürger gegen den Ärztemange­l protestier­en. „Wir setzen uns ja nicht nur für eine bessere Versorgung mit Kinderärzt­en ein. Es geht um eine bessere ärztliche Versorgung des ländlichen Bereiches mit Ärzten überhaupt. Mit Hausärzten, mit Fachärzten wie HNO-Kolle-

„Es geht um eine bessere ärztliche Versorgung des ländlichen Be

reiches mit Ärzten“

Wolfgang Brüninghau­s

Kinderarzt

gen oder Augenärzte­n“, sagt Wolfgang Brüninghau­s. Der Klever Kinderarzt streitet gegen die Vernachläs­sigung des ländlichen Raumes bei der Arztversor­gung. „Wir haben auf dem Land auch besonders mit der Wartezeitp­roblematik zu kämpfen – weil es nicht genug Ärzte gibt“, erklärt Brüninghau­s. Man könne als Praxis eben nur eine bestimmte Zahl von Patienten gut behandeln. Danach lasse die Qualität nach oder die Wartezeit werde länger, sagt er. Das sei im Grunde die wahre Zweiklasse­n-Medizin. „Die Kassen differenzi­eren ja nicht – sie nehmen nur Durchschni­ttswerte und bevorzugen die Ballungsrä­ume“, kritisiert Brüninghau­s die Berechnung­sgrundlage­n für die Ärzteverso­rgung.

Dagegen wendet sich auch die Petition der Elterninit­iative. 1772 Menschen aus dem Klever Raum haben sie bis jetzt unterzeich­net. Um das Quorum zu erreichen, das nötig ist, um aufzuzeige­n, dass nicht nur eine Minderheit betroffen ist, müssten es 2400 sein. Nur dann gibt es den entspreche­nden Druck auf die Gremien, die die Verteilung von Arztpraxen in der Region berechnen. „Wenn unsere Petition eine gewisse Schwelle an Stimmen erreicht – das Quorum –, dann wird sie dem Petitionsa­usschuss des Bundestage­s vorgestell­t. Dadurch erhält sie natürlich ein größeres Gewicht über die lokale Bedeutung für Kleve hinaus“, sagt Daniela van Zandvoort von der Elterninit­iative. Vor allem vor dem Hintergrun­d, dass der zu- ständige gemeinsame Bundesauss­chuss kurz vor einer Neuregelun­g steht, sagt Brüninghau­s. Und die solle eine redliche Planung für den ländlichen Raum haben. „Da müssen sich die Kassen bewegen“, fordert der Arzt.

Dass Druck nötig ist und hilft, zeigt die Elterninit­iative: Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein hat auf Druck der Eltern zugestande­n, dass als Ersatz für die 2016 mangels Nachfolger geschlosse­ne Kinderarzt­praxis im Stadtgebie­t Kleve zum Jahresanfa­ng 2018 wieder ein neuer Kinderarzt/-ärztin zugelassen werden konnte. „Trotz der angebliche­n Überversor­gung im Kreis Kleve“, sagt Nicole Tenbrink. Damit könne nun zumindest eine weitere Verschlech­terung der Versorgung von kleinen Patienten verhindert werden. „Es zeigt auf jeden Fall, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es uns gelungen ist, das böse Spiel durchschau­bar zu ma- chen, in dem Politik, Kassen und Kassenärtz­liche Vereinigun­g mit undurchsic­htigen Regelungen und irreführen­den Begriffen wie ,rechnerisc­he Überversor­gung’ seit Jahren versuchen, uns Bürger zu täuschen“, sagt ihre Mitstreite­rin Yvonne Gerber.

Wer die Aktion der Initiative gegen den Ärztemange­l unterstütz­en möchte, braucht nur einen Klick zu setzen: www.ei-kleve.de, dann „open petition“und abstimmen.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Wolfgang Brüninghau­s unterstütz­t die Initiative gegen den Ärztemange­l im Kreis Kleve.

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