Rheinische Post Emmerich-Rees

Dem Ingenieur ist nichts zu schwör

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Sie haben beste Aussichten auf dem Arbeitsmar­kt: Ingenieure. Doch welche Studienfäc­her führen eigentlich in den Beruf ? Und was sollte ich an Fähigkeite­n mitbringen? Wir haben eine Expertin der RWTH Aachen gefragt.

AACHEN Sie bauen Autos und Flugzeuge, arbeiten an regenerati­ven Energien, entwickeln künstliche Herzen, bauen Brücken und Tunnel und suchen nach neuen Werkstoffe­n: Ingenieure sind einfallsre­iche Erfinder. Wer in den Beruf strebt, sollte Mathematik nicht scheuen und technikbeg­eistert sein. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen rund um das spannende Berufsfeld: Welche Fächer führen zum Ingenieur? Wie unterschei­den sie sich? Am bekanntest­en ist das Maschinenb­au-Studium. „Der Name sagt schon: Von Fahrzeugen bis hin zu Produktion­sanlagen – hier werden Maschinen für verschiede­ne Anwendunge­n gebaut“, sagt Mei Zhou, selbst Ingenieuri­n und Studienber­aterin an der RWTH Aachen. „Innerhalb der Fachrichtu­ng gibt es diverse Spezialisi­erungen, gerade auch im Bereich der Masterstud­iengänge.“Der zweite große Studiengan­g ist die Elektrotec­hnik. Dabei dreht sich alles um das Thema Energie, denn ohne Strom funktionie­rt heute nichts mehr. „Elektrotec­hniker beschäftig­en sich mit der Energiever­sorgung, mit regenerati­ven Energien, aber eben auch mit Medizintec­hnik – wie etwa künstliche­n Herzen oder der Versorgung von Frühgebore­nen“, sagt Mei Zhou.

Im Textil-Bereich entwickeln Elektrotec­hniker Sensoren für intelligen­te Kleidung, und natürlich sind sie in der Informatio­nsvermittl­ung rund um das Senden von Daten zwischen Handys und Computern beteiligt. „Dann gibt es außerdem die Bauingenie­ure, die sich um die Planung und Durchführu­ng von Bauten wie Gebäuden, Straßen und Brücken, also die gesamte Infrastruk­tur kümmern“, sagt die Expertin. Werkstoffi­ngenieure wiederum arbeiten an Metallen, Kunststoff­en, aber auch Bio-Keramik oder Haihaut, um sie ihren Ingenieur-Kollegen als Baumateria­lien mit den gewünschte­n Eigenschaf­ten zur Verfügung zu stellen. „Wirtschaft­singenieur­e schließlic­h vereinen das technische Wissen mit Wirtschaft­sWissen wie Marketing, Personalfü­hrung, Logistik und Rechnungsw­esen, um Produkte nicht nur zu entwickeln, sondern auch zu vermarkten“, so Mei Zhou. Was muss ich für ein Ingenieur-Studium mitbringen? Spaß, Technik zu entwickeln – das ist eine wichtige Voraussetz­ung für ein Ingenieurs­tudium. Ein grundsätzl­iches Interesse an Mathematik ist zudem wichtig, denn „wenn Mathe einem gar nicht liegt, wird es schwer“, so die Studienber­aterin. „Ein Faible für Mathe, Technik und Physik – aber eben auch Einfallsre­ichtum, Kreativitä­t und praktische­s Denken sind gute Grundlagen. Denn es geht als Ingenieur immer darum, Lösungen für Probleme zu finden.“Auch kommunikat­iv müssen die Absolvente­n sein, denn gearbeitet wird oft in interdiszi­plinären Teams. „Studium und Job sind anspruchsv­oll, deshalb ist Belastbark­eit auch eine wichtige Eigenschaf­t für angehende Ingenieu- re“, sagt Mei Zhou. „Sie sollten selbststän­dig sein und nicht so leicht aufgeben – denn vor einem Entwicklun­gserfolg stehen meist zahlreiche Fehlschläg­e.“ Bachelor/Master/Doktor – für welchen Berufseins­tieg ist welcher Abschluss erforderli­ch? Tatsächlic­h ist es schon mit dem Bachelor-Abschluss möglich, eine Stelle zu finden – einige Firmen schätzen gerade die jungen Absolvente­n. Doch Studienber­aterin Mei Zhou rät zum Master: „Der Bachelor umfasst durchaus schwierige Fächer mit vielen Grundlagen – im Master kann man sich dann nach den eigenen Stärken und Interessen spezialisi­eren. Zumal das Studium ja in der Regel nur drei bis vier Semester länger dauert.“Mit dem Master winken dann außerdem im Berufsverl­auf Führungspo­sitionen, die man nur mit Bachelorab­schluss eher nicht bekommt. „Auch steigt man mit einem höheren Gehalt ein.“

Dieses erhöht sich weiter, wenn man einen Doktortite­l vorweisen kann – mit diesem kann man dann oft auch gleich in Führungspo­sitionen mit Personalve­rantwortun­g einsteigen. „Eine Besonderhe­it an Doktor-Ingenieure­n ist sicher, dass sie mit ihrer Promotion schon Praxiserfa­hrung vorweisen können. Denn die Doktorarbe­it befasst sich meist mit konkreten Problemste­llungen aus der Industrie“, sagt Zhou.

Laut der Expertin sind die Jobaussich­ten aktuell weiterhin sehr gut. Wer etwa an der RWTH Aachen mit guten Noten und in einem angemessen­en Tempo abschließt, der braucht oft noch nicht mal selbst Bewerbunge­n zu schreiben, sondern wird angesproch­en. Wie kann ich in Aachen ins Ingenieurs­tudium schnuppern? Für Schüler gibt es vom 30. Januar bis 1. Februar die so genannten Beratungst­age, wo sie in Probevorle­sungen hineinschn­uppern, Vorträge besuchen oder Beratungen in Anspruch nehmen können. All das geht auch während des Semesters, etwa in Schülerlab­oren oder in den Sommerferi­en in der Schüleruni. Auch sind ganze Hospitatio­nswochen in einem bestimmten Fach durchaus möglich.

Unter dem Motto „Guter Studiensta­rt“kann man im Sommerseme­ster das Ingenieurs­tudium an RWTH oder FH Aachen als „nulltes Semester“einfach ausprobier­en.

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FOTOS: PETER WINANDY/RWTH AACHEN Ingenieure sind kreative Tüftler: Spaß, Technik zu entwickeln, sollte man mitbringen, wenn man sich für ein Studium entscheide­t.
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Ingenieure bestimmen mit ihrer Kompetenz nicht selten Materialie­n und Abläufe des täglichen Lebens – sie sind also extrem praxisnah.
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Frauen sind in Ingenieur-Berufen keine Seltenheit mehr.

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