Dem Ingenieur ist nichts zu schwör
Sie haben beste Aussichten auf dem Arbeitsmarkt: Ingenieure. Doch welche Studienfächer führen eigentlich in den Beruf ? Und was sollte ich an Fähigkeiten mitbringen? Wir haben eine Expertin der RWTH Aachen gefragt.
AACHEN Sie bauen Autos und Flugzeuge, arbeiten an regenerativen Energien, entwickeln künstliche Herzen, bauen Brücken und Tunnel und suchen nach neuen Werkstoffen: Ingenieure sind einfallsreiche Erfinder. Wer in den Beruf strebt, sollte Mathematik nicht scheuen und technikbegeistert sein. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das spannende Berufsfeld: Welche Fächer führen zum Ingenieur? Wie unterscheiden sie sich? Am bekanntesten ist das Maschinenbau-Studium. „Der Name sagt schon: Von Fahrzeugen bis hin zu Produktionsanlagen – hier werden Maschinen für verschiedene Anwendungen gebaut“, sagt Mei Zhou, selbst Ingenieurin und Studienberaterin an der RWTH Aachen. „Innerhalb der Fachrichtung gibt es diverse Spezialisierungen, gerade auch im Bereich der Masterstudiengänge.“Der zweite große Studiengang ist die Elektrotechnik. Dabei dreht sich alles um das Thema Energie, denn ohne Strom funktioniert heute nichts mehr. „Elektrotechniker beschäftigen sich mit der Energieversorgung, mit regenerativen Energien, aber eben auch mit Medizintechnik – wie etwa künstlichen Herzen oder der Versorgung von Frühgeborenen“, sagt Mei Zhou.
Im Textil-Bereich entwickeln Elektrotechniker Sensoren für intelligente Kleidung, und natürlich sind sie in der Informationsvermittlung rund um das Senden von Daten zwischen Handys und Computern beteiligt. „Dann gibt es außerdem die Bauingenieure, die sich um die Planung und Durchführung von Bauten wie Gebäuden, Straßen und Brücken, also die gesamte Infrastruktur kümmern“, sagt die Expertin. Werkstoffingenieure wiederum arbeiten an Metallen, Kunststoffen, aber auch Bio-Keramik oder Haihaut, um sie ihren Ingenieur-Kollegen als Baumaterialien mit den gewünschten Eigenschaften zur Verfügung zu stellen. „Wirtschaftsingenieure schließlich vereinen das technische Wissen mit WirtschaftsWissen wie Marketing, Personalführung, Logistik und Rechnungswesen, um Produkte nicht nur zu entwickeln, sondern auch zu vermarkten“, so Mei Zhou. Was muss ich für ein Ingenieur-Studium mitbringen? Spaß, Technik zu entwickeln – das ist eine wichtige Voraussetzung für ein Ingenieurstudium. Ein grundsätzliches Interesse an Mathematik ist zudem wichtig, denn „wenn Mathe einem gar nicht liegt, wird es schwer“, so die Studienberaterin. „Ein Faible für Mathe, Technik und Physik – aber eben auch Einfallsreichtum, Kreativität und praktisches Denken sind gute Grundlagen. Denn es geht als Ingenieur immer darum, Lösungen für Probleme zu finden.“Auch kommunikativ müssen die Absolventen sein, denn gearbeitet wird oft in interdisziplinären Teams. „Studium und Job sind anspruchsvoll, deshalb ist Belastbarkeit auch eine wichtige Eigenschaft für angehende Ingenieu- re“, sagt Mei Zhou. „Sie sollten selbstständig sein und nicht so leicht aufgeben – denn vor einem Entwicklungserfolg stehen meist zahlreiche Fehlschläge.“ Bachelor/Master/Doktor – für welchen Berufseinstieg ist welcher Abschluss erforderlich? Tatsächlich ist es schon mit dem Bachelor-Abschluss möglich, eine Stelle zu finden – einige Firmen schätzen gerade die jungen Absolventen. Doch Studienberaterin Mei Zhou rät zum Master: „Der Bachelor umfasst durchaus schwierige Fächer mit vielen Grundlagen – im Master kann man sich dann nach den eigenen Stärken und Interessen spezialisieren. Zumal das Studium ja in der Regel nur drei bis vier Semester länger dauert.“Mit dem Master winken dann außerdem im Berufsverlauf Führungspositionen, die man nur mit Bachelorabschluss eher nicht bekommt. „Auch steigt man mit einem höheren Gehalt ein.“
Dieses erhöht sich weiter, wenn man einen Doktortitel vorweisen kann – mit diesem kann man dann oft auch gleich in Führungspositionen mit Personalverantwortung einsteigen. „Eine Besonderheit an Doktor-Ingenieuren ist sicher, dass sie mit ihrer Promotion schon Praxiserfahrung vorweisen können. Denn die Doktorarbeit befasst sich meist mit konkreten Problemstellungen aus der Industrie“, sagt Zhou.
Laut der Expertin sind die Jobaussichten aktuell weiterhin sehr gut. Wer etwa an der RWTH Aachen mit guten Noten und in einem angemessenen Tempo abschließt, der braucht oft noch nicht mal selbst Bewerbungen zu schreiben, sondern wird angesprochen. Wie kann ich in Aachen ins Ingenieurstudium schnuppern? Für Schüler gibt es vom 30. Januar bis 1. Februar die so genannten Beratungstage, wo sie in Probevorlesungen hineinschnuppern, Vorträge besuchen oder Beratungen in Anspruch nehmen können. All das geht auch während des Semesters, etwa in Schülerlaboren oder in den Sommerferien in der Schüleruni. Auch sind ganze Hospitationswochen in einem bestimmten Fach durchaus möglich.
Unter dem Motto „Guter Studienstart“kann man im Sommersemester das Ingenieurstudium an RWTH oder FH Aachen als „nulltes Semester“einfach ausprobieren.