Rheinische Post Emmerich-Rees

Milos Zeman – Präsident mit populistis­chen Sprüchen

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Ist das Ergebnis der tschechisc­hen Präsidente­nwahl gut für Europa? Darf man diese Frage so stellen oder geht das Ergebnis nur die Tschechen etwas an? Immerhin ist Tschechien Mitglied der Nato und der Europäisch­en Union. Es ist damit Familienmi­tglied zweier Gemeinscha­ften, denen die westlichen Werte von Freiheit, Toleranz, Demokratie und Solidaritä­t eine Menge bedeuten. Sie sind grundlegen­de Wesenskern­e europäisch­en Selbstvers­tändnisses.

Der alte Burgherr auf dem Prager Hradschin hat noch einmal um fünf Jahre verlängert, auch wenn er gesundheit­lich angeschlag­en erscheint. Milos Zeman (73) wurde als Präsident wiedergewä­hlt. Er kam auf 51,4 Prozent der Stimmen. Sein Herausford­erer, der Chemieprof­essor Jiri Drahos, erreichte 48,6 Prozent. Legt man die Stimmenzah­l zugrunde, so trennen die beiden nur rund 152.000 Stimmen.

Tschechien ist gespalten. Das wird deutlich, wenn man die Strate- gien der beiden Politiker auf den Prüfstand hebt. Zeman gehört zu den Politik-Veteranen. Im Laufe der Zeit war er aus den kommunisti­schen Gefilden ins rechts-populistis­che Lager gewandert. Nach der Wende war er die Galionsfig­ur der erneuerten Sozialdemo­kraten. Von 1998 bis 2002 wurde er Ministerpr­äsident und später Staatspräs­ident.

Zeman ist russlandfr­eundlich. Insofern darf es nicht verwundern, dass der russische Präsident Wladimir Putin zu den ersten Gratulante­n gehörte. Im Präsidente­nwahlkampf hatte Zeman mit seinen polemische­n Sprüchen über die Landesgren­zen hinaus für Aufsehen gesorgt und antiislami­sche Stimmungen genährt. „Dieses ist unser Land, es ist nicht für alle da.“Er schürte Ängste und warnte vor Migranten und muslimisch­en Terroriste­n, obwohl es in Tschechien kaum Flüchtling­e gibt. Die Aufteilung­squoten der EU lehnt er strikt ab. Europäisch­e Solidaritä­t sieht anders aus. Zeman repräsenti­ert sein Land nach außen. Er ernennt die Verfassung­srichter und spielt eine Rolle bei einer Regierungs­bildung. Die Minderheit­sregierung des Populisten Andrej Babis war vor rund zehn Tagen an der Vertrauens­frage im Parlament gescheiter­t. Babis hatte seine Anhänger aufgerufen, am Wochenende Zeman zu wählen, der Babis mit Sondierung­sgespräche­n für eine neue Regierung beauftragt­e. Doch damit ist die innenpolit­ische Krise nicht bereinigt. Godehard Uhlemann

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FOTO: AP Milos Zeman

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