KULTURTIPPS
Zur Aktualität von Susan Sontag
Theorie Das ist ein toller Band, denn es gelingt ihm ewas sehr Praktisches und Lebensnahes: Er erklärt, wie wir mit Hilfe von Susan Sontag in unserem Alltag und in dieser Welt überhaupt den Durchblick behalten können. Ja, im Grunde taugt das Buch sogar als Reiseführer für die Gegenwart. Die Herausgeberinnen Anna-Lisa Dieter und Silvia Tiedtke versammeln thematisch angenehm breit aufgestellte Aufsätze mehrerer Beiträger wie Carolin Emcke, Thomas Meinecke, Michaela Melian, Michael Krüger und Elisabeth Bronfen. Es geht um die Metaphern Susan Sontags und darum, wie man mit ihren Texten Bilder vom Krieg betrachten kann. Es geht auch um die Frage, was Kulturkritik eigentlich leisten muss, und da ist die 2004 gestorbene Sontag natürlich eine gute Adresse, denn sie fühlte sich dem Leben stets näher als der Akademie. Der Verlag bietet auf seiner Homepage überdies einzelne Aufsätze als PDF zum Herunterladen an. hols Anna-Lisa Dieter und Silvia Tiedtke: Sonic Youth, an New Order und die Goldenen Zitronen, und manchmal gibt es einen Schlenker in den 80erJahre-Kitsch-Pop, was gut passt, denn: Dreams are my reality. „Niemand wird dir folgen in die Wolken mit dem Wind“, singt Lowtzow, „ich leb in einem wilden Wirbel“und „alles, was ich immer wollte, war alles“. Und wie er in dem unfassbar traurigen Lied „Unwiederbringlich“das Wort „Handy“ausspricht, ist einen eigenen Artikel wert. Dann lässt er sich forttragen von den Gitarren, die an- und abschwellen, und in deren Sound man sich auch so gerne legen möchte, weil er so warm ist und freundschaftlich.
Vielleicht ist das hier die Tocotronic-Version von „The Wall“. Aber diese Teenage-Symphony ist eben nicht kaltweiß zugemauert, sondern rosa und aus Marzipan. Jedenfalls ist das eine sehr schöne Platte, und als Lowtzow den letzten Vers singt, der „Bitte verlasst mich nicht!“lautet, schüttelt man den Kopf. Never. Philipp Holstein