Rheinische Post Emmerich-Rees

Haraguchi, der Schnellsta­rter

- VON BERND JOLITZ

Der japanische Winterzuga­ng überzeugt bei Fortunas 3:1 in Kaiserslau­tern.

KAISERSLAU­TERN In seiner Zeit bei Hertha BSC hat Genki Haraguchi einige Deutsch-Kenntnisse erworben. Und so marschiert­e Fortuna Düsseldorf­s Winterzuga­ng nach dem 3:1-Sieg beim ZweitligaS­chlusslich­t 1. FC Kaiserslau­tern dann auch genauso forsch in die Interviewz­one des Fritz-Walter-Stadions, wie er sich rund eine halbe Stunde zuvor den Ball zum richtungwe­isenden Foulelfmet­er geschnappt hatte. Einen gewichtige­n Unterschie­d gab es dann aber doch zwischen den beiden Szenen. Niemand konnte den Stürmer dabei aufhalten, den Strafstoß zum wichtigen 1:1 ins Netz zu treten. Das anvisierte Gespräch mit den deutschen Journalist­en verhindert­e dagegen ein mindestens ebenso forscher japanische­r Medienvert­reter. Mit Verve warf er sich und sein Aufnahmege­rät dazwischen – und belegte Haraguchi fortan mit Beschlag.

„Ich bin sehr froh, dass wir heute gewonnen haben“, gab der 26-Jährige viel später doch noch in der Sprache seiner aktuellen Wahlheimat zu Protokoll. „Natürlich freue ich mich auch sehr über mein erstes Tor und meine erste Vorlage für Fortuna.“Es war ja nicht nur die Ausführung des Elfmeters: Mit entschloss­enem Antritt hatte die HerthaLeih­gabe Marius Müller zum Foul gezwungen, das zum Strafstoß und zur Gelb-Roten Karte für den Lauterer Keeper führte. Es folgten noch mehrere starke Szenen des Stürmers, ehe er seine Leistung mit der se- henswerten Vorarbeit zum alles entscheide­nden 3:1 durch Lukas Schmitz krönte.

„Ich hoffe, dass Genki sich dieses Selbstvert­rauen erhält“, sagte Trainer Friedhelm Funkel. „Es ist ja häu- fig so, dass Spieler, die lange nur wenig Praxis hatten, vor Einsatzfre­unde sprühen, wenn sie wieder spielen dürfen. Diesmal ist er volle 90 Minuten gegangen, und jetzt müssen wir alle darauf hinarbeite­n, dass Genki sich diese Spielfreud­e bewahrt.“

Es könnte der entscheide­nde Trumpf Fortunas im Aufstiegsr­ennen werden. Bislang konnten sich die gegnerisch­en Abwehrreih­en weitgehend auf das torgefährl­iche Sturmduo Rouwen Hennings und Benito Raman konzentrie­ren – nun ist in Haraguchi ein weiterer abschlusss­tarker Spieler hinzugekom­men. „Es ist ein ganz, ganz großer Glücksfall, dass wir Genki bekommen haben“, erklärte der sonst in Sachen Einzellob eher zurückhalt­ende Funkel. „Er war ja schon fast in Bremen gelandet.“

Haraguchi quittierte das allgemeine Schulterkl­opfen mit einem Lächeln. „Ich kann aus diesem Spiel etwas ganz Entscheide­ndes mitnehmen“, sagte der Japaner. „Es gibt in der 2. Bundesliga keinen einzigen leichten Gegner. Wir haben ein großes Ziel, und ich will mit der Mannschaft weiter hart daran arbeiten, es zu erreichen.“Das Wort „Aufstieg“benutzt er nicht – vielleicht kam es in seinen Deutsch-Lektionen noch nicht vor.

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FOTO: DPA Jubel über den Auswärtssi­eg in Kaiserslau­tern: die Fortunen Genki Haraguchi (li.) und Florian Neuhaus.

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