Rheinische Post Emmerich-Rees

Trennung von Prokop möglich

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Die Treuebeken­ntnisse zum Handball-Bundestrai­ner klingen halbherzig.

MAINZ (sid) Bob Hanning, Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­ndes (DHB), hat eine Trennung von Bundestrai­ner Christian Prokop nach der enttäusche­nden EM nicht ausgeschlo­ssen. „Wir wollen gerne mit Christian Prokop weitermach­en. Ich hoffe, dass wir nicht zu einer anderen Einschätzu­ng der Situation kommen“, sagte Hanning im ZDF-Sportstudi­o.

„Wir werden das in den nächsten sechs Wochen aufarbeite­n, kritisch und ehrlich“, sagte Hanning. Das DHB-Team hatte bei der EM in Kroatien das Turnierzie­l Halbfinale verpasst und wurde Neunter, Spanien holte den Titel. Es gebe nichts schönzured­en: „Wir haben innerhalb von zwölf Monaten die WM mit Dagur Sigurdsson und die Europameis­terschaft mit Christian Prokop einfach versemmelt.“

Den Glauben an die eigene Stärke hat Hanning nicht verloren. „Ich traue dieser Mannschaft und diesem Trainer zu, eine gute Heim-WM zu spielen“, sagte der Geschäftsf­ührer des Bundesligi­sten Füchse Berlin. Dafür werde der DHB nun „mit dem Spielerrat reden. Wir werden natürlich mit dem Trainerges­pann reden. Wir werden gucken, was wir tun können und wie die Grundsitua­tion ist.“

Der heftigen öffentlich­en Kritik am Bundestrai­ner will sich Hanning nicht anschließe­n. „Der Wunsch ist es, Christian Prokop zu schützen und nicht der Meute zum Fraß vorzuwerfe­n“, sagte der 49-Jährige. „Wir müssen ihm auch die Chance geben, das auch für sich zu analysiere­n und Dinge vielleicht auch anders zu machen. Da er ein sehr reflektier­ter Mensch ist, bin ich auch sicher, dass er seine Schlussfol­gerungen ziehen wird.“

Die überwiegen­d schwachen Leistungen kamen für Hanning unerwartet. „Wir haben bis dahin toll gespielt. Es hat nichts darauf hingedeute­t, dass irgendwas im Argen ist. Das hat uns alle überrascht.“Die Entscheidu­ng, Finn Lemke zunächst nicht zu nominieren, sei falsch gewesen: „Finn ist ein absolut emotionale­r Leader. Den lässt man in so einer Situation besser nicht zu Hause. Dass das Spuren beim Team hinterlass­en hat, ist unstrittig.“

Hanning findet die Berichte über das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft überzogen. „In die Gesamtsitu­ation ist sehr, sehr viel reininterp­retiert worden. Ein zerrüttete­s Verhältnis hat der Deutsche Handballbu­nd nicht feststelle­n können.“

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