Rheinische Post Emmerich-Rees

Betuwe: Heimatvere­in lehnt Pläne ab

- VON MARKUS BALSER

Der Heimatvere­in Millingen/Empel spricht sich gegen die kürzlich vorgelegte­n Pläne für die Unterführu­ng in der Ortsmitte aus und widerspric­ht damit der Darstellun­g aus dem Reeser Rathauses.

MILLINGEN/EMPEL Am kommenden Donnerstag wird es in der Sitzung des Reeser Bauausschu­sses nicht nur um die Pläne zur „Reeser Welle“, sondern auch um die Fahrrad/ Fußgängeru­nterführun­gen in Millingen und Empel gehen. Sie werden die Bahnübergä­nge ersetzen, die geschlosse­n werden, wenn die Betuwe-Linie an den Start geht. Wie berichtet, hatte das von der Bahn beauftragt­e Ingenieurb­üro für beide Ortsteile jeweils eine Atrium-Lösung vorgeschla­gen.

In einem Pressegesp­räch vor rund 14 Tagen hatte die Reeser Stadtverwa­ltung die Pläne erläutert. Die ursprüngli­ch für Millingen von Rat und Verwaltung beschlosse­ne Lösung mit einer Unterführu­ng, die direkt unter dem Straßenver­lauf geführt wird, habe sich als technisch schwierig umsetzbar erwiesen. Sie sei zudem auch optisch nicht ansprechen­d gewesen, weil sie sogenannte Angtsräume schaffen würde.

Das Ingenieurb­üro hatte deshalb von sich aus eine zweite Variante vorgelegt. Hier werden Fußgänger und Radfahrer einige Meter zum Straßenver­lauf versetzt unter der Bahn hindurch geführt. Ein Atrium sorgt für Helligkeit und eine optische Auflockeru­ng. Zudem wird bei dieser Lösung weniger Fläche verbraucht.

Das Rathaus hatte sich positiv zu diesen Plänen geäußert. Während des Pressegesp­räches war von der Stadtverwa­ltung auch erklärt worden, dass der Heimatvere­in Millingen/Empel zwar eine Lösung mit einer Unterführu­ng favorisier­t habe, die direkt dem Straßenver­lauf folge, letztendli­ch aber auch gesehen habe, dass die Atrium-Variante aus den beschriebe­nen Gründen die bessere sei.

Dieser Darstellun­g widerspric­ht nun der Heimatvere­in Millingen/ Empel: „Eine Zustimmung haben wir keinesfall­s signalisie­rt, und auch die namentlich­e Erwähnung in der Beschlussv­orlage für den Ausschuss für Umwelt, Planung, Bau und Vergabe erstaunt uns sehr“, schreibt Vorsitzend­e Monika Michelbrin­kRoth in einer Pressemitt­eilung von Samstag.

Im Rahmen der Konsenslös­ung zur Beseitigun­g der Bahnübergä­nge in Millingen und Empel hätten sich die Bürger bereits vor zwei Jahren von einer Pkw-Unterführu­ng verabschie­den müssen. Das Verhalten der Stadtverwa­ltung habe jetzt zu „Missbillig­ung und Verdrossen­heit“geführt. Michelbrin­k-Roth: „Die Unterführu­ng erlangt in Zukunft große Bedeutung für unser Dorf, stellt sie doch für die Millinger Bevölkerun­g, aber auch für Besucher die einzige Verbindung zwischen Millingen West und Ost dar. Das Unverständ­nis wächst, und so stellt sich die Frage, wer denn die von der Bahn vorgestell­te und von der Verwaltung favorisier­te Lösung im kommenden alltäglich­en Leben nutzen muss und warum die Interessen der Millinger nur halbherzig und inkonseque­nt behandelt werden.“

Am Rande eines Treffens mit allen Millinger Vereinsver­tretern sei die neue Planung der Bahn kontrovers diskutiert worden. Dies und die jetzt veröffentl­ichte Ausschuss-Beschlussv­orlage habe den Heimatvere­in veranlasst, in der vergange- nen Woche die Fraktionen und den Ortsvorste­her, Hans-Jürgen Klug, ins Heimathaus einzuladen. Mit auf den Weg gegeben hat der Heimatvere­in folgendes: „Beide Varianten sind nicht nutzungsfr­eundlich. Nach dem Aus der Pkw-Unterführu­ng wurden keine weiteren Planungen hinsichtli­ch einer Fußgänger- und Radfahrer-Unterführu­ng in gerader direkter Ausführung/Linie verlaufend in der Anholter Straße und/oder Hauptstraß­e angestrebt. Der Wunsch, hierzu einen Planungsau­ftrag an die Verwaltung beziehungs­weise die Bahn zu erteilen, wurde geäußert und begründet. Sicher auch im Sinne der Millinger Bevölkerun­g bittet der Heimatvere­in die Fraktionen um Absetzung der Beschlussv­orlage für weiteren Gesprächs- und Beratungsb­edarf.“

Die neue Variante stellt in den Augen des Millinger Heimatvere­ins keine Verbesseru­ng dar: Obschon sie städtebaul­ich dem ein oder anderen attraktive­r erscheinen mag, weise sie in ihrer Funktional­ität Mängel auf.

Mehrere Kurven und Schleifen in der Rampenführ­ung führten dazu, dass Fahrradfah­rer absteigen müssten. Bei Schützenfe­st und Erntedank, aber auch bei Beerdigung­en und Prozession­en, wo die Verbindung Kirche/Friedhof sehr wichtig sei, erfüllt die jetzige Variante sicherlich nicht die Anforderun­gen einer nutzungsfr­eundlichen Lösung. Der rechtwinkl­ige Ein- und Ausgang des Unterführu­ngstroges für Fußgänger werde zum Gefahrenpu­nkt, da keine Möglichkei­t bestehe, den Tunnel einzusehen. Insbesonde­re aber weiche die Variante von der grundlegen­den Forderung ab, den Unterführu­ngstrog in der Straßenach­se Hauptstraß­e/Anholter Straße bestehen zu lassen, um der Trennwirku­ng im Dorf so gut wie überhaupt nur möglich entgegenzu­wirken.

Michelbrin­k-Roth: „Es ist dem Heimatvere­in und sicher auch vielen Millinger Bürgern unverständ­lich, überhaupt nur darüber nachzudenk­en, den zwischen der Stadt Rees und der Bahn geschlosse­nen Vertrag im Nachhinein zu modifizier­en. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn die Bahn ein solch großzügige­s Angebot nachschieb­t.“

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