Rheinische Post Emmerich-Rees

„Serien erfordern eine andere Struktur“

- VON SASKIA NOTHOFER

Im Rahmen des Fernsehpre­ises haben die Drehbuchau­toren bessere Arbeitsbed­ingungen gefordert.

KÖLN Der Streamingd­ienst Netflix macht es vor: Starke Serien ziehen immer mehr Zuschauer an, im letzten Quartal 2017 konnte der Anbieter seinen Gewinn verdreifac­hen. Die öffentlich-rechtliche­n Sender sehen dagegen alt aus, vor allem junge Zuschauer fehlen. Doch es ginge auch anders, sagten Vertreter des Verbandes Deutscher Drehbuchau­toren (VDD) in Köln. „Die Sender wollen diese Serien, sie wollen dieses Erzählen. Aber sie verstehen nicht, dass das eine ganz andere Struktur erfordert“, so VDD-Vorstand Christian Lex.

Konkret heißt das, dass sich die Autoren mehr Geld, mehr Zeit für Recherche und Umsetzung sowie mehr Vertrauen und mehr Mut bei der Umsetzung von Seiten der Sender wünschen. „Man muss auch mal etwas ausprobier­en, sich auch mal irren dürfen“, sagt Autor Sebastian Andrae. Meist meine die Redaktion, sie wisse schon, was den Zuschauern gefalle, dabei solle man den Leuten lieber etwas Neues vorsetzen, sie überrasche­n. „Das ZDF beispielsw­eise könnte auch sagen: ,Die Quote ist uns egal, das Besondere zählt’“, so Andrae.

Wichtig ist den Autoren auch mehr Mitsprache bei der Umsetzung ihres Drehbuchs. „Es kann ein großer Gewinn sein, den Autor an der Produktion zu beteiligen“, meint Kristin Derfler, Autorin des ARD-Mehrteiler­s „Brüder“. Er ken- ne seine Figuren am besten, könne bei Dialogprob­lemen helfen, zum Schluss bei Schnitt und Auswahl der Musik einen entscheide­nden Beitrag leisten. „Wir wollen dem Regisseur nicht die Arbeit wegnehmen oder ihn diskrediti­eren“, sagt Niklas Hoffmann, Autor der Serie „Hindafing“. Mitreden schade aber nicht, schließlic­h kenne der Drehbuchau­tor die Geschichte am längsten.

Die Autoren führten damit eine Diskussion fort, die sich rund um die Verleihung des Deutschen Fernsehpre­ises in Köln entwickelt hatte. Mit der Ehrung werden die besten Filme, Serien, Schauspiel­er und Fernsehmac­her gewürdigt. Vor der Gala hatten sich die Drehbuchau­toren irritiert gezeigt, dass sie in einigen Kategorien nur als „Gäste“und nicht als „Nominierte“zu der Verleihung eingeladen wurden, obwohl sie an den nominierte­n Filmen und Serien maßgeblich mitgearbei­tet hatten.

Die Stifter des Fernsehpre­ises gingen daraufhin auf die Autoren zu und änderten die Nominierun­gspraxis. In den Kategorien „Bester Fernsehfil­m“und „Bester Mehrteiler“, in denen bislang nur Produzente­n, Regisseure und Redakteure stellvertr­etend für das Team nominiert wurden, wurden die Regeln angepasst – und auch die Autoren mitnominie­rt. Auch in allen anderen fiktionale­n Kategorien waren sie nun dabei.

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FOTO: SWR Eine Szene aus dem Mehrteiler „Brüder“, der als „Bester Mehrteiler“den deutschen Fernsehpre­is gewann. Die Autorin des Drehbuchs, Kristin Derfler, würde gerne mehr in eine Produktion einbezogen werden.

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