Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Abend für Künstler Eduard Künneke

- VON MONIKA HARTJES

Der berühmte Berliner Operettenk­omponist, der in Emmerich aufgewachs­en war, starb vor 65 Jahren. Grund genug, an ihn zu erinnern. Das tat am Samstag Künneke-Kennerin Sabine Müller im Rheinmuseu­m vor 90 begeistert­en Gästen.

EMMERICH Am 27. Januar 1885 wurde Eduard Künneke als Sohn eines Kaufmanns in Emmerich geboren, wo er aufwuchs und auch sein Abitur machte. Am 27. Oktober 1953 starb er mit 68 Jahren in Berlin.

„In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 65. Mal“, erklärte Herbert Kleipaß, Museumslei­ter und neuer Vorsitzend­er des Emmericher Geschichts­vereins, der zu einem „Eduard-Künneke-Wochenende“ins Rheinmuseu­m eingeladen hatte und sich über eine tolle Resonanz am Samstag freuen konnte: Rund 90 Gäste waren gekommen und erlebten mit „Interessan­tem und Amüsanten in Wort, Ton und Bild aus dem Hause Künneke“einen unterhalts­amen musikalisc­hen Abend mit lustigen Anekdoten.

Sabine Müller, die ihre KünnekeBio­grafie „Ein Leben für die Musik“am Wochenende vorstellte, führte humorvoll durch das abwechslun­gsreiche Programm, das mit

„Der ‚Wahnsinn’ begann, als Peter bei Ebay ein Weihnachts­lied von Künneke ersteigert­e“

Sabine Müller dem Lied „Lang hab’ ich warten müssen“aus „Lieselott“begann. Die aus Lemgo stammende Sabine Müller befasst sich bereits seit vielen Jahren mit dem Künstler. Kürzlich hat sie eine Dissertati­on über ihn an der Uni Bremen vorgelegt.

Ebenfalls wirkten die Sopranisti­n Sabine Laubach und der Pianist Peter Dicke mit. „Der ‚Wahnsinn’ begann, als Peter bei Ebay ein Weihnachts­lied von Künneke entdeckte, das wir ersteigert­en“, erzählte Sabine Müller. Sie dachte sich, dass es „da draußen“noch mehr von Künneke zu entdecken gäbe und machte sich auf die Suche, wobei sie auch Künnekes Tochter Evelyn kurz vor ihrem Tod kennenlern­te.

Gemeinsam mit Herbert Kleipaß ersteigert­e sie aus dem Nachlass das Arbeitszim­mer des Künstlers, daraus wurde das „Künneke-Zimmer“im Stadttheat­er. Sie wühlte bei Entrümpler­n in Berlin in vielen Kisten und Kartons und fand unter anderem ein fröhliches Osterlied, das die Sängerin Sabine Laubach zum Besten gab. „Je mehr ich fand, umso spannender wurde es“, erzählte die Moderatori­n, die auch Briefe von Künnekes Frau entdeckte. In einem schrieb sie ihrer Mutter nach einem Auftritt in der Societät: „Schrecklic­h, immer in solcher Umgebung sein zu müssen.“Die Lieder wie „Warum, wieso, weshalb?“aus „Glückliche Reise“– im Duett pro- fessionell dargebrach­t –, „Der jungen Hexe Lied“oder „Auf weißen Rosen“begeistert­e die Zuhörer ebenso wie die Ballade vom rostigen Ritter, den nach einem Regenguss ein Burgfräule­in küssen wollte, jedoch die verrostete „eiserne Umhüllung war gegen die Erfüllung“. Lustig war die spontane schauspiel­erische Einlage von Herbert Klei- paß, der beim Lied „Zeus, ach Zeus“gebeten wurde, den Göttervate­r zu spielen, der dann von den beiden „Sabines“besungen wurde. Auch instrument­ale Stücke schrieb Künneke: Peter Dicke intonierte „Valse Melancholi­que“, „Olga, ein lyrisches Tangointer­mezzo“, „Virginia Reel“und als Welturauff­ührung einen bereits im Jahr 1903 kompo- nierten „Rondo“gekonnt auf dem Klavier.

Dass der Künstler mehr war „als nur ein Wandergese­ll“und sich auch auf Hintergrun­dmusik verstand, bewiesen Ausschnitt­e aus den beiden Stummfilme­n „Das Weib des Pharao“und „Das Blumenwund­er“. „Mein Vater“, so heißt ein Gedicht von Evelyn Kün- neke, das später vertont wurde. Unterhalts­am waren auch die Darbietung­en der Lieder „Alle Birken grünen“, „Siziliana“, „Remember me“, „Es gibt nur eine Liebe“und „Strahlende­r Mond“aus „Der Vetter aus Dingsda“. Die Zuhörer erlebten einen kurzweilig­en Abend und waren über die Vielseitig­keit des Künstlers begeistert.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Die singende Buchautori­n Sabine Müller führte humorvoll durch das abwechslun­gsreiche Programm, das mit dem Lied „Lang hab’ ich warten müssen“aus „Lieselott“begann. Am Klavier wurde sie begleitet vom Pianisten Peter Dicke.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die singende Buchautori­n Sabine Müller führte humorvoll durch das abwechslun­gsreiche Programm, das mit dem Lied „Lang hab’ ich warten müssen“aus „Lieselott“begann. Am Klavier wurde sie begleitet vom Pianisten Peter Dicke.

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