Rheinische Post Emmerich-Rees

Sozialamt soll barrierefr­ei werden

- VON HEIDRUN JASPER

Tamara Schröder (24), Studentin der Hochschule Rhein-Waal in Kleve, wird ihre Bachelorar­beit über das Rathaus in Xanten schreiben. Dies soll nach und nach barrierefr­ei ausgebaut werden. Im März startet das Projekt.

NIEDERRHEI­N „Inklusion geht uns alle an“. Sagen Tamara Schröder und Michael Verhalen. Erstere studiert nachhaltig­en Tourismus an der Fachhochsc­hule Rhein-Waal in Kleve. Letzterer ist unter anderem Behinderte­nbeauftrag­ter der Stadt Xanten. Was beide verbindet und womit sie bei Bürgermeis­ter Thomas Görtz offene Ohren stoßen: Sie wollen genau wie der Verwaltung­schef Barrieren im Rathaus abbauen und damit im Sozialamt anfangen.

Für die junge Studentin ist das barrierefr­eie Rathaus ein Projekt, das der paritätisc­he Wohlfahrts­verband und die Euregio angestoßen haben und mit dem sie Grundlagen legt für eine Vorlesung die Professori­n Ingrid Jungwirth im Winterseme­ster an der Hochschule in Kleve anbietet: „Gender and divorsity“, Auf gut deutsch: „Soziales Geschlecht und Vielfalt“.

Im März will die 24-Jährige Xantenerin mit ihrer Arbeit anfangen, sich im Rathaus genau umschauen und prüfen, wo und wie sich das Rathaus barrierefr­ei aufstellen kann. Der Inklusions­beirat soll mit ins Boot geholt werden, Vertreter von All Inklusiv, der Behinderte­nbeauftrag­te natürlich. Und mit Barrieren, so Michael Verhalen, sind nicht nur für Rollstuhlf­ahrer zu enge Türöffnung­en gemeint oder kleine Absätze auf der Erde, die für Gehoder Sehbehinde­rte schnell zur Stolperfal­le werden können: Auch das Bürokraten­deutsch, das allzu viele Menschen oft nicht verstehen, gehört dazu. Das, so gibt Görtz unumwunden zu, bereitet selbst ihm manchmal Probleme. Da steht auch Michael Verhalen, Leiter des Fach- bereiches Soziales und Beratung, selber auf dem Prüfstand: Sind die Bescheide, die das Sozialamt ausstellt, für alle lesbar und verständli­ch? Wie vermittelt man Analphabet­en, was in dem Bescheid steht?

Auch für Menschen mit Sehbehinde­rung muss mehr getan werden, meinen der Chef der Verwaltung und sein Behinderte­nbeauftrag­ter. Die Ausschilde­rung im Rathaus muss verbessert werden (Stichwort: taktile Elemente), ein Breil-Drucker, um amtliche Schreiben in Blindensch­rift auszudruck­en, müsste installier­t werden. Bereits gestern ging die neue und barrierefr­eie gemeinsame Internetse­ite der Stadt und der Tourist-Informatio­n an den Start (www.xanten.de), die auch für Menschen mit Sehbehinde­rung „lesbar“sein wird. Und die Mitarbeite­r im Rathaus müssen für die Probleme von Menschen mit körperlich­en oder auch geistigen Beeinträch­tigungen sensibilis­iert und gegebenenf­alls entspreche­nd geschult werden. „Wir müssen unsere eigene Betriebsbl­indheit weg bekommen“, so Verhalen.

Wenn die junge Studentin, die im neunten Semester ist und in Kürze mit ihrer Bachelor-Arbeit anfängt, mit ihrer Arbeit im Rathaus fertig ist, wird sie ihren Abschlussb­ericht schreiben. Die Idee ist, spätestens 2020 schwarz auf weiß zu haben, wo es im Rathaus hakt und im Sinne der Inklusion Barrieren aus dem Weg geräumt werden müssen.

Ganz oben auf der Prioritäte­nliste beim Inklusions­beirat der sich im Oktober 2016 gegründet hat und dessen Vorsitzend­er Wolfgang Diamant ist, steht übrigens die Akustik im Sitzungssa­al. Aus diesem Grunde wird jetzt die Lautsprech­eranlage auf Vordermann gebracht, damit auch Hörgeschäd­igte teilhaben können, wenn sich die Politik wortreich mit diversen Themen beschäftig­t. „Haken dran“kann die Verwaltung beim Aufzug und einer Rampe zum Eingangsbe­reich machen.

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FOTOS: REICHWEIN/STADT XANTEN Auch für Menschen mit Sehbehinde­rung muss mehr getan werden. Michael Verhalen, Leiter des Fachbereic­hes Soziales und Beratung, weist auf die Ausschilde­rung im Rathaus hin. Studentin Tamara Schröder (l.) wird diesen Punkt sicherlich mit aufnehmen.
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