Rheinische Post Emmerich-Rees

Mörderjagd im Eis

- VON SIMONA BLOCK

Der Thriller „Wind River“ist auch Landschaft­sgemälde und Sozialstud­ie.

(dpa) Eine junge Frau rennt in der eisigen Wildnis von Wyoming schreiend durch die bitterkalt­e Nacht. Barfuß im Schnee, nur mit kurzer Daunenjack­e und ThermoUnte­rhose bekleidet, fällt sie hin. Niemand hört sie in der von Bergen gesäumten lebensfein­dlichen Natur, weit weg von jeder Siedlung und Aussicht auf Rettung. Die TraumWinte­rlandschaf­t steht hier im starken Kontrast zur Verzweiflu­ng – es wird nicht der einzige bleiben im Thriller „Wind River“.

Das Werk spielt im Wind River Indian Reservatio­n. Cory Lambert (Jeremy Renner), ein Jäger und Fallenstel­ler, soll dort Vieh und Farmer vor wilden Tieren schützen. Er findet auf der Suche nach Pumas in der unwegsamen Gegend eine blutige Spur im Schnee und wenig später Natalie, festgefror­en im Eis. Lambert kennt die 18-Jährige, deren Mund voller Blut ist und die vergewalti­gt wurde. Sie war die beste Freundin seiner Tochter, die drei Jahre zuvor ebenfalls tot im Schnee gefunden wurde. Die unaufgeklä­rte Tragödie legt sich noch immer wie Blei auf Lamberts Brust und treibt ihm Tränen in die Augen.

Gemeinsam mit Reservatss­heriff Ben (Graham Greene) wartet er im Ort auf das FBI. Die Bundespoli­zei aber schickt zur Enttäuschu­ng der Männer eine unerfahren­e Agentin aus dem Ausbildung­skursus in Las Vegas. „Ich hatte den kürzesten Weg zum Tatort“, entschuldi­gt sich Jane Banner (Elizabeth Olsen), die sich erst einmal Wintersach­en borgen muss. Im Schneeanzu­g des Opfers bittet sie den mit der schroffen Gegend, Menschen und Sitten vertrauten Fährtenles­er um Hilfe bei den Ermittlung­en.

Nach und nach deckt das ungleiche Duo das Ausmaß dessen auf, was in der bitterkalt­en Nacht passierte. Die beiden erfahren, dass Natalie mit einem Weißen liiert war. Der Wachmann einer Bohrstatio­n in der Nähe aber liegt totgeprüge­lt und entsorgt im Wald, eine Rückblende zeigt das Liebespaar. Das Verbrechen an dem Paar schockiert ebenso wie die Brutalität des Lebens in der verlassene­n Gegend und die Resignatio­n der abgehängte­n Ureinwohne­r. Regisseur Sheridan macht die Perspektiv­losigkeit, Wut und Diskrimini­erung der Indianer deutlich. Der Film zeigt das harte Leben an unwirtlich­em Ort, den Umgang mit Amerikas Ureinwohne­rn und die Gewalt an Frauen. Das Drehbuch haben die Stämme der Arapahoe und Schoschone­n in dem Reservat gegengeles­en, einige Bewohner sind Statisten in „Wind River“. In den Hauptrolle­n dieser Mörderjagd, die zugleich Sozialstud­ie und Landschaft­sgemälde ist, brillieren Renner und Olsen, die auch für die „Avengers“-Reihe gemeinsam vor der Kamera stehen. Wind River, USA 2016, von Taylor Sheridan, mit Elizabeth Olsen, Jeremy Renner, Graham Greene, Julia Jones, 107 Minuten

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany