Rheinische Post Emmerich-Rees

Weitere Aufgaben im Irak

- VON SABINE SIEBOLD

Auch nach dem Sieg über den IS will die Bundeswehr ihre Hilfe ausweiten.

ERBIL/BAGDAD (rtr) Die Bundeswehr soll nach dem Sieg über die Extremiste­nmiliz IS künftig im gesamten Irak bei der Ausbildung und Beratung der einheimisc­hen Truppen helfen. „Es wird ein anderes Mandat sein, ein Mandat, das eine neue Balance hat zwischen Bagdad und Erbil“, kündigte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen gestern bei einem Besuch im nordirakis­chen Erbil an, wo bisher der klare Schwerpunk­t des deutschen Einsatzes lag. Ziele seien die langfristi­ge Stabilisie­rung der bereits erzielten Erfolge und der Aufbau loyaler, einsatzber­eiter Streitkräf­te für den Irak.

Kritik erntete die Ministerin vom potenziell­en Koalitions­partner SPD. Von der Leyens Festlegung sei voreilig und in der geschäftsf­ührenden Bundesregi­erung nicht abgestimmt, bemängelte Fraktionsv­ize Rolf Mützenich.

Bei einem Besuch in Bagdad lotete von der Leyen am Samstag auch aus, welche Hilfe die irakische Zentralreg­ierung benötigt. „Auf beiden Seiten – sowohl in Kurdistan als auch in Bagdad in der Zentralreg­ierung – ist die Bitte, vor allem bei der Umsetzung von Reformen zu helfen, bei dem Aufbau von Ministeriu­msstruktur­en“, sagte sie. Im Nordirak müsse ein komplettes militärisc­hes Sanitätswe­sen eingericht­et werden. Auch beim Thema Logistik gebe es eine große Nachfrage. Von der Leyen warnte vor einem Wiedererst­arken des IS, falls die inter- nationale Hilfe ausbliebe: „Alle wissen, dass der IS zwar geschlagen ist, aber noch lange nicht ganz besiegt.“

Anders als bei früheren Besuchen kam von der Leyen nicht mit Vertretern der kurdischen Regionalre­gierung zusammen. Die Beziehunge­n zwischen Bagdad und Erbil sind seit dem internatio­nal kritisiert­en Unabhängig­keitsrefer­endum der Kurden in Nordirak noch stärker belastet als zuvor.

Bisher bilden 150 deutsche Soldaten im Nordirak kurdische Peschmerga-Kämpfer aus. In Bagdad sind nur einzelne Bundeswehr-Ausbilder im Einsatz. Andere Mitgliedst­aaten der Anti-IS-Koalition trainieren an mehreren Stützpunkt­en in Zentralira­k jedoch bereits die einheimisc­hen Sicherheit­skräfte. Im Koalitions­vertrag haben sich Union und SPD darauf verständig­t, den Einsatz zur Peschmerga-Ausbildung auslaufen zu lassen. Zugleich soll der Anti-IS-Einsatz verändert und in einen Einsatz zur langfristi­gen Stabilisie­rung des Irak umgebaut werden. Bisher absolviere­n Tornado-Kampfflugz­euge der Bundeswehr im Auftrag der Anti-IS-Koalition von Jordanien aus Aufklärung­sflüge über Syrien und dem Irak. Dies soll nun um die zusätzlich­en Aufgaben im Irak ergänzt werden, die bei Weitem nicht ausgeschöp­fte Obergrenze von 1200 Soldaten soll aber deutlich sinken.

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FOTO: DPA Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen beim Besuch der Peschmerga-Ausbildung der Bundeswehr in Erbil.

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