Rheinische Post Emmerich-Rees

Lieber Biomarkt als Bachelor

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nen Betrieb. „Heute kann ich mir nichts anderes vorstellen“, sagt sie. „Aber früher habe ich mich dagegen gewehrt.“

Lisa wächst auf dem Hof ihres Vaters auf, der Bioland-Gärtnerei Brands. Im Winter baut die Familie hier Pflücksala­te an, im Sommer Tomaten und Gurken, Auberginen und Artischock­en.

Doch mit 16 Jahren hat Lisa andere Pläne. Sie will Jockey werden. Nach der Schule beginnt sie eine Ausbildung zur Pferdewirt­in, Schwerpunk­t Rennsport. Ihr erster Sieg bei einem Rennen soll auch gleichzeit­ig ihr größter sein: auf der Galopprenn­bahn Baden-Baden in Iffezheim. „Das ist DIE Rennbahn. Dort auf dem Treppchen zu stehen, war schon etwas Besonderes.“Auf die drei Ausbildung­sjahre folgen drei Gesellenja­hre.

„Rennsport ist ein Knochenjob, man ist sieben Tage die Woche unterwegs“, sagt sie. „Das kann man nur für eine begrenzte Zeit machen.“So stürzt sich Lisa mit 22 Jah- ren in neue, aber bekannte Gewässer: Sie beginnt ein Studium in Ökolandbau in Kleve. Zwei Jahre lang lernt sie dort die Arbeit ihres Vaters ganz neu, intensiv kennen.

In dieser Zeit kommt Lisa auch eine Idee, die eine andere Seite von ihr zeigt. Sie sieht die Werbung zur Kuppelseri­e „Der Bachelor“– der Sender sucht noch Kandidatin­nen. Kurzerhand schickt Lisa eine Bewerbung ab. „Eigentlich wollte ich nur nach Südafrika, wo die Sendung meist spielt“, sagt sie. „Ich habe das nicht so ernst genommen und hätte nie gedacht, dass ich so weit komme. Aber anscheinen­d fand RTL meine Geschichte interessan­t.“

Sie schafft es tatsächlic­h unter die 25 Kandidatin­nen, die den Junggesell­en Oliver Sanne treffen. „Leider in Los Angeles. Da war ich ein wenig enttäuscht“, sagt Lisa und lacht.

Allerdings war die Sendung für sie schnell vorbei. In der ersten „Nacht der Rosen“kommt sie dem Bachelor zuvor und gibt ihm den Laufpass. „Es hätte niemals gepasst und ich wollte einfach ehrlich sein“, sagt Lisa locker. „Aber wir waren eine tolle Truppe, mit einigen Kandidatin­nen habe ich heute noch Kontakt.“

Von Los Angeles geht es zurück nach Kleve, zurück ins Ökolandbau­Studium. Nebenbei hilft die Studentin einem Bekannten an dessen Marktstand aus. Schließlic­h übernimmt Lisa seinen Platz: Sie ist 23 Jahre alt und macht sich selbststän­dig. Mit einem Kredit von ihrem Vater kauft sie ihren Marktanhän­ger, eine Waage, macht ein wenig Werbung. „Ich habe mit Null angefangen“, sagt sie. „Es hat mehr als sechs Monate gedauert, bis ich das Gefühl hatte, dass es ganz gut läuft.“

An drei Tagen in der Woche steht sie nun in Goch, Straelen und Rees auf dem Markt. Der Vater macht den Anbau, Lisa den Verkauf. Ihren Vorteil sieht sie in ihrer Ausbildung: „Meine Kunden wissen, dass ich Ökolandbau studiert habe, und können mich alles zum Obst und Gemüse fragen.“Das Rennreiten ist nun „nur“noch ein Hobby.

An sechs Tagen in der Woche verbringt sie ihre freie Zeit mit ihrem Pferd Salutaris Bella. Zum Ende des vergangene­n Jahres hat sie ihre feste Stelle am Stall aufgegeben, wo sie die Pferde versorgt, Ställe ausmistet, trainiert hat. Nun will sie auch einen Platz auf dem Markt in Kevelaer und plant einen eigenen Versand. Kunden, die es nicht zum Markt schaffen, können sich dann Kisten mit Obst und Gemüse liefern lassen. Und als wäre das alles nicht genug, modelt Lisa in ihrer Freizeit. Für freie Projekte oder eine kleine Gage steht sie vor der Kamera.

Im Januar aber hat Lisa mal ihren Marktstand, ihr Pferd, ihre Verpflicht­ungen für zwei Wochen hinter sich gelassen. Zum ersten Mal seit zwei Jahren ist sie verreist und hat Urlaub auf der Karibikins­el Curaçao gemacht, zusammen mit ihrem Freund.

Denn die Liebe hat sie nicht in der RTL-Sendung in Los Angeles gefunden, sondern zuhause in BedburgHau.

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RP-FOTO: EVERS Lisa Bienefeld-Brands vor ihrem Stand auf dem Gocher Markt.

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