Rheinische Post Emmerich-Rees

Friedhof für Muslime noch 2018 geplant

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Die Realisieru­ng des bundesweit ersten muslimisch­en Friedhofs in Wuppertal rückt näher. Der Träger-Verein hat sich für einen parkähnlic­hen Entwurf entschiede­n. Auch in Düsseldorf gibt es Pläne für eine muslimisch­e Grabstätte.

WUPPERTAL Für Mohamed Abudahab geht vielleicht schon bald ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Noch 2018, nach rund zehn Jahren intensiver Projektarb­eit, könnte in Wuppertal der bundesweit erste muslimisch­e Friedhof realisiert werden. Über den Grundstück­skauf besteht Einvernehm­en mit dem evangelisc­hen Kirchenkre­is, der Entwurf ist abgesegnet, nur mit der Finanzieru­ng hapert es noch. Rund 500.000 Euro benötigt der Verein Muslimisch­e Friedhöfe, um die Pläne umzusetzen, so Sprecher Abudahab. Das Geld soll über Spenden aufgetrieb­en werden, etwa 100.000 Euro sind schon zusammenge­kommen. „Wir hoffen auf breite Unter-

„Wir können uns im Le

ben streiten, wie wir wollen, am Ende liegen wir alle nebeneinan­der“

Mohamed Abudahab

Verein Muslimisch­e Friedhöfe

stützung aus der Bevölkerun­g“, sagt Abudahab. „Denn der Friedhof ist nicht nur ein muslimisch­es Projekt, sondern eines der Allgemeinh­eit.“

Ungewöhnli­ch ist auch die Lage des Geländes unmittelba­r neben einem christlich­en und einem jüdischen Friedhof. „Das ist natürlich besonders symbolträc­htig“, sagt Abudahab. „Wir können uns im Leben streiten, wie wir wollen, am Ende liegen wir alle nebeneinan­der.“So gehe von der Anlage, die von Stadt und Kirchen unterstütz­t wird, ein Friedenssi­gnal an alle Religionen aus. Gestaltet werden soll sie wie ein Landschaft­spark, mit Bäumen, Sträuchern und Blumen, einem Bach und Bänken, auf denen man sich ausruhen kann. Pate dafür standen islamische Gärten, wie es sie etwa in Ägypten, in der Türkei oder in Pakistan gibt. Platz für rund 1500 bis 1800 Tote bietet der Friedhof, sie werden auf der rechten Seite liegend bestattet, in ein Tuch gehüllt, das Gesicht gen Mekka gewandt. Abudahab: „Tatsächlic­h ist – zufällig – das komplette Grundstück nach Mekka ausgericht­et. Für unsere Pläne war das perfekt.“

Dass es überhaupt möglich ist, einen Friedhof für Muslime anzulegen, liegt an der Reform des Bestattung­sgesetzes in NRW im Jahr 2014. Es erlaubt seither auch religiösen Gemeinscha­ften, Friedhöfe zu errichten und zu betreiben. Bislang gibt es in vielen Städten nur muslimisch­e Gräberfeld­er. In Solingen, wo auch ein solches Gräberfeld liegt, wurde im Januar ein Waschraum für rituelle Waschungen eröffnet. In Düsseldorf existieren seit Jahren ebenfalls Pläne, ein muslimisch­es Gräberfeld zur Grabstätte in eigener Trägerscha­ft umzuwidmen. Noch gebe es keinerlei Beschlüsse, sagt Ahmet Top vom Arbeitskre­is Grabstätte Düsseldorf: „Aber wir arbeiten konstrukti­v mit der Stadt zusammen und haben bislang viel positive Resonanz erfahren.“Geplant sei ein konfession­eller Friedhof, der wie in Wuppertal einen jüdischen und einen muslimisch­en Bereich hat. Letzterer soll Platz für 3000 bis 4000 Grabstätte­n bieten.

Wichtig für Muslime ist das sogenannte Ewigkeitsp­rinzip. Es bedeutet, dass die Gräber nicht nach 25 oder 30 Jahren wie auf christlich­en Friedhöfen eingeebnet werden, sondern ewig unangetast­et bleiben. Deshalb lassen sich viele Muslime, wenn sie traditione­ll bestattet werden wollen, in ihre Heimatländ­er überführen. Auf dem geplanten Wuppertale­r Friedhof ist das Ewigkeitsp­rinzip gewahrt. Allerdings, sagt Abudahab, unterschei­det es sich in der Praxis wenig von der Handhabung auf christlich­en Anlagen. „Auch bei uns gibt es die Möglichkei­t, das Grab nach 30 Jahren erneut zu nutzen. Andernfall­s wäre der Friedhof ja irgendwann voll.“Entscheide­nd sei es, dass das Grab mit Würde geöffnet werde. Die Überreste des Vorgängers würden dann vorsichtig in eine Ecke gescho- ben, damit sei dem islamische­n Gedanken Rechnung getragen. Auf ewig ausgelegt sei nur die Nutzung des Geländes als Friedhof. Abudahab: „Das hat man uns zugesicher­t.“

Von Anfang an war es dem Verein zudem daran gelegen, die Anwohner bei dem Projekt mitzunehme­n. So konnten durch viele Gespräche Bedenken bezüglich möglichem Lärm oder Massengräb­ern ausgeräumt werden. „Das Gelände ist allerdings seit den 60ern als Friedhofsf­läche ausgewiese­n“, sagt Abudahab. „Die Anwohner wussten also, dass sie an einem Friedhof leben.“Dieser soll nun durch seinen parkähnlic­hen Charakter auch eine schöne Aussicht bieten. Für Abudahab profitiert die ganze Stadt von dem Muslimisch­en Friedhof, den er als „Meilenstei­n für die muslimisch­e Gemeinde“bezeichnet. Es sei ein Prestigeob­jekt, das weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahle. Abudahab: „Denn es zeigt, dass das Zusammenle­ben der Weltreligi­onen bei uns bestens funktionie­rt.“

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So soll der muslimisch­e Friedhof in Wuppertal einmal aussehen – gestaltet wie ein Landschaft­spark. Auf dem Gelände stehen eine Trauerhall­e und ein separates Waschhaus.

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