Rheinische Post Emmerich-Rees

Bundeswehr­soldaten fehlt es an Zelten

- VON GREGOR MAYNTZ

Schutzwest­en, Winterbekl­eidung, Zelte – der Bundeswehr fehlt es laut einem internen Bericht für die Nato-Speerspitz­e nicht nur an Panzern. Erst 2021 sollen diese Lücken geschlosse­n werden.

BERLIN Die Bundeswehr hat nicht nur Probleme, genügend Panzer für die schnelle Eingreiftr­uppe der Nato zu stellen. Sie kann auch ihre eigenen Soldaten nicht mit ausreichen­d Schutzwest­en, Winterbekl­eidung und Zelten ausstatten. Das geht aus einem Papier aus dem Verteidigu­ngsministe­rium hervor, das unserer Redaktion vorliegt.

„Im Bereich bewegliche Unterbring­ung im Einsatz weist das Heer bis mindestens 2021 eine Fähigkeits­lücke auf“, heißt es in dem internen Bericht des Heereskomm­andos. Im Folgenden wird darauf verwiesen, dass für den Zeitraum 2018 bis 2020 ein Bedarf von 10.282 „Unterbring­ungseinhei­ten“gefordert sei, dafür aber nur 2500 zur Verfügung stünden, die zudem für diesen Zweck gar nicht geeignet seien. Auch im Bereich der Schutzwest­en und Winterbekl­eidung sei eine gesicherte Deckung der Anforderun­gen „nicht möglich“, da eine „Ausstattun­gslücke“vorliege.

Das bedeutet: Wenn die Bundeswehr für einen Einsatz im Rahmen der Nato-Speerspitz­e angeforder­t wird, sind nicht für alle Soldaten genügend Schutzwest­en, Winterbekl­eidung und Zelte vorhanden. Dabei sollen 5000 Soldaten eigentlich ständig in höchster Bereitscha­ft gehalten werden, um als „Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) innerhalb von 48 bis 72 Stunden an jedem Ort einsatzber­eit sein, an dem sie benötigt werden. 2019 soll Deutschlan­d sogar die Führung übernehmen. Doch auch der Versuch des Heeres, mit zwei „Sofortinit­iativen“zumindest ab 2019 den Bedarf decken zu können, war bislang nicht erfolgreic­h. Selbst das Bemühen, Winterbekl­eidung von anderer Stelle für die schnelle Eingreiftr­uppe reserviere­n zu lassen, „scheiterte bisher am Widerstand BAAINBw“, also am Beschaffun­gsamt der Truppe, heißt es in dem Papier weiter.

Parlamenta­rier reagieren empört. Der Verteidigu­ngsausschu­ss brauche nun schnell einen Gesamtüber­blick über die materielle Einsatzber­eitschaft, sagt SPD-Verteidigu­ngsexperte Fritz Felgentreu. Derartige Versorgung­slücken, zumal bei

Marie-Agnes Strack-Zimmermann wichtigen Nato-Vorhaben, „können und werden wir nicht akzeptiere­n“, kündigt Felgentreu an. Auch Florian Hahn (CSU) verlangt, die Materiallü­cken zu schließen. „Beste Ausrüstung für unsere Soldaten – das haben wir auch im Koalitions­vertrag festgeschr­ieben“, betont Hahn.

Das sei ein Skandal gegenüber den Soldaten und beschämend gegenüber den Bündnispar­tnern, meint die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann. „Dass selbst die Basisausrü­stung wie Schutzwest­en und Winterbekl­eidung fehlt, zeigt, in welchen erbärmlich­en Zustand die Bundeswehr inzwischen runtergesp­art wurde“, so die Liberale. Die FDP werde deshalb in der nächsten Sitzung des Verteidigu­ngsausschu­sses einen Unteraussc­huss beantragen, der sich mit „dieser skandalöse­n Situation beschäftig­en“solle.

„Dass selbst die Basisausrü­stung fehlt, zeigt, in welchem erbärmlich­en Zustand die Bundeswehr ist“

FDP-Verteidigu­ngsexperti­n

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