Weltmeister auf dem Schneepflug gesucht
Zwei Männer aus NRW starten für Deutschland bei der Snowfighter Championship. Sieben Minuten Zeit haben sie für einen Parcours.
KAMEN Los geht es mit einer LinksRechts-Kombination, das 500 PS starke Räumfahrzeug samt Schneefräse muss zentimetergenau durch die Pylone manövriert werden. Ein Hindernis nach rechts verschieben, dann eins nach links, dann wieder nach rechts, alles auf Maß. Die Uhr läuft, ab sieben Minuten droht Punktabzug.
Reiner Dunker aus Bergkamen und Tim Petermann aus Ennepetal vertreten – als eines von vier Teams – Deutschland am 22. Februar bei der Weltmeisterschaft der Schneepflugfahrer, der Snowfighter Championship, in Danzig. Zusammen mit 21 weiteren Fahrern aus insgesamt neun Ländern nehmen sie an
dem Wettbewerb teil. Auch wenn dort kein echter Schnee geschoben wird, sei der Parcours durchaus vergleichbar. „An Autobahnabfahrten und auf Rastplätzen, wenn nachts alles voller Lkw steht, ist es manchmal ähnlich eng“, sagt Dunker. Bei den deutschen Meisterschaften in Brandenburg belegten Dunker und Petermann den dritten Platz und sicherten sich so die Teilnahme an der WM. In Brandenburg konnten sie sich noch abwechseln, in Danzig darf jedoch nur einer an den Start gehen: Dunker fährt, Petermann gibt Tipps.
Die Weltmeisterschaft im Schneeschieben findet zum dritten Mal statt, sie ist Teil des Internationalen Winterdienst-Kongresses des Weltstraßenverbandes. Der Verband besteht seit 1909, Teilnehmer aus aller Welt tauschen sich auf dem Kongress alle vier Jahre über Winterdienste, neue Techniken oder auch die Auswirkungen des Klimawandels aus. Parallel zum kommenden Kongress wird die dritte Weltmeisterschaft im Schneepflugfahren ausgetragen. Beim Parcours kommt es zu 70 Prozent auf Präzision an, zu 20 Prozent auf Geschwindigkeit, und zu zehn Prozent geht der Zustand des Fahrzeugs in die Wertung mit ein.
Am 21. Februar, einen Tag vor dem Wettkampf, kann Reiner Dunker in Danzig testen, ob die Übungsfahrten in Kamen ausgereicht ha- ben. Direkt als zweiter darf er auf die Strecke, gerade einmal zehn Minuten hat jeder Fahrer Zeit, sich auf die Strecke einzustellen. Größte Umstellung: In Danzig sitzen alle WMTeilnehmer am Steuer eines DAF. „Wir fahren in der Regel Unimog oder Iveco“, sagt Ingo Meyer, Leiter der Autobahnmeisterei Kamen. Bei Schaltung und Hydraulik müssten sich die Kollegen da schon umstellen. „Normal fahren wir Schaltung, der DAF aber verfügt über ein Automatikgetriebe“, sagt Dunker. Auch habe das WM-Fahrzeug mit 500 PS gut doppelt so viele Pferdestärken.
Im Brandenburger Trainingslager, in dem alle acht deutschen Teilnehmer zusammenkamen, hat sich Reiner Dunker zumindest ein wenig auf das unbekannte Fahrzeug einstellen können. Beim Trainingslauf in Danzig gibt es kurz vor dem Wettkampf die zweite Gelegenheit.