Eintauchen ins Meer
Vier Jahre Drehzeit, 125 Expeditionen, 39 Länder, 6000 Stunden unter Wasser – für die Dokumentation „Der blaue Planet“haben die britische BBC und der WDR keine Mühen gescheut.
DÜSSELDORF Ein Fisch, der sich wie eine Rakete aus dem Wasser katapultiert, Vögel fängt und dann frisst? Das galt lange als Seemansgarn, Fischer auf einem Atoll nahe der Seychellen erzählten sich davon. Britischen Naturfilmern ist es für die sechsteilige Doku „Der blaue Planet“gelungen, die Dickkopf-Stachelmakrele bei diesem Jagdmanöver mit der Kamera einzufangen.
Ziel der Filmemacher war es, Tiere und deren Verhalten zu zeigen, das so noch nicht dokumentiert war. Sie wagten sich mit Mini-UBooten und moderner Technik in die fast noch unbekannte Tiefsee. Schleppkameras filmten Delfine aus nächster Nähe, während diese pfeilschnell durch den Ozean schwammen. Saugkameras ermöglichen es dem Zuschauer, auf dem Rücken von Walhaien oder Orcas mitzuschwimmen. Dank Unterwasser-Endoskopkameras mit extrem hoher Auflösung befindet man sich auf der Couch Auge in Auge mit den kleinsten Lebewesen. Die Filmmusik hat Oscar-Preisträger Hans Zimmer geschrieben. Als Erzähler fungiert Schauspieler Axel Milberg.
Die Dokumentation zeigt, wie schön die Weltmeere sind, aber auch wie bedroht. So sind ganze Küstenabschnitte von Plastik verseucht, Korallenriffe wegen des Klimawandels zerstört. Im vergangenen Jahr lief „Der blaue Planet“schon in Großbritannien: Mehr als elf Millionen Zuschauer sahen die einzelnen Episoden, eine hatte sogar mehr als 14 Millionen Zuschauer – fast so viele wie das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Ein Tintenfisch versteckt sich vor einem Pyjama-Hai. Er legt sich eine Rüstung aus Muschelschalen an. Dieses Verhalten wurde noch nie zuvor gefilmt. Der Garibaldi-Fisch hat seinen Namen von einem italienischen Freiheitskämpfer und ist dafür bekannt, sein Territorium energisch zu verteidigen. Dickkopf-Stachelmakrelen können bei ihrer Jagd auf Jungvögel sogar aus dem Wasser springen. Teufelsrochen sind als reine Plankton-Fresser bekannt, Doch in der Serie „Der Blaue Planet” wird zum ersten Mal gezeigt, dass sie auch Fische fressen. Mit ihren Bewegungen schrecken Teufelsrochen auch winzige Organismen auf und
bringen sie zum Leuchten. Per Laser soll ein Walhai vermessen werden. 20 Meter lang und
20 Tonnen schwer ist er der größte Fisch in den Weltmeeren.
Bei Schafskopf-Lippfischen (l.) lassen sich Männchen und Weibchen sehr durch die Größe unterscheiden. Sind die Weibchen groß und alt
genug, können sie eine beachtliche Verwandlung durchmachen: Sie werden vom
Weibchen zum Männchen. Als einzige unter den Riff-Fischen
benutzen Großzahn-Lippfische Werkzeuge, um die harte Schale von Muscheln, ihrer Lieblingsbeute, zu knacken. Sie schlagen die Muschel immer wieder gegen einen Korallen
stock, bis die Schale bricht. Der Gießkannenschwamm (r.) ist ein Tiefseebewohner. Häufig finden sich darin Garnelenpärchen, die als Junglarven Schutz hinter den harten glasähnlichen Schwammwänden gesucht haben. Als Erwachsene sind sie zu groß, um zu entkommen, und daher lebenslang in diesem „Käfig einer Ehe“gefangen. Einige Große Tümmler sind dafür bekannt, sich mit der Schleimschicht von buschartigen
Hornkorallen „einzureiben“, die antibiotische Substanzen enthält.