Rheinische Post Emmerich-Rees

Schempp freut sich nach Fotofinish über Silber

- VON NICOLAS REIMER UND OLIVER MUCHA

Biathlet Simon Schempp holt bei einem tollen deutschen Mannschaft­sergebnis seine erste Olympia-Einzelmeda­ille.

PYEONGCHAN­G (sid) Simon Schempp machte sich am Ende eines spektakulä­ren, wahnsinnig spannenden Schlussspu­rts ganz lang und krachte neben Martin Fourcade in den Schnee. Einige Sekunden lang wusste niemand, wer denn nun Gold im olympische­n Massenstar­t gewonnen hatte. Der deutsche Weltmeiste­r? Oder doch der Biathlon-Dominator aus Frankreich, der allerdings wütend mit seinem Skistock herumfucht­elte?

Erst das Zielfoto brachte Gewissheit: Gold ging um eine Fußspitze an Fourcade, den großen Favoriten – aber Simon Schempp erfüllte sich am Sonntag den Traum von der ersten Olympia-Einzelmeda­ille. „Ich bin mega happy“, sagte er, „ich wusste, dass es verdammt knapp ist. Ich kam immer näher.“Er vermutete: „Noch fünf Meter, dann hätte ich ihn vielleicht gepackt.“Die Teamkolleg­en hoben ihn dennoch auf ihre Schultern wie einen Sieger.

Unbarmherz­ig hatte der 29-Jährige den verwundbar erscheinen­den Verfolgung­s-Olympiasie­ger über die Anstiege gehetzt. Fourcade rettete sich und ist nun der erfolgreic­hste Olympionik­e seines Landes. Dritter wurde Emil Hegle Svendsen (Norwegen) vor Erik Lesser und Benedikt Doll. Sprint-Olympiasie­ger Arnd Peiffer wurde 13.

Einziger deutscher Medailleng­ewinner im Massenstar­t war zuvor Michael Greis, der den Wettbewerb 2006 bei der Olympia-Premiere in Turin gewonnen hatte. Dem wollten gestern Peiffer, der überrasche­nde Goldgewinn­er, und Doll, der ebenso unerwartet Verfolgung­s-Bronze geholt hatte, nacheifern. Als Weltmeiste­r durfte auch Schempp mit einer Medaille liebäugeln, und Erik Lesser war immerhin derjenige, der in Sotschi die einzige Einzel-Medaille für die Biathlon-Männer gewonnen hatte. Für das letzte Einzelrenn­en vor den Staffel-Wettkämpfe­n war Spannung programmie­rt.

Und die gab es. Wenig überrasche­nd gaben Fourcade und Johannes Thingnes Bö (Norwegen) in der ersten Runde das Tempo vor. Der Rest des Feldes konnte dem Duo je- doch problemlos folgen, erst nach dem Schießen bildeten sich Lücken. Die fehlerfrei­en Doll, Schempp und Lesser verließen das Stadion mit der Spitzengru­ppe. Doll setzte sich im Verlauf der zweiten Runde sogar an die Spitze, er lag nach einer zweiten perfekten Schieß-Einlage vor Lesser. Auch Schempp und Peiffer gehörten zur vorderen Gruppe.

Nach dem dritten Schießen mussten Peiffer und Doll in die Strafrunde, Bö schoss sich mit gleich drei Fehlern ganz aus dem Medaillenr­ennen. Lesser und Schempp nahmen hingegen die Verfolgung des sechsmalig­en Gesamtwelt­cup-Siegers Fourcade auf. Beim letzten Schießen patzten alle, die Entscheidu­ng fiel auf der dramatisch­en Schlussrun­de. Neben dem Duell um Gold lieferten sich Doll, Lesser und Svendsen einen Dreikampf um Bronze. Der Norweger hatte das bessere Ende für sich, „Erik und ich hätten ein bisschen mehr draus machen können“, meinte Doll. Trotzdem trugen er und Lesser mit den Plätzen vier und fünf zu einem hervorrage­nden deutschen Mannschaft­sergebnis bei.

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