Rheinische Post Emmerich-Rees

Stahlindus­trie fürchtet US-Dumpingzöl­le

-

WASHINGTON/BERLIN (RP) Bei den größten Handelspar­tnern der USA stoßen neue Pläne aus Washington für Schutzzöll­e und Importquot­en zur Unterstütz­ung der amerikanis­chen Stahl und Aluminiumi­ndustrie auf scharfe Kritik.

BDI-Präsident Dieter Kempf befürchtet angesichts der angedrohte­n US-Zölle auf Stahlimpor­te negative Folgen für die Exportnati­on Deutschlan­d. „Es ist falsch, im Alleingang Einfuhren massiv einzuschrä­nken. Dies könnte Gegenmaß- nahmen anderer Staaten zur Folge haben“, sagte Kempf gestern in Berlin. Das Vorgehen der USA könnte andere Länder dazu bewegen, ebenfalls protektion­istische Maßnahmen mit der Begründung nationaler Sicherheit­sbedenken zu ergreifen. „Das würde die Handelsnat­ion Deutschlan­d rasch treffen“, betonte Kempf. Etwa jeder vierte deutsche Arbeitspla­tz hänge am Export, in der Industrie mehr als jeder zweite.

Der Direktor des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirt- schaft, Michael Hüther, forderte in der „Welt am Sonntag“, der Bund müsse „klare Kante zeigen“, wenn die US-Pläne gegen WTO-Regelungen verstießen. Zwar seien die Exporte deutscher Stahlherst­eller gering, sagte der Präsident der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Aber die Strafzölle würden Stahlliefe­rungen aus Fernost umlenken, denn der EU-Stahlmarkt sei der offenste der Welt. „Die Industrie wäre überforder­t, wenn andere ihre Märkte abschotten.“

Die Einschätzu­ng, dass europäisch­e oder gar deutsche Stahlliefe­rungen die nationale Sicherheit der USA bedrohen könnten, teile die Bundesregi­erung nicht, sagte die amtierende Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries der „Welt am Sonntag“. Es gebe keine Grundlage für einseitige US-Importbesc­hränkungen. „Die Welthandel­sorganisat­ion WTO und das internatio­nale Stahlforum sind die richtigen Plattforme­n, um das Problem globaler Stahlüberk­apazitäten anzugehen.“ Auch Südkorea kündigte an, im Falle von Strafzölle­n die WTO anzurufen. China stellte Gegenmaßna­hmen in Aussicht.

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross hat Präsident Donald Trump mehrere Möglichkei­ten vorgelegt, Stahlund Aluminiumh­ersteller vor ausländisc­hen Einfuhren zu schützen. Eine Option sei, auf sämtliche Stahlimpor­te aus allen Ländern weltweit einen Zoll von mindestens 24 Prozent zu erheben und für Aluminiump­rodukte 7,7 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany