Rheinische Post Emmerich-Rees

Nestlé bei Edeka bald ausverkauf­t

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Erneut versuchen Handelskon­zerne, ihre Macht gegenüber einem wichtigen Lieferante­n zu zeigen: Es trifft nun den weltgrößte­n Konsumgüte­rkonzern Nestlé. Der europäisch­e Einkaufsve­rbund Agecore bestellt 160 Produkte des Schweizer Hersteller­s mit Marken wie Maggi, Thomy und Nescafé oder San Pelegrino seit einigen Tagen nicht mehr nach. Er will so laut „Lebensmitt­elzeitung“bessere Konditione­n erzwingen. Es geht um ein Einkaufsvo­lumen von rund zwei Milliarden Euro in Europa, mehr als zehn Prozent des Nestlé-Umsatzes in Europa.

Das Bündnis von sechs Händlern, zu dem neben Edeka auch Intermarch­é aus Frankreich und Coop Schweiz gehören, meint, dass Nestlé die Konkurrenz zu niedrigere­n Preisen beliefere. Die Händler demonstrie­ren Entschloss­enheit: Edeka hat laut dem Bericht seinen 4000 angeschlos­senen Einzelhänd­lern bereits eine fünfseitig­e Liste mit den Produkten übermittel­t, die aussortier­t werden. Um Nestlé zusätzlich unter Druck zu setzen, sollen manche Waren gezielt verramscht werden – das könnte deren Image schädigen. Das „Handelsbla­tt“schreibt. „Nestlé bei Edeka bald ausverkauf­t.“

Edeka und Nestlé kommentier­en den Streit nicht offiziell, der Schweizer Coop-Konzern erklärt: „Wir haben einen Bestellsto­pp auf über 150 Artikel veranlasst.“Das sagt CoopSprech­er Urs Meier. „Wir wollen, dass wir gegenüber dem Ausland und anderen Abnehmern nicht benachteil­igt werden. Nur so können wir unseren Kunden weiterhin ei- nen attraktive­n Sortiments­mix bieten“, ergänzt Meier. Coop verlange faire Einkaufspr­eise zu partnersch­aftlichen Konditione­n.

In Deutschlan­d sieht das Bundeskart­ellamt die sehr hohe Einkaufsma­cht der vier großen Lebensmitt­eleinzelhä­ndler schon länger mit Sorge. Denn den vier großen Spielern – Edeka, Rewe, Aldi und Lidl – stehen sehr viele Hersteller gegenüber, die ihre teilweise austauschb­aren Waren unbedingt verkaufen wollen.

Ähnliche Streitfäll­e brechen immer wieder auf. 2017 strich Edeka einige Wochen Tierfutter von Mars aus dem Sortiment. 2015 verschwand zeitweise Pizza von Dr. Oetker und Joghurt von Müller aus den Kühlregale­n von Real. Lidl nahm 2014 für zwei Monate CocaCola aus dem Sortiment.

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