Rheinische Post Emmerich-Rees

Baufirmen im Kreis Kleve droht Fachkräfte­mangel

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KREIS KLEVE (RP) Betonbauer gesucht: Die Bauwirtsch­aft im Kreis Kleve steuert auf einen immer größeren Fachkräfte-Engpass zu. 113 Stellen in der Branche waren hier im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich länger als drei Monate unbesetzt – 38 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Das hat die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt mitgeteilt. Die IG BAU beruft sich dabei auf eine Sonderausw­ertung der Bundesagen­tur für Arbeit. Insgesamt waren im Kreis Kleve demnach im Jahresmitt­el 196 offene Bauarbeite­r-Jobs gemeldet.

„Während die Baukonjunk­tur so gut dasteht wie zuletzt Ende der 1990er Jahre, finden heimische Unternehme­n oft keine Fachleute mehr“, sagt Karina Pfau. Die Bezirksvor­sitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhei­n nennt den Trend ein „Alarmsigna­l“. Vom Zimmerer bis zum Estrichleg­er fehlten in der Region Spezialist­en in nahezu allen Bausparten.

Pfau sieht hierfür einen doppelten Grund: „Einerseits haben viele Firmen trotz anziehende­r Auftragsla­ge ihre Personalde­cke in den letzten Jahren nicht ausreichen­d aufge- stockt. Anderersei­ts hat der Bau mit einem großen Nachwuchsp­roblem zu kämpfen. Zwar verdienen Azubis hier mehr als in allen anderen Branchen – doch immer mehr Schulabgän­ger zieht es an die Uni.“

Ende 2017 zählten die Sozialkass­en der Bauwirtsch­aft im Kreis Kleve 62 neue Ausbildung­sverträge.

Die IG BAU schlägt vor, in Schulen verstärkt für eine Handwerksa­usbildung zu werben. „Vielen gilt ein Studium als Nonplusult­ra – obwohl Karriere- und Verdienstc­hancen in der Bauwirtsch­aft oft mindestens genauso gut sind“, sagt Pfau. Aber auch die Betriebe seien gefordert: „Sie sollten auf Qualität und gute Arbeitsbed­ingungen setzen. Subunterne­hmen und Billigheim­er aus dem Ausland kommen die Branche am Ende teuer zu stehen. Sie senken letztlich die Standards“, so die Bezirksvor­sitzende.

Das beste Rezept gegen den Fachkräfte­mangel sei dabei, den Beschäftig­ten ein ordentlich­es Auskommen und gute Arbeitsbed­ingungen zu bieten.

So fordert die IG BAU in der aktuellen Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn und die Bezahlung von Fahrzeiten.

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