Das harte Leben der Frauen im Mittelalter
Mit einer interessanten Ausstellung meldet sich das Rheinmuseum aus der Winterpause zurück.
EMMERICH (H.W.) Die Stellung der Frau in der Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrhunderten in vielen Teilen der Welt verändert. Noch im Mittelalter waren die Frauen für die schwere Landarbeit und das Wohlergehen der Familie zuständig. Das Frauenleben im Mittelalter schilderte die Kunsthistorikerin Alice Selinger in einem Vortrag anlässlich einer Ausstellungseröffnung am Sonntag im Rheinmuseum. In ihren Worten wurde klar, dass das Leben der Frauen im Mittelalter nicht zu beneiden war. Als Arbeiterin in Familie, auf dem Feld, bei Krankheiten und bei sexuellen Handlungen mit Männern wurde auf ihre weiblichen Bedürfnisse keine Rücksicht genommen. Sie hatte einfach zu funktionieren. Es gab nur eine Möglichkeit, diesem harten Schicksal zu entgehen: Der Weg ins Kloster, der einzigen Möglichkeit für Frauen, lesen und schreiben zu lernen. Doch diesen Weg konnten sich nur Familien mit viel Geld oder Besitz leisten.
Erst im ausgehenden Mittelalter änderte sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft. In Europa haben die Frauen durch engagierte Persönlichkeiten den Weg zu einer Gleichberechtigung gegenüber den männlichen Partnern weitgehend erreicht.
Alice Selinger demonstrierte in verschiedenen Glasvitrinen die unterschiedlichen Aufgaben der Frau mit vielen Beispielen. Da sah man kleine Ledertaschen, aus Tierleder gefertigt, Wolle, an Spinnrädern zu Strängen verarbeitet oder einen Baumwollzweig, dessen ‘Wolle’ in Kleidungsstücken wiederzufinden war. Um Bier zu brauen sammelten die Frauen Kräuter wie beispielsweise Schafgarbe oder Lavendel. Ein besonderes Kapitel war die Beziehung zu Männern. Verbreitet waren Rezepte zur Eindämmung des männlichen Sexualtriebs.
Alice Selinger hat sich als Kunsthistorikerin schon lange mit diesen und ähnlichen Themen befasst. Schon zweimal war sie mit Ausstellungen in Emmerich und hinterließ jedesmal bei den Besuchern einen guten Eindruck. Eine 90-jährige Besucherin der Ausstellung konnte sich noch gut an die Herstellung von Besen aus Reisig erinnern und staunte über die ausgestellten Besen, die kaum Spuren von Abnutzung zeigten.
Die Ausstellung ist noch bis zum 8. April zu sehen.