Bürgerbus: Neuer Halt in Haffen?
Für Senioren wäre es eine Erleichterung, wenn der Bürgerbus weitere Stationen ansteuerte. Kapazitäten wären frei.
MEHR (ha) In Mehr gibt es keine Vollversorgung mehr. Für Arztbesuche, oder wenn Medikamente aus der Apotheke gebraucht werden, geht’s oft nach Mehrhoog. Aber da muss man erstmal hinkommen. Der Bürgerbus hält nur einmal im Ortskern von Mehr. Adele Storm, 89 Jahre, schlägt vor, dass die Busroute über die Außenbereiche von Mehr laufen sollte: „Da wohnen viele ältere Bürger, die nicht mehr gut zu Fuß sind.“Sie regt an, die Mehrbruchstraße, den Gruenewaldsweg und die Vinzenzstraße anzubinden. Vielleicht sogar bis Haffen zu fahren. „Es gibt viele in Mehr, die das sagen. Als ältere Mitbürgerin verliert man zunehmend seine Selbstständigkeit. Man fühlt sich ein bisschen abgeschnitten. Nicht alle haben Verwandte, die einen fahren können“, so Adele Storm.
Dabei könnte sich jetzt eine Lösung anbieten. Der Bürgerbus, der im Anderthalb-Stunden-Takt zwischen Mehr und Brünen verkehrt, hätte ab Sommer freie Kapazitäten. Johannes Peters, Vorsitzender des Bürgerbusvereins aus Mehrhoog, weist auf eine neue Verbindung von Hamminkeln über Brünen und Marienthal nach Lühlerheim hin. „Unser Bus fährt dann nur noch bis zum Rathaus Hamminkeln, so dass wir 20 Minuten Zeit hätten, um nicht nur bis Mehr, sondern auch bis Haffen zu fahren.“Mit dieser Idee sprach er letztes Jahr bei der Stadt Rees vor, doch wurde ihm mitgeteilt, dass Bürgermeister Christoph Gerwers diese neue Bürgerbusverbindung ablehnt.
„Das hat seinen Grund“, weiß der zuständige Mitarbeiter im Rathaus, Georg Messing. „Auf dieser Strecke fährt die Linie 86, also der Bus von Rees nach Wesel, alle zwei Stunden verkehrt auf dieser Linie der Taxibus, der dann bis zum Bahnhof Mehrhoog weiterfährt. Der Bürgermeister wollte keinen Parallelverkehr, der den bisherigen schwächt.“Johannes Peters vermutet eher, dass man befürchtet, dass durch den erweiterten Bürgerbusverkehr die Kaufkraft nach Mehrhoog abwandern könnte. Der Vorteil des Bürgerbusses: Er fährt nach Fahrplan und muss nicht, wie beim Taxibus eine halbe Stunde vor Abfahrt telefonisch bestellt werden.
Der Bürgerbus wird von den Mehrern sehr gut frequentiert, insbesondere da er mit einer Niederflurtechnik ausgerüstet ist, damit die Fahrgäste mit behinderungs- oder altersbedingten Einschränkungen barrierefrei zusteigen können. Platz hat er für acht Fahrgäste. Fest steht aber auch, sollte er bis Haffen fahren, müsste sich die Stadt Rees an den Kosten beteiligen.
Der Bürgerbus, seit zehn Jahren im Einsatz, lebt vom ehrenamtlichen Engagement der Bürgerbusfahrer und -fahrerinnen. 60 stehen wochentags parat, und Johannes Peters stockt den Fahrerpool regelmäßig auf.
Dass der Bürgerbus Wertschätzung erfährt, hören Johannes Peters und seine Kollegen nicht nur von Fahrgästen. „Wir hatten vor einiger Zeit ein Problem mit der Bodenheizung im Bus. Also habe ich bei Firma van Bebber in Mehr nachgefragt, ob sie sich den Wagen mal ansehen können.“Zwei Stunden waren zwei Meister an einem Samstag im Einsatz, um die Heizung zu reparieren. „Als ich nach der Rechnung fragte, hieß es nur: ,Das geht aufs Haus’“, freute sich Johannes Peters, der mit so einer Geste niemals gerechnet hätte.