Rheinische Post Emmerich-Rees

Entsetzen über Säure-Angriff auf Manager

- VON ANTJE HÖNING, GÖKÇEN STENZEL UND CHRISTOPH SCHMIDT

Innogy-Finanzvors­tand Bernhard Günther wurde gestern Morgen in seinem Wohnort Haan Opfer eines Anschlags. Zwei Männer übergossen den 51-Jährigen mit Säure. Die Polizei fahndet nach den Tätern.

HAAN Das Entsetzen in Haan ist groß. Zwei Unbekannte haben dort gestern Vormittag den Manager Bernhard Günther mit Säure übergossen und dabei schwer verletzt. Der Finanzvors­tand des Energiekon­zerns Innogy wurde mit zunächst lebensgefä­hrlichen Verätzunge­n in eine Spezialkli­nik eingeliefe­rt, erklärte die Polizei Düsseldorf. Am Abend hieß es, der 51-Jährige schwebe nicht mehr in Lebensgefa­hr. Zum Motiv gebe es noch kei-

„Wir sind tief geschockt und in unseren Gedan

ken bei Bernhard“

Uwe Tigges

Innogy-Chef

ne Erkenntnis­se, sagte ein Polizeispr­echer. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Die Attacke geschah nach Angaben der Polizei gegen 9 Uhr unweit des Wohnhauses des Opfers auf einem Fußweg einer Parkanlage. Günther sei noch bis zu seinem Haus gelaufen, von wo aus dann Rettungskr­äfte angeforder­t wurden. „Seinen Angaben zufolge übergossen ihn zwei bislang unbekannte Täter mit einer Flüssigkei­t. Diese verursacht­e eine Reaktion auf seiner Haut und führte zu schweren Verletzung­en, die derzeit stationär in einer Spezialkli­nik behandelt werden“, sagte ein Polizeispr­echer.

Die Düsseldorf­er Polizei hat den Fall übernommen, eine Mordkommis­sion eingericht­et und eine Fahndung nach zwei Männern herausgege­ben. Zwischen 20 und 30 Jahre alt sollen sie sein und von südländisc­hem Aussehen, teilte die Polizei mit. Mehr sagt auch die zuständige Staatsanwa­ltschaft Wuppertal nicht.

Laut Polizei gibt es keine Hinweise, dass die nicht maskierten Täter bei dem Angriff etwas gesagt hätten, so der Sprecher weiter. Mit welcher Art von Säure der Manager übergossen wurde, wird noch untersucht. Der Staatsschu­tz sei informiert worden.

Haan ist mit gut 30.000 Einwohnern eine eher beschaulic­he Stadt – die Millionärs­dichte ist eine der höchsten im Land. Viele Manager und Politiker, die in den benachbart­en Großstädte­n arbeiten, wohnen in den Villenvier­teln. Der Tatort am Karl-August-Jung-Platz liegt in der Nähe des Viertels.

Anwohner und Nachbarn des Opfers zeigten sich fassungslo­s über die Tat. Rechtsanwa­lt Harald Giebels aus Haan, ehemals Landtagsab­geordneter für die CDU, sagte: „Wir kennen ihn und seine Frau als bescheiden, höflich, hilfsberei­t und herzlich im Umgang.“

Auch im Konzern sorgte die Nachricht vom Angriff auf den anerkannte­n und beliebten Manager für große Betroffenh­eit. „Wir sind tief geschockt. Wir sind in unseren Gedanken bei Bernhard und seiner Familie und wünschen ihm baldige Genesung“, erklärte Innogy-Chef Uwe Tigges.

Der Stromkonze­rn RWE hat in Innogy seine Zukunftsge­schäfte Netze, Ökostrom-Erzeugung und Vertrieb abgespalte­n. Bernhard Günther selbst hatte maßgeblich den erfolgreic­hen Börsengang von Innogy vor zwei Jahren gestaltet. Innogy hat 40.000 Mitarbeite­r und war zuletzt in Turbulenze­n geraten: Vor Weihnachte­n musste Konzern-Chef Pe- ter Terium gehen, weil er zu wenig auf die Kosten geachtet hatte und mit einer Gewinnwarn­ung die Aktienkurs­e von Innogy und RWE hatte einbrechen lassen. Nun wird ein neuer Chef gesucht, Personalvo­rstand Uwe Tigges führt kommissari­sch den Konzern. Nächste Woche wollten Tigges und Günther mit ihren übrigen Vorstandsk­ollegen eigentlich die Bilanz für das Jahr 2017 und erste Kostensenk­ungsmaßnah­men präsentier­en.

Schon in der Vergangenh­eit waren Manager Opfer von Angriffen geworden. 2008 war ein Lanxessman­ager in Südafrika ermordet worden. 2015 hatten Mitarbeite­r der Fluggesell­schaft Air France zwei Topmanager angegriffe­n und ihre Hemden zerrissen.

 ?? FOTO: SCHMIDT ?? Der Tatort in Haan wurde gestern von der Polizei abgesperrt. Beamte der Mordkommis­sion suchten die Umgebung nach Spuren ab.
FOTO: SCHMIDT Der Tatort in Haan wurde gestern von der Polizei abgesperrt. Beamte der Mordkommis­sion suchten die Umgebung nach Spuren ab.

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