KULTURTIPPS
„Düsseldorfer Reden“mit Charlotte Knobloch Musik aus tiefster Geigerseele Pianist Grigory Sokolov spielt in der Tonhalle
Vortrag Sie gehört zu den bekanntesten und meinungsstärksten jüdischen Vertretern in Deutschland: Charlotte Knobloch. Die gebürtige Münchnerin wurde als Kind vor der Deportation in das Konzentrationslager Ghetto Theresienstadt von einer Hausangestellten ihres Onkels gerettet und bis 1945 auf einen Bauernhof in Arberg untergebracht. Diese Erfahrung lässt die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland nicht ruhen, neue Strömungen des Antisemitismus zu verurteilen. Die 85-Jährige wird am Sonntag, 11. März, bei den Düsseldorfer Reden – einem Gemeinschaftsprojekt des Schauspielhauses und der Rheinischen Post – zu erleben sein. Im Central spricht sie über „In Deutschland geblieben! Und angekommen! (?)“. los Termin So., 11. März, 11 Uhr, Worringer Str. 140, Düsseldorf, Karten unter Tel. 0211 36 99 11, per Mail: karten@duesseldorfer-schauspielhaus.de Klassik Die einen kamen aus dem hohen Norden nach Deutschland, um hier tief in die Tradition der klassischen Musik einzudringen und die letzten Weihen zu empfangen. Dann kehrten sie zurück, kümmerten sich um die authentische Musik ihrer Heimat und um die Art, wie sie selbst als Komponisten in dieser nationalmusikalischen Thematik eine eigene und unverwechselbare Stimme fanden.
Für Hjalmar Borgstrøm war das nicht der richtige Plan. Der 1864 in Oslo geborene Komponist ging 1887, als 23-Jähriger, nach Leipzig, aber er dachte nicht daran, sich die zentraleuropäischen Errungenschaften alsbald wieder abzuschminken. Er war infiziert von der Macht der Programmmusik, er genoss das volle Programm von Johannes Brahms, Franz Liszt und Richard Wagner und stand einem norwegischen Idiom fern (wie es etwa, selbstverständlich auf wundervollem Niveau, bei Edvard Grieg der Fall gewesen war). Und als Borgstrøm zurück war in Oslo, da fiel der Erfolg seiner Musik nur matt aus: Man sehnte sich zumal nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Esprit, nicht nach Erdenschwere. Norwegen schaute nach Frankreich, und Borgstrøm musste sein Geld als Musikkritiker verdienen. In dieser Klassik Seit vielen Jahren zählt er zu den Giganten seiner Zunft. Mit 16 Jahren gewann er den Moskauer Tschaikowski-Wettbewerb, das war damals eine Sensation. Heutzutage sind seine Auftritte Ereignisse, auch wenn er sich im offiziellen Programm nur mit angeblichen Kleinigkeiten beschäftigt. Diesmal ist der russische Pianist Grigory Sokolov, 1950 in Sankt Petersburg geboren, bei seinem Klavierabend in der Düsseldorfer Tonhalle (Donnerstag, 8. März, 20 Uhr) ausschließlich mit Musik der Wiener Klassik und Frühromantik unterwegs: Er spielt im ersten Teil Klaviersonaten von Joseph Haydn (alle in einer Moll-Tonart) sowie die vier berühmten Impromptus D 935 von Franz Schubert. Die Musikfreunde sollten sich übrigens darauf gefasst machen, dass Grigory Sokolov nach dem Schlussakkord einen dritten Programmteil beginnt: denjenigen der Zugaben. (www.heinersdorff-konzerte.de) w.g. Profession war er allerdings hoch angesehen, er galt als Instanz.
Dabei ist das wundervolle Violinkonzert G-Dur op. 14 aus dem Jahr 1914 ein echter Knüller, und man kann dem schwedischen Label BIS dankbar sein, dass er das Werk jetzt in Bestbesetzung hat aufnehmen lassen. Den Solopart spielt die fabelhafte junge norwegische Eldbjørg Hemsing: Sie prunkt mit einer glän- zenden Technik, ihr Ton ist leuchtend, hat Schmelz – und über allem thront die Grandezza einer freien Geigerseele. Die 27-jährige Künstlerin, von der man noch sehr viel hören wird, holt das Werk, das man wunderbar unbeschwert hören kann, sozusagen zurück ins Repertoire. Dabei helfen die Wiener Symphoniker unter Leitung von Olari Elts meisterlich mit. Abgerundet wird diese SACD durch eine nicht minder beeindruckende, die Kanten und Abgründe der Musik einfangende Wiedergabe des Violinkonzerts Nr. 1 a-Moll von Dmitri Schostakowitsch. Wolfram Goertz