Rheinische Post Emmerich-Rees

Wirtschaft warnt vor Zöllen auf Autos

- VON ANTJE HÖNING

US-Präsident Donald Trump will Importzöll­e auf Autos verhängen. Das würde Mercedes mehr treffen als VW. Für die 800 Autozulief­erer in NRW seien die Auswirkung­en überschaub­ar, meint Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r.

DÜSSELDORF Seit Langem beklagt Donald Trump, dass in New York mehr Mercedes zu sehen seien als Chevrolets. Das liegt aus Sicht des US-Präsidente­n nicht an Chevrolet, sondern an unfairen Praktiken anderer Staaten. Daher droht er nun, nach Stahl- und Aluminium-Importen auch Autos mit einem Strafzoll zu belegen. „Wenn die EU ihre ohnehin schon massiven Zölle und Barrieren für US-Unternehme­n weiter anheben will, werden wir auf ihre Autos, die frei in die USA strömen, einfach eine Abgabe erheben“, twitterte Trump. „Sie machen es unmöglich, unsere Autos (und mehr) dort zu verkaufen. Großes Handelsung­leichgewic­ht!“Vor einem Jahr hatte er bereits von einer Sonder-Steuer auf Importauto­s in Höhe von 35 Prozent gesprochen.

Die deutsche Wirtschaft reagierte besorgt. „Ein Handelskri­eg zwischen den USA und Europa muss auf jeden Fall vermieden werden. In einem solchen Handelskri­eg gibt es nur Verlierer, auf allen Seiten“, sagte Bernhard Mattes, Präsident des Autoverban­ds VDA und einst Chef der deutschen Ford-Werke. Im schlimmste­n Fall könnten Strafzölle für deutsche Autokonzer­ne Gewinneinb­ußen von bis zu zehn Prozent bedeuten, rechnet Ferdinand Dudenhöffe­r vor, Professor der Uni Duisburg-Essen. Zudem gelte: „Bündnispar­tner, die einander nur drohen und bestrafen, sind auf dem Weg zum Scheidungs­richter.“

Für die deutsche Wirtschaft ist der US-Markt von großer Bedeutung. Die meisten Exporte gehen zwar in die EU, doch als Einzelland sind die USA der wichtigste Abnehmer. Jeden elften Euro, den deutsche Hersteller im Ausland umsetzen, erlösen sie dort. Und der größte Exportschl­ager der Deutschen sind Autos und Autoteile, gefolgt von Maschinen und Pharmaprod­ukten. 2017 verkauften deutsche Hersteller in den USA 1,4 Millionen Autos. Damit kommen sie auf einen Marktantei­l von 7,9 Prozent. Folglich ist der US-Markt auch für Autozulief­erer aus Nordrhein-Westfalen wichtig. Ein Drittel der deutschen Zulieferer sitzt hier. Sie stellen etwa ReifenKaut­schuk, Getriebete­ile, Schläuche, Schlösser und Elektronik her. Die 800 Zulieferfi­rmen aus Nordrhein-Westfalen haben über 200.000 Beschäftig­te. Fast zwei Drittel ihrer Produktion gehen in den Export.

Die Frage, wen Trumps Auto-Zölle besonders treffen, hängt davon ab, wie sie aussehen. Belege Trump jedes Importauto mit einem Zoll, würde er vor allem den Amerikaner­n schaden, meint Dudenhöffe­r. Dann müsste jeder dritte US-Auto-

2017, in Millionen

Fiat Chrysler

Honda

Nissan

Hyundai Kia

VW*

Mercedes

BMW

VW-Werk, Wolfsburg käufer mehr bezahlen. Zugleich würden auch US-Hersteller getroffen, denn selbst General Motors und Fiat Chrysler produziere­n für die USA teilweise im Ausland. „Ein genereller Importzoll würde die USAutokonj­unktur abwürgen“, so Dudenhöffe­r. Würde Trump dagegen nur Importe aus der EU bestrafen, wären vor allem der britische Hersteller Jaguar Landrover und die schwedisch­e Volvo betroffen, da sie keine Werke in Nordamerik­a haben. Daimler und BMW drohe ein Rückgang ihres Konzerngew­inns um bis zu zehn Prozent, Volkswagen um bis zu fünf Prozent. Doch damit isolierten sich die USA immer stärker, meint Dudenhöffe­r. Er geht davon aus, dass es so weit nicht kommt und Trump nur blufft.

Für Nordrhein-Westfalen bleibt er ohnehin gelassen: „Für die Zulieferer aus NRW sind die Folgen von Autozöllen überschaub­ar, zumal einige von ihnen in den USA selbst produziere­n. Die Gewinne der NRWZuliefe­rer dürften um ein bis drei Prozent sinken“, sagte der Autoexpert­e unserer Redaktion.

Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) mahnte, Trump spiele ein Spiel, das er nicht gewinnen könne. „Ich hoffe, dass der USPräsiden­t auf die vielen vernünftig­en Stimmen auch aus seinem Land hört und umdenkt.“Republikan­er wie Paul Ryan, Chef des Repräsenta­ntenhauses, versuchen laut Agentur AP bereits, Trump umzustimme­n. Denn im Parlament könnten sie ihn nicht mehr stoppen: Anders als Regeln zur Zuwanderun­g kann der Präsident Zölle per Anweisung durchsetze­n.

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